Vom Ackerland zum Bienenparadies

Die gemeinnützige GmbH Genög setzt sich dafür ein, vorwiegend landwirtschaftliche Flächen ökologisch aufzuwerten und so zum Rückzugsort diverser Tiere zu machen. In Backnang ist das Projekt angelaufen. Unterstützer können Patenschaften übernehmen.

Die ersten Blühflächen im Backnanger Süden sind angelegt und dienen künftig Bienenvölkern als Nahrungsquelle. Dafür haben sich Christine Reeß, Julian Conrad, Tanja Fichtl, Werner Wallenwein, Markus Munzinger und Jürgen Benignus (von links) eingesetzt. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die ersten Blühflächen im Backnanger Süden sind angelegt und dienen künftig Bienenvölkern als Nahrungsquelle. Dafür haben sich Christine Reeß, Julian Conrad, Tanja Fichtl, Werner Wallenwein, Markus Munzinger und Jürgen Benignus (von links) eingesetzt. Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

BACKNANG. Etwas Gutes tun, das der Natur hilft – dieses Ziel haben sich Patrick Rösler, Jürgen Benignus und Helmut Weber gesetzt, als sie die Gemeinnützige Natur- und Ökoflächen GmbH (Genög) gründeten. Diese setzt sich für den Erhalt von natürlichen Lebensräumen ein, und dafür, dass sie ökologisch aufgewertet werden. Die drei Männer aus den Bereichen Landwirtschaft, Immobilien und Rechtswissenschaften ergänzen sich dabei mit ihren Fachkenntnissen. Das Prinzip ist einfach: Die Genög kauft Grundstücke auf, die dann für die Natur erhalten, sprich: nicht bebaut, sondern beispielsweise als Blühflächen angelegt werden. „Mit dieser Aktion wird bisher intensiv genutztes Ackerland in Weiden für Honigbienen, Wildbienen und Insekten umgewandelt“, heißt es als Erklärung auf der Website. Patrick Rösler hebt aber hervor: „Die Flächen helfen nicht nur den Insekten, sondern auch größeren Tieren.“ So sollen sie beispielsweise für Rebhühner und Feldhasen sichere Rückzugsorte sein. „Wir nehmen nur stellvertretend die Bienen nach vorn.“

Das hat einen guten Grund, denn die Genög hat sich mit Imkern der Region zusammengeschlossen und stellt ihnen die Blühflächen als Nahrungsquellen für ihre Völker zur Verfügung. Die richtige Saatgutmischung zu finden, sei folglich herausfordernd gewesen, erzählt Rösler. Auch hierzu habe man sich mit den Imkern beraten.

Der Backnanger Landwirt Jürgen Benignus sei dafür in Vorleistung gegangen und habe auch einige Ackergrundstücke zur Verfügung gestellt. Das Saatgut habe er bereits im März ausgebracht, erzählt Benignus. „Nachdem es nun endlich geregnet hat, hoffe ich, dass die Samen gut aufgehen.“ Am Ungeheuerhof hat er ebenfalls ökologisch wertvolle Flächen angelegt. Die Imker haben die Bienenkästen auch schon rausgestellt, für Benignus gestaltet sich die Zusammenarbeit als „gute Symbiose“. Auf den Kosten, die ihm durch das Bereitstellen seiner Ackerflächen entstehen, muss er aber nicht sitzen bleiben. „Für die Finanzierung wird die Genög hergenommen“, erklärt Rösler. Denn dadurch, dass sie auf die normale Bewirtschaftung verzichten und die bisher intensiv genutzten Äcker in Blühflächen umwandeln, soll den Landwirten kein Schaden entstehen. Die Genög wiederum bekomme ihre Gelder einerseits durch Sponsoren, aber auch durch Patenschaften. „Die Äcker werden in Planquadrate eingeteilt, für die man eine Patenschaft übernehmen kann“, so Rösler. Für eine Patenschaft über 50 Quadratmeter gibt es außer einer Urkunde auch noch ein 250-Gramm-Glas Honig jener Imker hinzu, die ihre Völker auf die Blühflächen lassen.

Mit 20 Euro pro Kilogramm erzielten auch die Imker für ihren Honig einen guten Preis. „Die Flächen sind frei zugänglich für jedermann“, betont der 57-Jährige, der in Österreich wohnt. So kann jeder Pate, wenn er das wünscht, nach „seiner“ Blühfläche schauen. Nachdem die Projektinitiatoren die Idee auf Facebook publik gemacht haben, hätten sich auch schon Interessenten für eine Patenschaft gemeldet, so Rösler. „Die Karte mit den Flächen fehlt noch, aber sonst ist alles startklar.“

Genög führt auch ökologische Ausgleichsamßnahmen durch

Die Arbeit der Genög soll der Allgemeinheit zugutekommen und nicht profitorientiert sein. Deshalb wurde sie als gemeinnützige GmbH gegründet. Erzielt die Genög durch ihre Aktivitäten Überschüsse, werden diese aufgrund der Gemeinnützigkeit der Gesellschaft komplett wieder in neue Grundstücke und deren ökologische Aufwertung investiert.

Darüberhinaus bieten die Verantwortlichen auch Vorhabenträgern für Bauvorhaben wie etwa Gemeinden und Regierungspräsidien die Möglichkeit, ökologische Ausgleichsmaßnahmen auf ihren Grundstücken angerechnet zu erhalten. „Die Genög garantiert dabei die fachgerechte Umsetzung der ökologischen Maßnahmen nach den Vorgaben der öffentlichen Hand und schafft zum Beispiel Obstbaumwiesen. Sie kümmert sich außerdem um den Erhalt durch die dauerhafte Pflege der Grundstücke für mindestens 25 Jahre.“

Mehr Informationen zum Projekt gibt es unter: www.genog.de

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Erstellt:
25. Mai 2020, 06:00 Uhr

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