Vorbehalte gegen geplantes Missionswerk
Die Siebenten-Tags-Adventisten Werner und Sabrina Jakob möchten auf dem Gelände des ehemaligen EC-Freizeitheims in Sechselberg ein Missionswerk mit Gesundheitszentrum und Foliengewächshaus sowie Schule und Ausbildungsstätte ansiedeln. Im Gemeinderat regt sich jedoch Widerstand gegen das Projekt.

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Auf dem Gelände des ehemaligen EC-Freizeitheims in Sechselberg soll das Missionswerk mit Schule und Foliengewächshaus entstehen. Foto: F. Muhl
Von Annette Hohnerlein
ALTHÜTTE. Wie weit genau das Vorhaben schon gediehen ist, ob der Kauf der Immobilie schon abgewickelt und der geplante Trägerverein schon gegründet ist, darüber möchte Werner Jakob im Moment keine Auskunft geben. Immerhin verrät er so viel: „Alles, was wir dort machen, soll auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein.“
Was mit „alles“ gemeint ist, geht aus der Bauvoranfrage hervor, in der Werner Jakob und seine Frau Sabrina dem Gemeinderat ihre Pläne erläutern. In den Gebäuden des ehemaligen EC-Freizeitheims in Sechselberg soll zum einen ein naturheilkundliches Gesundheitszentrum entstehen, das nach den Prinzipien der Siebenten-Tags-Adventisten arbeitet. Dort sollen Vorträge, Seminare, Kuren, Kochkurse, Gesundheits- und Bibelwochen stattfinden, außerdem ist ein vegetarisches Restaurant geplant.
„Da gibt es Aspekte, die eher zu einer Sekte gehören.“
Zum anderen sollen dort sogenannte Gesundheitsmissionare ausgebildet werden, die nicht nur in Gesundheitsthemen, sondern auch in Landwirtschaft, Handwerk, Hauswirtschaft und Bibelkunde unterrichtet werden. Auch eine adventistische Bekenntnisschule soll in den Räumen Platz finden. Zur Zielsetzung des Vorhabens heißt es in dem Schreiben: „Unser Missionswerk soll selbstunterhaltend sein und die Missionsarbeit der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten unterstützen. Für die verschiedenen Projekte werden wir einen gemeinnützigen Verein gründen, unter welchem diese verwirklicht werden.“
Im Auftrag von Werner Jakob hat das Architekturbüro Günter Brecht in Welzheim Pläne für eine Umnutzung der Gebäude erstellt. Darin ist unter anderem der Anbau eines Carports mit Terrasse, eines Wintergartens und eines Verbindungsganges vorgesehen. Außerdem soll auf dem Freigelände ein Foliengewächshaus mit einer Grundfläche von zirka 180 Quadratmetern entstehen. Der Bauantrag für die Nutzungsänderung stand in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zur Entscheidung an.
Nach den einführenden Worten von Bürgermeister Reinhold Sczuka stellte Gabriele Gabel vom Forum Althütte 2000 fest, ein Gemeinderat müsse nicht nur baurechtliche, sondern auch politische Entscheidungen treffen. Und in dieser Hinsicht hat sie Vorbehalte gegen das Projekt in Sechselberg. „Die Siebenten-Tags-Adventisten vertragen sich in keinster Weise mit unserem Demokratieverständnis. Da gibt es Aspekte, die eher zu einer Sekte gehören“, so Gabels Einschätzung. Als Beispiele nannte sie die Rolle der Frau, die Einstellung zur Sexualität und den Umgang mit Aussteigern. Eine solche Freikirche wolle sie in der Gemeinde nicht haben.
Thomas Kuntz von der Bürgerliste vertrat eine ähnliche Ansicht: „Wir hätten es uns alle anders gewünscht. Aber wir können es nicht verhindern, da sind wir relativ machtlos.“ Und er bemerkte mit Blick auf den Verkäufer der Immobilie, den Süddeutschen Gemeinschaftsverband in Stuttgart, der zur Evangelischen Landeskirche gehört: „Es wundert mich schon ein bisschen, warum die das Haus so verkaufen.“
Werner Jakob betont dagegen auf telefonische Nachfrage, dass die Siebenten-Tags-Adventisten keine Sekte seien, sondern eine protestantische Freikirche und eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. „Wir halten uns an die Bibel. Es wird keiner verstoßen, es gibt keinerlei Zwang, Adventist zu bleiben.“
Zustimmung zum Gewächshaus unter Vorbehalt.
Reinhold Sczuka wies die Räte darauf hin, dass sie hier nach rein baurechtlichen Kriterien zu entscheiden hätten. „Da muss man klipp und klar trennen: das baurechtliche Verfahren und was wünschenswert wäre. Das Einverständnis ist zu erteilen, wenn baurechtlich nichts zu beanstanden ist.“ Und das sei hier nicht der Fall, da es sich hauptsächlich um eine Umnutzung handle und die Anbauten eher untergeordnete Bauteile beträfen. Anders sehe es bei dem geplanten Foliengewächshaus aus, sagte der Bürgermeister. Hier könnten die zuständigen Fachämter Einwände wegen der Lage im Landschaftsschutzgebiet haben.
Bei ihrer Abstimmung erteilten die Gemeinderäte dem Bauvorhaben ihr Einverständnis, gegen die beiden Stimmen von Gabriele Gabel und Lucca Volkmer vom Forum Althütte 2000. Die Zustimmung zum Bau des Foliengewächshauses wurde allerdings mit dem Vorbehalt erteilt, dass die zuständigen Behörden, zum Beispiel das Landratsamt und Baurechtsamt, keine Einwände haben.