Vorschlag für Einigung im Hess-Prozess angenommen

dpa/lsw Mannheim. Die angeklagten Ex-Vorstände im Prozess um Unregelmäßigkeiten bei der ehemaligen Leuchtmittelfirma Hess AG haben einer Verständigung zugestimmt. Das Verfahren läuft aber erst einmal weiter.

Das Logo der Hess AG ist am ehemaligen Hauptsitz zu sehen. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Das Logo der Hess AG ist am ehemaligen Hauptsitz zu sehen. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Im Prozess um Unregelmäßigkeiten bei der ehemaligen Leuchtmittelfirma Hess AG haben die beiden angeklagten Ex-Vorstände einen Verständigungsvorschlag des Landgerichts Mannheim angenommen. Auch hat die Staatsanwaltschaft Mannheim am Mittwoch einer Verständigung zugestimmt. Der vom Gericht vergangene Woche unterbreitete Vorschlag sieht ein Geständnis zu einem Teil der Anklagepunkte und jeweils Bewährungsstrafen vor. Gleichzeitig sollen mehrere Anklagepunkte fallengelassen werden. Die Ex-Vorstände der Hess AG in Villingen-Schwenningen sollen 2011 und 2012 laut Anklage (Az: 25KLs 635 Js 1962/13) vor dem Börsengang Berichte über die Ertragslage des Konzerns geschönt haben.

Vorgeworfen wird ihnen gemeinschaftliche Verletzung der Buchführungspflichten, Marktmanipulation, schwere Untreue, Kreditbetrug und unrichtige Darstellung nach dem Handelsgesetzbuch. Im Falle einer erfolgreichen Verständigung würde der Vorwurf der Marktmanipulation fallen, außerdem teilweise die Anklage wegen unrichtiger Darstellung sowie der Untreue. Trotz der nun angenommenen Verständigung in dem seit Oktober laufenden Prozess um dubiose Kreislaufgeschäfte wird zunächst weiterverhandelt. Wie der Vorsitzende Richter sagte, würde eine Verständigung obsolet, kämen im Nachhinein belastende Fakten ans Licht.

Die Vernehmung eines früheren Mitarbeiters bot am Mittwoch Einblicke in das Geschäftsgebaren der Hess AG. Der 61 Jahre alte Diplom-Ökonom und Speditionskaufmann war seit Anfang der 2000er Jahre etwa für Betriebsabrechnungen, aber auch für die Verschmelzung der drei Bereiche Leuchtenfertigung, Gießerei und Stahlbau zuständig. Bei seiner Aussage beschrieb der Zeuge ein Unternehmen, das zeitweise von Überforderung und gleichzeitiger Überschätzung eigener Möglichkeiten geprägt war: „Das Ganze war eine Nummer zu groß.“

Mit der Zeit seien immer mehr Projekte, etwa die Gründung verschiedener Gesellschaften und Umstrukturierungen, zu bewältigen gewesen. „Es wurde einfach immer komplizierter“, sagte der Zeuge. Irgendwann habe man den Überblick verloren. Aus Verzweiflung habe man Probleme auf eine Weise bewältigt, wie man dies heute nicht mehr in Erwägung ziehen würde.

© dpa-infocom, dpa:210407-99-116226/2

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Erstellt:
7. April 2021, 16:07 Uhr

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