Vortrag von „Backnang blüht auf“: Die Natur wieder in den Garten holen
Unter dem Motto „Backnang blüht auf“ fördert die Stadt eine naturnahe Gartengestaltung. Neben einem Wettbewerb bietet sie auch Weiterbildungen für Hobbygärtner an. Nächste Woche erklärt Biologin Bärbel Oftring, wie man seinen Garten in ein Tierparadies verwandelt.

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Seit drei Jahren schreibt die Stadt Backnang einen Wettbewerb für naturnahe Gärten aus. Stefan Czech gehörte 2020 zu den Preisträgern. Archivfoto: Alexander Becher
Von Kornelius Fritz
Backnang. Ein kurz geschorener englischer Rasen, ein gepflegtes Beet mit bunten Blumen und eine sauber getrimmte Hecke – das halten manche für den perfekten Garten. Bärbel Oftring macht der Anblick einer solchen Vorzeige-Idylle hingegen traurig: „Die Leute glauben, wenn etwas grün ist, dann ist es auch Natur“, erklärt die Diplom-Biologin, die in Böblingen lebt und schon zahlreiche Gartenratgeber verfasst hat. Doch das sei falsch. Tatsächlich sei der ökologische Wert mancher Gärten kaum größer als der einer Schotterfläche.
So biete etwa die ursprünglich aus Amerika stammende Thuja-Pflanze heimischen Insekten weder Nahrung noch Lebensraum: „Sie könnten genauso gut eine Plastikpflanze hinstellen.“ Gleiches gilt für einen kurz gemähten Rasen und Zierblumen, „die in Holland nach Modeaspekten hochgezogen werden“. In einem solchen Garten gebe es so gut wie keine Insekten und damit machten sich auch Vögel und andere Tiere rar, bei denen die Krabbeltiere auf dem Speiseplan stehen, zum Beispiel der Igel.
Stadt will Vorbild sein und legt Blühflächen an
Bärbel Oftring appelliert deshalb an alle Gartenbesitzer, ihre Grünflächen insektenfreundlich und naturnah zu gestalten. Wie das funktioniert, erklärt sie nächsten Dienstag bei einem Vortrag im Backnanger Bürgerhaus (siehe Anhang). Eingeladen hat die Stadt Backnang, die sich schon seit einiger Zeit für eine nachhaltige und ökologisch wertvolle Grünflächengestaltung einsetzt.
Dabei versucht die Stadt, mit gutem Beispiel voranzugehen, und hat in den vergangenen Jahren knapp 50 Blühflächen in Backnang angelegt: an Straßenrändern, auf Spielplätzen, in Kreisverkehren oder an Bushaltestellen. Die Stadtgärtner wurden geschult, damit sie wissen, wann und wie man die Blühflächen richtig mäht. Gleichzeitig will die Stadt auch die privaten Gartenbesitzer ins Boot nehmen. Bereits vor zwei Jahren wurde deshalb der klassische Blumenschmuckwettbewerb um einen Wettbewerb für naturnahe Gärten ergänzt. Die Teilnehmerzahl hat sich von 15 bei der Premiere auf 25 im laufenden Jahr gesteigert. Die Preisverleihung ist im Rahmen des Gänsemarkts Ende Oktober geplant.

Bärbel Oftring hat selbst einen Garten, in dem es brummt und summt. Foto: privat
Der Beitrag, den private Gartenbesitzer zur Artenvielfalt leisten können, ist größer, als mancher vielleicht glaubt: „Zusammengenommen sind die Gärten in Deutschland größer als alle Naturschutzgebiete“, erklärt Bärbel Oftring, die rund 150 Sachbücher geschrieben hat, darunter viele für Kinder. Und nachdem immer mehr landwirtschaftliche Flächen durch den Einsatz von Dünger und Pestiziden als Lebensraum für Tiere wegfallen, nehme die Bedeutung der Gärten weiter zu. „Jeder kann in seinem Garten eine Insel schaffen, wo heimische Tier- und Pflanzenarten eine Heimat finden.“
Der Aufwand sei überschaubar: So helfe es zum Beispiel, den Rasen statt alle zwei Wochen nur zweimal im Jahr zu mähen. Da sich etwa viele Schmetterlinge von Gräsern ernährten, leiste man alleine dadurch schon einen Beitrag zur Artenvielfalt. Außerdem empfiehlt die Gartenexpertin, ausschließlich heimische Gewächse zu pflanzen, da diese Nahrung und Lebensraum für Insekten und andere Tiere bieten. Anstelle von Thuja oder Kirschlorbeer sollte man für die Hecke zum Beispiel lieber Hainbuche, Feldahorn oder Wildrose pflanzen.
Summen der Bienenfördert die Entspannung
Ein weiterer Tipp der Expertin: An Hausfassaden, Mauern oder Carports Kletterpflanzen wie Efeu oder Waldreben ranken lassen. „Damit haben Sie einen super Lebensraum für verschiedene Kleintiere geschaffen und gleichzeitig tragen die Pflanzen auch noch zur Kühlung bei.“
Bei ihrem Vortrag im Backnanger Bürgerhaus wird Bärbel Oftring noch viele weitere Tipps im Gepäck haben. Wer sie umsetzt, der tue nicht nur der Natur etwas Gutes, sondern auch sich selbst, ist die Expertin überzeugt. Schließlich gebe es doch nichts Schöneres als einen Garten, in dem es brummt und summt. „Da ist man schon nach fünf Minuten völlig entspannt.“
Vortrag Die Veranstaltung mit der Biologin und Autorin Bärbel Oftring zum Thema „Jede Blüte zählt! Tierparadiese im eigenen Garten pflanzen und pflegen“ findet am Dienstag, 5. Juli, um 18.30 Uhr im Fritz-Schweizer-Saal des Backnanger Bürgerhauses statt. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung unter 07191/894-277 oder per E-Mail an garten@backnang.de wird gebeten.