VW baut Auto-Abos aus

dpa Braunschweig/München. Teilen statt Besitzen ist eine Tendenz in vielen Lebensbereichen - auch unter Menschen, für die ein Auto längst kein Statussymbol mehr ist. Wer dennoch motorisiert mobil sein will, kann auf Abo-Angebote zurückgreifen.

Neuwagen des Typs ID.3 und ID.4 stehen auf einem Parkplatz im Zwickauer Volkswagen-Werk. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Neuwagen des Typs ID.3 und ID.4 stehen auf einem Parkplatz im Zwickauer Volkswagen-Werk. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Die Finanzsparte des VW-Konzerns will neue Abo-Modelle für Autos Schritt für Schritt zu einer wichtigen Säule neben klassischem Leasing und Kreditfinanzierung ausbauen.

Der zunehmende Trend zu kurzzeitigem Nutzen anstelle des Besitzens von Fahrzeugen biete hier Chancen, sagte der Digitalchef von Volkswagen Financial Services (VWFS), Stefan Imme, der Deutschen Presse-Agentur vor dem Beginn der Automesse IAA in München. „Man merkt schon, dass einige Kunden längerfristige Bindungen eher scheuen“, so Imme. „Sie haben stattdessen Interesse an mehr Flexibilität und wollen häufiger das Fahrzeug wechseln können.“ Dabei verkürze sich die „Haltedauer“.

VWFS agiert in der größten europäischen Autogruppe vor allem als zusätzlicher Absatzkanal für die eigenen Wagen. Die Braunschweiger werden aber auch stark in neue Digitalprojekte eingebunden, künftig etwa bei der Abrechnung von Funktionen für das autonomen Fahren - VW-Konzernchef Herbert Diess plant integrierte Mobilitätsplattformen. Die Finanztochter bietet zudem Versicherungs-, Wartungs- oder Tank- und Ladedienste an. Letztere werden laut Imme bei der hochlaufenden E-Mobilität wichtiger - und auch dort setzten die Abo-Konzepte an.

Kennenlern- und Gewöhnungseffekte

Ähnlich wie bei geliehenen oder geleasten Autos, die man nicht gleich kaufen muss, hofft der Manager auf Kennenlern- und Gewöhnungseffekte: „Kunden können mit dem Abo Erfahrung beim elektrischen Fahren und Laden sammeln und somit vermeintliche Einstiegshürden überwinden.“ Im Autogeschäft flössen derzeit zwei Entwicklungen zusammen: „eine Art Netflix-Modell der Nutzung „on demand“ und der Wunsch nach Ausprobieren, bevor man sich festlegt. Da passen Abo-Konzepte, die zeitlich zwischen Kurzzeitmiete und Leasing liegen, gut hinein.“

Bis zum Jahresende sollen dafür bei der VW-Kernmarke 2000 bis 3000 Exemplare der E-Modelle ID.3 und ID.4 verfügbar sein. Hinzu kommen Modelle anderer Konzernmarken, auch ausgewählte Verbrenner, die über VWFS und Heycar vermittelt werden - das gilt schon seit einiger Zeit. Geplant sind ergänzende Abos bei Töchtern wie Skoda oder Seat.

Ein verwandtes Thema ist die Freischaltung einzelner Funktionen der Bord-Software wie bestimmter Fahrassistenten oder Navigationsdienste. „Der Aufbau dieser Angebote liegt in der Verantwortung der einzelnen Konzernmarken“, erklärte Imme. „Aber die Zahlungen beispielsweise wickelt auch hier die VWFS ab. Wir werden darüber hinaus mit den Marken schauen, wie wir weitere Schnittstellen bilden können.“

Die Rolle von Nutzungsdaten wachse dabei erheblich. Das gelte für das Geschäft mit Firmenwagen-Flotten und Verbrauchern gleichermaßen: „Je vernetzter und - perspektivisch - autonomer Autos unterwegs sind, desto bedeutender wird eine präzise Steuerung des gesamten Fuhrparks. Mindestens genauso wichtig ist es, mit Hilfe der Nutzungsdaten auch private Kunden über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs zu begleiten - natürlich immer unter der Voraussetzung, dass sie der Auswertung zustimmen.“ Verbrauch, Laufleistung, Wartungsinformationen oder Fahrprofile könnten eine Basis sein, aus der sich dann „neue, individuelle Angebote und Ansätze für weitere Beratung ergeben“.

© dpa-infocom, dpa:210904-99-90412/2

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Erstellt:
4. September 2021, 10:57 Uhr

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