Vollsperrungen: Ab Freitag endet die Bahn in Waiblingen

Die morgen beginnenden Sperrungen zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt werden Reisende auf der Murrbahn monatelang beeinträchtigen. Der erste Härtetest für den Schienenersatzverkehr steht schon an diesem Wochenende an.

Der Busbahnhof in Waiblingen wird Dreh- und Angelpunkt für den Schienenersatzverkehr sein. Archivfoto: Alexandra Palmizi

© ALEXANDRA PALMIZI

Der Busbahnhof in Waiblingen wird Dreh- und Angelpunkt für den Schienenersatzverkehr sein. Archivfoto: Alexandra Palmizi

Von Kai Wieland

Rems-Murr. Bis zuletzt hatten viele Pendlerinnen und Pendler gehofft, dass sich die Deutsche Bahn noch einmal besinnt und eine Alternative zu den monatelangen Vollsperrungen zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt findet. Letztlich waren jedoch sämtliche Appelle, ob aus der Politik, von Verbänden oder im Rahmen von Demonstrationen, vergebens: Ab morgen bis voraussichtlich 29. Juli verkehren zwischen den beiden genannten Bahnhöfen keine Züge, damit die Deutsche Bahn in diesem Streckenabschnitt Kabel für den digitalen Bahnknoten Stuttgart verlegen kann. Die Folgen für Bahnreisende aus dem Rems-Murr-Kreis sind fatal; die Tragfähigkeit des Ersatzkonzepts und vor allem die Kapazitäten des Schienenersatzverkehrs werden schon an diesem Wochenende auf eine harte Bewährungsprobe gestellt.

Die gute Nachricht ist: Phase eins (21. bis 25. April) und Phase zwei (26. April bis 12. Mai) der Teil- und Vollsperrungen sind damit bereits geschafft (wir berichteten). Die schlechte Nachricht lautet: Die nun anstehenden Phasen drei (12. Mai bis 9. Juni) und vier (9. Juni bis 29. Juli) dauern nicht nur deutlich länger, sondern bringen auch wesentlich mehr Einschränkungen für Bahnreisende mit sich.

Die dritte Phase beginnt morgen Abend

Offiziell beginnen die Vollsperrungen der dritten Phase am morgigen Freitagabend um 21 Uhr. Bis 9. Juni, 5 Uhr sollen vor allem die rund 80 Busse des Schienenersatzverkehrs dafür sorgen, dass Bahnreisende dennoch zur Arbeit oder in die Schule gelangen. Bis Waiblingen verkehrt die S3 weiterhin, allerdings im Halbstundentakt. Von dort fahren Expressbusse im Fünfminutentakt (nachts im Zehnminutentakt) direkt nach Bad Cannstatt und Stuttgart, eine weitere Linie bedient zudem die Stationen Fellbach und Nürnberger Straße. Die Haltestelle Sommerrain ist mit einem Kleinbus von der Nürnberger Straße aus zu erreichen. Zwischen 27. Mai und 14. Juni hat die Bahn außerdem Arbeiten auf dem Abschnitt Vaihingen–Flughafen–Filderstadt angekündigt, was ebenfalls die Linien S2 und S3 betrifft, voraussichtlich aber vor allem am späten Abend. Die S4 entfällt indessen bis zum 9. Juni zwischen Backnang und Marbach am Neckar, um auf der teilweise eingleisigen Strecke Platz für umgeleitete Regionalzüge zu machen.

Im Regionalverkehr fahren die Züge RB19 (Gaildorf–Stuttgart über Backnang) und MEX13 (Crailsheim–Aalen–Stuttgart über Schorndorf) nur bis Waiblingen. Die Züge RE90/MEX90 (Nürnberg–Crailsheim– Schwäbisch Hall–Stuttgart über Backnang) und RE19 (Gaildorf–Stuttgart über Backnang) werden hingegen über Ludwigsburg mit zusätzlichem Halt in Marbach am Neckar umgeleitet. Der IRE1 (Karlsruhe– Stuttgart–Aalen über Schorndorf) verkehrt nur zwischen Karlsruhe und Stuttgart.

Die Ersatzfahrpläne wurden mittlerweile in die VVS-App eingepflegt, sodass es vor Fahrtantritt dringend zu empfehlen ist, seine geplanten Verbindungen noch einmal zu überprüfen.

Wie sich die anschließende vierte Phase ab 9. Juni bis 29. Juli gestalten wird, ist aktuell noch offen, hier arbeitet die Deutsche Bahn weiterhin am Fahrplankonzept. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sich auch dieses maßgeblich auf den Schienenersatzverkehr stützen und nicht allzu sehr von der dritten Phase unterscheiden wird.

Ein Wochenende, das es in sich hat

Einen ersten Eindruck, wie gut der Schienenersatzverkehr die entfallenden Bahnverbindungen kompensieren kann, wird wahrscheinlich schon das kommende Wochenende vermitteln. Das letzte Wochenende des diesjährigen Frühlingsfests auf dem Cannstatter Wasen wäre an sich bereits eine Herausforderung für die Infrastruktur, hinzu kommen auch noch zwei Sportveranstaltungen: Am Samstag treffen in der Porsche-Arena die Bundesliga-Handballer des TVB Stuttgart auf den Titelanwärter THW Kiel, ehe am Sonntag in der Mercedes-Benz-Arena die ausverkaufte Bundesliga- Begegnung zwischen dem VfB Stuttgart und Bayer 04 Leverkusen stattfindet.

Normalisierung ist vorerst nicht in Sicht

Immerhin: Anders als beim Konzertmarathon von Helene Fischer Anfang des Monats sind an diesem Wochenende in der Schleyer-Halle und in der Porsche-Arena darüber hinaus keine größeren Veranstaltungen geplant. Im Austausch mit der Stadt Stuttgart und der Polizei seien Lösungen zur Lenkung der Besucherströme an diesem Wochenende erarbeitet worden, heißt es hierzu von der Deutschen Bahn. Dazu gehört unter anderem ein Fußballfan-Shuttle zwischen Waiblingen und dem Stadion.

Wann die Züge auf der Murr- und Remsbahn wieder nach dem Regelfahrplan verkehren, ist die spannende Frage, die nicht ganz einfach zu beantworten ist. Geduld wird auf jeden Fall verlangt sein, denn auch nach dem 29. Juli sind die Arbeiten für den digitalen Knoten noch lange nicht abgeschlossen. Stattdessen schließt sich an Phase vier nahtlos die Sperrung des Stuttgarter Innenstadttunnels während der Sommerferien an. Bis zum 11. September müssen dann Fahrgäste, welche beispielsweise in die Innenstadt oder an die Universität wollen, am Hauptbahnhof auf die Busse des Schienenersatzverkehrs umsteigen. Dies immerhin steht seit Langem fest und hat sich in den vergangenen Jahren bereits gut eingespielt. Für den Herbst sind dann weitere Baumaßnahmen zwischen Stuttgart-Rohr und dem Flughafen geplant, was ebenfalls die Linien S2 und S3 betreffen wird.

Die Arbeiten für den digitalen Knoten erweisen sich für die Bahnreisenden als ein Durchhaltewettbewerb in Etappen. Das Ziel ist ambitioniert: Bis 2040 soll die Verkehrswende in der Region geschafft sein.

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Erstellt:
11. Mai 2023, 06:00 Uhr

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