Vor der Porsche-Villa
VW-Käfer-Fans feiern den neunzigsten Geburtstag des Prototyps
Zum runden Geburtstag des Käfer-Prototyps kamen Enthusiasten aus der Region zusammen. In Stuttgart setzten sie ein Zeichen für gelebte Erinnerungskultur.

© Georg Gehring
Am 3. Juli 2025 versammelte sich ein Schwarm bunter Käfer vor den Toren der Porsche-Villa in Stuttgart Nord.
Von Maximilian Gropp
Anlässlich des 90. Jubiläums des Käfer-Prototyps versammelten sich am 3. Juli 2025 einige Besitzer klassischer VW Käfer vor der Porsche-Villa in Stuttgart. Ohne offizielles Rahmenprogramm von Volkswagen oder Porsche würdigten sie das Fahrzeug, das bis heute als eines der bekanntesten Automobile des 20. Jahrhunderts gilt.
Vom KdF-Wagen zum Symbol des Wiederaufbaus
Der erste Prototyp des „Volkswagens“ wurde 1935 unter der Leitung von Ferdinand Porsche entwickelt. Ziel war ein erschwingliches Auto für breite Bevölkerungsschichten. Auftraggeber war damals die nationalsozialistische Regierung, die das Projekt propagandistisch auflud. Der sogenannte KdF(„Kraft-durch-Freude“)-Wagen kam jedoch nie in der geplanten Form in zivile Nutzung. Stattdessen wurde das Fahrzeug während des Zweiten Weltkriegs militärisch genutzt, in der Produktion wurden auch Zwangsarbeiter eingesetzt. Erst nach Kriegsende nahm die zivile Serienproduktion in größerem Maßstab Fahrt auf. Der weiter entwickelte Prototyp wurde als VW Käfer zum Symbol des westdeutschen Wiederaufbaus und erreichte in den folgenden Jahrzehnten weltweite Verbreitung.
Historische Villa als Treffpunkt
Organisator Georg Gehring aus Göppingen legte auf der Fahrt nach Stuttgart einen Zettel in die Seitenfenster, der über das Ziel der Reise informieren sollte. Zahlreiche Passanten zeigten auf der Strecke Interesse oder reagierten mit positiven Gesten. Die eigentliche Veranstaltung begann jedoch erst vor der Porsche-Villa im Norden Stuttgarts. Dort traf sich die Gruppe aus Käferfreunden aus dem Raum Stuttgart, dem Remstal und den Fildern. Vor der Villa, in der Ferdinand Porsche einst lebte und arbeitete, ergab sich ein eindrucksvolles Bild: Neun Käfer in unterschiedlichen Farben und Baujahren standen aufgereiht vor dem Haupteingang. Für einige der Teilnehmenden war es der erste Besuch an diesem geschichtsträchtigen Ort. Viele zeigten sich, wie Gehring berichtet, beeindruckt vom Zustand der Villa und den gut erhaltenen Garagen, in denen einst die ersten Prototypen entstanden.
Austausch und Erinnerungen im Fokus
Nach dem Eintreffen wurde auf einer kleinen Mauer gegenüber der Villa eine Pause eingelegt. Dort kamen alkoholfreier Sekt, Orangensaft und Snacks zum Einsatz, die in einer Kühltasche mitgebracht worden waren. Die Atmosphäre war entspannt, der Austausch herzlich. „Ohne den VW Käfer hätten wir uns alle niemals kennen gelernt“, sagt Gehring.
In einer kurzen Ansprache erinnerte ein Teilnehmer an die Entstehung des Fahrzeugs im historischen Kontext. Gleichzeitig thematisierte er die fehlende Beteiligung von Volkswagen und Porsche am Jubiläum. Seine Vermutung: Der neunzigste Geburtstag des Prototyps wird nicht gefeiert, „weil er im Dritten Reich geboren wurde“.
Obwohl es sich um ein kleines und inoffizielles Treffen handelte, war der Nachmittag für die Beteiligten ein besonderer Moment. Es war mehr ein stilles Erinnern als ein großes Fest. Ein Zeichen dafür, dass gelebte Automobilgeschichte auch im Kleinen gepflegt werden kann – mit Respekt, persönlicher Verbundenheit und einem bewussten Blick auf die Vergangenheit.

© Georg Gehring
Der Infozettel im Seitenfenster erklärt die Aktion der Käfer-Fans zum 90. Geburtstag des Prototyps.

© Georg Gehring
Besuch beim Elternhaus: Ein VW Käfer vor den Toren der Porsche-Villa, in deren Garage der erste Prototyp gebaut wurde.

© Georg Gehring
Knabberzeug, kühle Getränke und etwas Schatten machten das heiße Sommerwetter erträglicher.

© Georg Gehring
Käfer verschiedenster Farben, Baureihen und Ausführungen: Das Fahrzeug wurde von 1938 bis 2003 gebaut, in Deutschland bis 1978.