Vorbehalte gegen Neubau im Schulhof
Investor stellt Pläne für das Areal Altes Schulhaus in Oberweissach vor – Kritik von Anwohnern und Gemeinderäten
Für die Sanierung des alten Schulhauses in Oberweissach hat sich jetzt ein Investor gefunden: Die Fuhrmann Planen&Bauen GmbH & Co. KG in Winnenden. Die Erneuerung des ortsbildprägenden Gebäudes soll allerdings mit dem Neubau eines stattlichen Mehrfamilienhauses einhergehen. Gegen dieses Vorhaben melden Anwohner starke Vorbehalte an. Auch seitens des Gemeinderats gibt es Kritik.

© Pressefotografie Alexander Beche
Das ortsbildprägende alte Schulhaus in Oberweissach soll saniert werden. Der Investor plant zur Finanzierung des kostspieligen Vorhabens, auf dem ehemaligen Schulhof auf der Rückseite des Gebäudes ein Mehrfamilienhaus zu errichten. An dessen Dimensionen entzündet sich Kritik. Foto: A. Becher
Von Armin Fechter
WEISSACH IM TAL. Der Klotz sei ein Unding, schimpfte eine Anwohnerin in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Ein unmittelbarer Nachbar brachte etliche Einwände an, unter anderem wegen des Verkehrs und wegen des Parkens. Er urteilte, die komprimierte Bebauung passe nicht ins Ortsbild. Zudem warnte er vor dem wasserhaltigen Boden: Als seinerzeit nebenan die Firma Stelly – heute Talbau – errichtet wurde, sei ein Bagger im Morast versunken. Auf mögliche Schwierigkeiten mit dem Baugrund wies auch ein anderer Oberweissacher hin: Bei der Schule gebe es einen alten Brunnen.
Die Wortmeldungen der Anwohner in der Bürgerfragestunde bildeten das Vorspiel zum nächsten Tagesordnungspunkt, bei dem das Vorhaben im Gemeinderat, wie Bürgermeister Ian Schölzel unterstrich, erstmals behandelt wurde. Er erinnerte daran, dass es ein Wunsch in der Gemeinde gewesen sei, das markante historische Gebäude zu erhalten. Lange Zeit war darin die Schule untergebracht, später beherbergte der Bau unter anderem den Weissacher Jugendtreff und diente zuletzt der Flüchtlingsunterbringung. Nachdem die Nutzung als Wohnheim jetzt beendet ist, bietet sich die Gelegenheit, das Gebäude zu sanieren. Wie Schölzel weiter sagte, sind die Kosten dafür auf 1,3 Millionen Euro geschätzt. „Das wird keiner aus der Portokasse bezahlen können“, sagte er und wies darauf hin, dass es einen Interessenten gebe, der das Gebäude abreißen und dort eine gewerbliche Nutzung aufziehen will.
Demgegenüber habe sich mit dem Bauingenieur und Unternehmer Rolf Fuhrmann ein Investor gefunden, der auf Kulturdenkmale spezialisiert ist und der das alte Schulhaus erhalten will. Fuhrmann plant, den Haupteingang wieder zurück auf die Seite an der Ebniseestraße zu verlegen, wo er sich auch früher befunden hatte. Im Gebäude will er insgesamt sechs Wohnungen vorsehen – drei à 70 und drei à 100 Quadratmeter. Auch den Glockenturm will er erhalten und die Frage des Glockenläutens mit den künftigen Nutzern vertraglich regeln. Von der historischen Bausubstanz soll so viel wie möglich erhalten bleiben, kündigte Fuhrmann an; teilweise soll auch ein Rückbau erfolgen, um den historischen Zustand wieder herzustellen. In diesen Fragen steht er, wie er sagte, auch mit der unteren Denkmalbehörde bei der Stadt Backnang im Kontakt.
Um den hohen Aufwand für die Erhaltung des alten Schulhauses zu finanzieren, will Fuhrmann im Schulhof ein Mehrfamilienhaus errichten. Mit den Planungen dafür hat er den Weissacher Architekten Martin Herb beauftragt. Der Neubau mit insgesamt zwölf Wohnungen soll aus zwei Teilen bestehen, die miteinander verbunden sind. Die Dachfirste erreichen dabei die gleiche Höhe wie der Dachfirst der alten Schule. Neun Pkw-Stellplätze sollen gemäß der Planentwürfe im Freien entstehen, zwölf weitere in einer Tiefgarage. „Ich kann mir das städtebaulich gut vorstellen“, fasste Herb seine Überlegungen zusammen.
Im Gemeinderat stießen die Planungen auf einigen Gegenwind. Zwar anerkannten die Ratsmitglieder, dass endlich Bewegung in die Sache komme und der Ortsteil mit dem Sanierungsprojekt an der alten Schule eine Aufwertung erfahre. Aber mit dem Neubau war das Gremium nicht einverstanden. Gebäude in dieser Größenordnung direkt neben einem Einfamilienhaus fand etwa Andreas Laruelle (CDU/FWV) eine Zumutung für die Bürger. Auch Irmgard Hestler (SPD) meldete Bedenken an. Wilhelm König (UBL) empfahl „ein Haus weniger“. Ähnlich äußerte sich Luciano Longobucco (Weissacher Bürger): „Geht es auch eine Nummer kleiner?“ Er verwies auf das Schlehner-Areal in Unterweissach, wo vor Kurzem mit dem Abriss begonnen wurde, um ein großes Mehrfamilienhaus zu errichten – auch dort habe es anfangs Einwände von den Anwohnern gegeben, die von der Aspa als Bauherr aber aufgenommen worden seien. Günter Sanzenbacher (CDU/FWV) schüttelte derweil den Kopf: Anderen Interessenten, die das Areal in Oberweissach in den Blick nahmen, sei nie so eine massive Bebauung in Aussicht gestellt worden.
Bürgermeister Schölzel fasste am Ende die Vorbehalte zusammen: Diese Art der Bebauung sei nicht vorstellbar, aber eine überarbeitete Version, zum Beispiel mit nur einem Gebäude. Zu überdenken wären auch andere Punkte: die Höhe des Gebäudes, das Thema Parkplätze.