Erzwungener Sex und Gewalt
Vorwürfe im Prozess gegen Rapper Sean Combs
Einst war er Idol von Millionen, nun steht Rapper Sean „Diddy“ Combs wegen Sexualstraftaten vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft macht ihm schwere Vorwürfe. Die Verteidigung räumt dabei eines ein.

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Die Anklage wirft dem Rapper Sean Combs schwere Sexualverbrechen vor und beschreibt grausame Missbrauchsszenen (Archivbild).
Von red/dpa
Zum Start des Prozesses gegen Sean Combs wirft die Anklage dem Rapper schwere Sexualverbrechen vor und beschreibt grausame Missbrauchsszenen. Für die Öffentlichkeit sei der 55-Jährige die kulturelle Ikone Puff Daddy oder Diddy gewesen, sagte Staatsanwältin Emily Johnson in New York übereinstimmenden Medienberichten zufolge. „Aber es gab auch eine andere Seite an ihm. Eine Seite, die in kriminelle Machenschaften verstrickt war.“ Er habe eine Reihe von Frauen sexuell missbraucht.
Combs’ Verteidigung räumte in ihrem Auftaktplädoyer ein, dass der Grammy-Gewinner zwar häusliche Gewalt gegen Frauen ausgeübt habe, die Vorwürfe des Sexhandels aber nicht zuträfen. Anwalt Teny Geragos sagte, Combs sei eine Person mit großen charakterlichen Schwächen - doch er sei kein Menschenhändler und habe auch niemanden zum Sex gezwungen.
Seit September in Untersuchungshaft
Combs sitzt seit Mitte September in Untersuchungshaft. Ihm werden von der Staatsanwaltschaft Sexhandel, organisierte Kriminalität und andere Vergehen vorgeworfen. Neben der Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft gibt es auch noch zahlreiche Zivilklagen gegen den Rapper. Unter anderem vertritt eine Anwaltskanzlei im texanischen Houston eigenen Angaben zufolge rund 120 Menschen mit Vorwürfen gegen Combs.
Unter den auch am Montag von der Anklage genannten Vorwürfen waren schwere Gewaltakte gegen eine ehemalige Freundin, die er außerdem zum Sex mit männlichen Prostituierten gezwungen habe, um sie dabei zu filmen und mit dem Material zu erpressen. Zudem habe Combs Frauen mehrmals tagelang unter Drogen gesetzt und sie zum Sex gezwungen. Er habe sich selbst als König bezeichnet „und erwartet, auch so behandelt zu werden“, so Johnson.
Zu den Gewaltakten gegen Combs’ Ex-Freundin in einem Hotel wurde am Montag auch der erste Zeuge des Prozesses, ein Sicherheitsmann, befragt. Berichten zufolge beschrieb dieser offensichtliche Merkmale von Gewalteinwirkung bei der Frau und beschrieb Combs’ Blick als „teuflisch“.
Rapper plädiert auf nicht schuldig
Der Rapper wies bislang alle Vorwürfe zurück und plädierte auf nicht schuldig. Seine Anwälte argumentierten im Vorfeld unter anderem, dass Combs einen „Swinger-Lifestyle“ gelebt habe und möglicherweise etwa durch Drogen nicht komplett zurechnungsfähig gewesen sein könnte.
Richter Arun Subramanian hatte am Morgen die ausgewählte Jury eingeschworen und das international beachtete Verfahren inhaltlich eröffnet. Der Prozess dürfte Beobachtern zufolge etwa acht Wochen andauern. Combs - vor Gericht mit einem grauen Pullover bekleidet - droht eine lebenslange Freiheitsstrafe. Zum Prozessbeginn waren auch mehrere seiner Kinder und seine Mutter im Gerichtssaal in New York anwesend.
Combs („I’ll Be Missing You“) wurde in den 90er-Jahren weltberühmt und half unter seinen Pseudonymen Puff Daddy oder Diddy dabei, Rap zu einem internationalen Phänomen zu machen.