Viertimpfung geht nur „off label“

Solange das Land noch keine Vorgaben zur erneuten Auffrischung der Coronaimpfung verlautet hat, mahnt das Landratsamt zur Geduld. Wer den vierten Piks unbedingt will, muss dies mit dem Arzt abklären und auf dessen Einlenken hoffen. Erste Beispiele gibt es.

Obwohl der Andrang in den Impfstützpunkten zurückgeht und genügend Impfstoff vorhanden ist, wird im Kreis vorerst nicht zur Viertimpfung gegen das Coronavirus aufgerufen. Der Grund: Die Rahmenbedingungen sind auf Landesebene noch nicht geklärt. Archivfoto: A. Becher

© Alexander Becher

Obwohl der Andrang in den Impfstützpunkten zurückgeht und genügend Impfstoff vorhanden ist, wird im Kreis vorerst nicht zur Viertimpfung gegen das Coronavirus aufgerufen. Der Grund: Die Rahmenbedingungen sind auf Landesebene noch nicht geklärt. Archivfoto: A. Becher

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. Wer bei den Coronaimpfungen im Vorjahr früh dran war, für den steht bald schon die Überlegung an, wie es mit der Auffrischung weitergehen soll. „Es wird aktuell an allen Ecken und Enden darüber diskutiert“, weiß auch Dezernent Gerd Holzwarth. Vieles sei noch im Unklaren. „Die Empfehlung einer Viertimpfung wird vermutlich kommen, aber wir wissen noch nicht wann und in welchem Abstand zur Drittimpfung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es dafür klare Regeln gibt.“

Das Landratsamt könne aktuell keine Empfehlung für eine Viertimpfung aussprechen. Die Umsetzung der Impfkampagne sei Landesaufgabe. Bisher empfehlen weder das Landesgesundheitsamt oder das Sozialministerium noch das RKI oder die Stiko eine vierte Impfung. Wer allerdings auf Nummer sicher gehen möchte, der hat die Möglichkeit dazu. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rems-Murr-Kliniken, die bereits zwischen August und Oktober 2021 ihren Booster bekommen haben, können sich etwa zum vierten Mal auf eigenen Wunsch bei internen Impfaktionen impfen lassen, teilt die Pressestelle des Landratsamts mit. Dabei handelt es sich aber um sogenannte Off-Label-Impfungen. Das bedeutet, sie erfolgen außerhalb des von den Zulassungsbehörden genehmigten Gebrauchs.

Mit dem Thema hat sich auch Gudrun Gruber aus Murrhardt auseinandergesetzt. Die 84-Jährige hatte schon im September den Booster bekommen. „Ich hätte kontrollieren lassen können, ob ich noch genügend Antikörper im Blut habe“, erklärt sie. Oder sich eben gleich die vierte Impfung abholen. Ihre Nachbarin sei in der gleichen Situation und habe am Murrhardter Impfstützpunkt nachgefragt, ob das möglich sei. „In Israel wird ja schon großflächig zum vierten Mal geimpft“, weiß Gruber. Und siehe da, das Impfteam habe zugestimmt. „Also war ich mal mutig und habe es ausprobiert“, sagt Gudrun Gruber. Nach drei Impfungen mit dem Biontech-Impfstoff habe sie dieses Mal das Moderna-Vakzin bekommen. Das Fazit: „Es ging richtig flott. Die fürsorglichen Helfer und Helferinnen sowie die Ärzte haben uns sehr freundlich aufgenommen und sorgfältig gepikst.“

„Das ist ein Einzelfall und eine absolute Ausnahme“, hebt Gerd Holzwarth jedoch hervor und rät dringend davon ab, auf gut Glück zum Zwecke einer Viertimpfung zu einem der Impfstützpunkte zu gehen – auch wenn der Andrang dort derzeit wieder etwas nachgelassen hat. Dort seien nämlich täglich wechselnde Teams im Einsatz und nicht jeder Arzt sei bereit, Off-Label-Impfungen vorzunehmen. Im Gegenteil: „Im Zweifelsfall suchen Sie lange, bis Sie einen Arzt finden, der sich dazu bereit erklärt.“ Schließlich hat das Land dafür noch keine Vorgaben gemacht und auch keine Freigabe erteilt. Aktuell können daher auch keine Zertifikate für die vierte Impfung gegen das Coronavirus erstellt werden. Holzwarth mahnt zur Geduld und verweist darauf, dass in Kürze mit einer Entscheidung zum weiteren Vorgehen zu rechnen sei. „Sobald wir dazu Informationen vorliegen haben, kommunizieren wir diese natürlich auch nach außen“, macht er klar. Ob manche Hausärztinnen und Hausärzte eine vierte Impfung nach besonderer Aufklärung und Empfehlung vornehmen, dazu kann das Landratsamt keine Aussage treffen, so die Pressestelle. Möglich sei es, räumt Holzwarth ein. Und in das Zweierverhältnis Arzt und Patient habe das Landratsamt sich nicht einzumischen.

Drive-in-Impfung in Backnang am Wochenende

Termine Das erste Backnanger Drive-in-Impfen findet am Samstag, 15. Januar, und Sonntag, 16. Januar, jeweils von 10 bis 18 Uhr im Focus-Dienstleistungszentrum, Sulzbacher Straße 99, unter Leitung von Arzt Yaser Trautmann statt. Besteht der Bedarf, soll es an den folgenden Wochenenden ohne Voranmeldung ebenfalls zu den gleichen Zeiten stattfinden.

Ablauf „Bequem hinfahren, der Beschilderung folgen, die Sitzheizung einschalten, die Spritze abholen, in der Ruhezone im Auto verweilen und wieder abfahren“, so beschreiben die Organisatoren den Ablauf. Wichtig ist, dass eine Zufahrt auf das Areal nicht von der Innenstadt kommend möglich ist. Laut Verkehrsplanung wird von stadtauswärts kommend eine Warteschlange gebildet. Dazu werden die öffentlichen Platzplätze an der Straßenseite umgenutzt. Eine Beschilderung erfolgt fristgerecht. Die Einfahrt erfolgt über die Zufahrt am Blumengeschäft Moser, man fährt hinter das Gebäude zum Check-in (Übergabe der Anamneseunterlagen). Dort warten erfahrene Mediziner mit einem Aufklärungsgespräch und dem erhofften Piks. Dazu reicht es aus, den Ärmel hochzukrempeln. Auf dem Parkplatz gilt es dann die vorgeschriebenen 15 Minuten abzuwarten, um bei etwaigen Komplikationen Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Ein Ordner vor Ort regelt das Ausfahren und die Warteschlange.

Motivation Mit einem unkonventionellen und gleichzeitig kontaktarmen Impfangebot möchten die Verantwortlichen in Backnang der Boosterkampagne Schwung verleihen und auch Erst- und Zweitimpflinge mitnehmen. Yaser Trautwein konnte demnach bis dato mehr als 6000 Menschen gegen Corona impfen. „Der Zuspruch war zeitweise so groß, dass sich Schlangen durch das Treppenhaus bis auf den Parkplatz vor dem Dienstleistungszentrum ,Im Focus‘ bildeten.“ Diesen Zustand galt es zu verbessern.

Impfstoff Laut Angaben der Organisatoren steht reichlich Impfstoff von Biontech, Moderna und Johnson&Johnson zur Verfügung sowie für dieses Wochenende auch 400 Biontech-Dosen für Fünf- bis Elfjährige.

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Erstellt:
14. Januar 2022, 06:00 Uhr

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