Musik
Vor Unheilig-Comeback: Der Graf hadert mit ergrautem Bart
Ein Sänger mit Gehrock und eine Band, die sich mit Gothic-Touch in den Mainstream vorsang: Unheilig war ein Phänomen. Nun kehrt der Graf zurück - auch optisch.

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Die Band Unheilig beendet ihre lange Bühnenpause. (Archivbild)
Von dpa
Köln - Der Graf, Sänger der Band Unheilig ("Geboren um zu leben") kehrt auf die Bühne zurück - und hadert mit einem seiner bekanntesten Markenzeichen. Sein Bart - bei dem Musiker an beiden Kinnseiten kantig rasiert - ist mit den Jahren deutlich grauer geworden.
"Damit habe ich schon zu kämpfen, das muss ich sagen", sagte der Sänger der Deutschen Presse-Agentur - wenn auch mit einem Lachen. "Das lässt mich wirklich älter aussehen". Wenn er den Bart abrasiere, sehe er eigentlich "circa fünf Jahre jünger aus."
Andererseits sei er aber auch "so fit wie nie", betonte der Graf, der weder seinen richtigen Namen noch sein genaues Alter verrät. Jeden zweiten Tag gehe er joggen - und Fleisch esse er mittlerweile nur noch einmal in der Woche. "Das war gar nicht so einfach, ich komme aus einer Metzger-Familie", sagte er. Früher habe es da jeden Tag Fleisch gegeben. "Diesen Kreislauf habe ich jetzt durchbrochen."
Comeback mit Single, Album und Tour
Auf den Musiker und seine Formation Unheilig kommen kräftezehrende Monate zu, da die Comeback-Maschinerie anrollt. Am Freitag (12. September) erscheint die erste neue Single "Wunderschön", am 13. März 2026 ein Album mit dem Titel "Liebe Glaube Monster". Und im Herbst 2026 ist eine Arena-Tour geplant. Am Freitag steht der erste öffentliche Auftritt an - bei der Verleihung der Goldenen Henne in Leipzig.
2014 hatte sich der Musiker aus Aachen eigentlich von seinen Fans verabschiedet und danach gesagt, dass er einen "Rücktritt vom Rücktritt" ausschließen könne. 2016 gab es das vermeintlich letzte Konzert.
Zuvor hatte Unheilig eine ziemlich ungewöhnliche Karriere hingelegt. Aus einer Gothic-Band aus der Subkultur wurde ein Mainstream-Projekt. Der Graf, der mit schwarzem Gehrock und eckigem Bart auch einen Rest-Grusel ausstrahlte, sang irgendwann mit Helene Fischer. Als die ZDF-Show "Wetten, dass..?" mit Markus Lanz 2014 beendet wurde, sang der Graf ein Lied dazu.
Schreckmoment in der Notaufnahme
Warum nun doch das Comeback? Auslöser für den Sinneswandel war nach Angaben des Sängers ein Aufenthalt in der Notaufnahme Anfang des Jahres. Sein Arzt habe Sorge gehabt, dass er einen "stillen Herzinfarkt" gehabt haben könnte. "Ich saß allein in diesem Raum und dachte: Alter Schwede, wenn ich hier wieder rauskomme, dann werde ich wirklich noch einmal darüber nachdenken, Musik zu machen", so der Graf. Am Ende stellte sich glücklicherweise heraus, dass es kein Herzinfarkt war. "Jetzt muss ich eine Tablette nehmen. Alles ist gut", sagte der Graf.
"Ich weiß natürlich, was einige Leute sagen werden. Zum Beispiel, dass ich zurückkomme, weil ich keine Kohle mehr habe. Oder dass es ja sowieso klar war, dass ich wiederkomme", sagte der Graf. So sei es aber nicht. Er habe in seiner Auszeit einfach erkannt, dass Zeit endlich sei. "Bestimmte Träume und bestimmte Wünsche kann man sich irgendwann nicht mehr erfüllen. Zum Beispiel noch einmal auf der Bühne zu stehen."
Campingleben mit Star-Effekt
In seiner Auszeit war er unter anderem campen. Die Kunstfigur, die er geschaffen hatte, ließ sich aber nicht abstreifen. "Auf einem Campingplatz irgendwo in Spanien war ich zum Beispiel gerade am Aufbauen. Wie man es so kennt: Markise rausdrehen, Stühle aufbauen", erzählte er der dpa. "Da kam plötzlich der Camper von nebenan und sagte als Erstes zu mir: "Ey, du machst doch Musik, oder?" Ein anderer sprach mich auf einem Campingplatz beim Geschirrspülen an. Ich stand da mit meinem Eimer und in Badehose, und jemand fragte mich: "Bist du nicht dieser Typ von Unheilig?" Es war skurril."