Vor Corona-Wellen mehr Anrufe bei der Telefonseelsorge

dpa Bochum. Die Corona-Pandemie verunsichert viele Menschen. Vor allem vor einer neuen Welle wachsen die Ängste und Sorgen. Bei der Telefonseelsorge herrscht dann Hochbetrieb.

Einsamkeit, Unsicherheit und Sorgen in der Pandemie machen sich auch bei der Telefonseelsorge bemerkbar. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Einsamkeit, Unsicherheit und Sorgen in der Pandemie machen sich auch bei der Telefonseelsorge bemerkbar. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Einsamkeit, Unsicherheit und Sorgen in der Pandemie haben sich bei der Telefonseelsorge niedergeschlagen.

„Wir haben festgestellt, dass der Bedarf an Gesprächen immer kurz vor einer Corona-Welle zunimmt und später wieder etwas abflaut. In ruhigen Zeiten sind es 2500, 2800 Anrufe am Tag, dann steigert es sich auf bis zu 3500 Anrufe pro Tag“, sagt Ludger Storch, der sich mit Statistiken der Telefonseelsorge beschäftigt und die Telefonseelsorge Bochum leitet. 2020 wurden nach seinen Angaben 44 600 Mails beantwortet und 33.500 Chats durchgeführt, für das zu Ende gehende Jahr rechnet er mit etwa ebenso vielen.

Seit Mitte November gehe es - angesichts der steigenden Inzidenzzahlen und der Unstimmigkeiten zwischen Geimpften und Ungeimpften - wieder vermehrt um die Pandemie. In den ost- und süddeutschen Bundesländern drehe sich nun mehr als jedes fünfte Gespräch darum, im Bundesschnitt etwa jedes neunte.

Viele fühlen sich einsam

Im Vergleich zu vor der Pandemie thematisierten das ganze Jahr über deutlich mehr Menschen Einsamkeit und Isolation - etwa weil aufgrund der Pandemie Menschen nicht mehr zu Besuch kommen und die Anrufenden ihre Beziehungen nicht so pflegen können wie gewohnt. Mehr als 23 Prozent fühlten sich einsam, 2018 waren es noch 16 Prozent.

Es sei auch auffällig, dass mehr Anrufer ihre Ängste benennen (14 Prozent, vor der Pandemie: 12 Prozent), sagt Storch. „Besonders in der ersten Corona-Welle haben sich viele Menschen mit diffusen Sorgen und Ängsten gemeldet. Immer dann, wenn unklar ist, wie es weitergeht, etwa mit der Delta-Variante, kommen mehr Fragen von Menschen, die vorsichtig sind, Vorerkrankungen haben.“ Manche Menschen hätten die Telefonseelsorge in der Pandemie das erste Mal angerufen und nutzten sie nun bei Bedarf.

Viele Eltern, Kinder und Jugendliche melden sich auch bei der „Nummer gegen Kummer“. 2020 gab es insgesamt 128 500 Beratungen, die Zahlen für das laufende Jahr sind noch nicht bekannt. Noch mehr junge Leute suchten aber per Chat Rat und mehr Erwachsene kontaktierten das „Elterntelefon“, heißt es vom Verein. Beide Angebote sollen deshalb auch 2022 länger erreichbar sein.

© dpa-infocom, dpa:211223-99-484960/2

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Erstellt:
23. Dezember 2021, 07:48 Uhr

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