Wahl in Marbach geht in die zweite Runde

Der Bürgermeisterkandidat aus Rielingshausen tritt im entscheidenden Durchgang am 7. Februar an. In der Zeit bis dahin wollen Amtsinhaber Jan Trost und Timo Jung, der Gewinner des ersten Wahlgangs, mit voller Kraft um Stimmen kämpfen.

Marbachs Bürgermeister Jan Trost. Foto: W. Kuhnle

Marbachs Bürgermeister Jan Trost. Foto: W. Kuhnle

Von Karin Götz und Christian Kempf

MARBACH AM NECKAR. Dass der Sieger des ersten Durchgangs bei der Bürgermeisterwahl, Timo Jung, und der gleich dahinter einlaufende Amtsinhaber Jan Trost auch beim zweiten Urnengang am 7. Februar mit von der Partie sein würden, war schon am Sonntagabend klar. Der auf Rang drei liegende Tobias Möhle aber wollte vor einer Entscheidung erst mal alles sacken lassen. Nachdem er mittlerweile eine Nacht darüber geschlafen hat, hat auch er sich festgelegt, erneut den Hut in den Ring zu werfen.

Der 37-Jährige hat in den vergangenen Wochen 794 Marbacher von sich überzeugt und am Sonntag bei der Bürgermeisterwahl in Marbach am Neckar 13,4 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. Er sehe das Votum der Wähler als klaren Auftrag, den Wahlkampf durch seine Kandidatur weiter interessant zu gestalten. „Als Quereinsteiger bringe ich Erfahrung im Umgang mit Menschen mit“, betont Möhle. „Wir müssen weg vom klassischen Verwalten hin zum Gestalten mit Menschen.“ Seine Pluspunkte: Er sei Marbacher, in einem „super“ Alter, authentisch und verstehe die verschiedenen Generationen. „Und ich bin neutral – also weder beeinflusst von Parteien oder bisheriger Verwaltungsarbeit.“ Darüber hinaus setze er auf eine andere Art der Mitgestaltung. „Das brauchen wir in Zukunft auf dem Rathaus“, ist er sich sicher.

Am Sonntagabend hatte der 37-Jährige noch um Bedenkzeit gebeten. Nach Gesprächen mit Freunden und der Familie werde er aber seinem persönlichen ersten Impuls folgen und weitermachen, sagte Tobias Möhle am Montagmorgen. „Ich bin nicht angetreten, um nach der ersten Runde aufzuhören. Ich kann erhobenen Hauptes weitermachen.“

In den nächsten zwei Wochen gelte es, Nichtwähler zu aktivieren. Er müsse zwar wieder arbeiten, werde aber weiter auf dem Wochenmarkt mit seinem Infostand sein und auch versuchen, online einiges zu bewegen. „Die Menschen haben Lust, beteiligt zu werden. Die Politikverdrossenheit von vor ein paar Jahren hat sich gewandelt. Es gibt deutlich mehr Interessierte.“ Dennoch glaubt der Rielingshausener, dass die Wahlbeteiligung, die am Sonntag bei 50 Prozent lag, am 7. Februar etwas niedriger sein wird. „Ich denke, dass sich einige sagen: Ich hab jetzt einmal gewählt, das reicht.“ Dass er in Rielingshausen so gut abgeschnitten hat, überrasche ihn. „Aber man kennt mich hier eben.“ Doch auch die Ergebnisse in der Kernstadt habe er in dieser Höhe nicht erwartet. „Das zeigt, dass die Bürger frischen Wind wollen.“

Eine Erkenntnis, die Timo Jung so ähnlich auch aus seinem Abschneiden gezogen hat. „Ich sehe die klare Botschaft: Ein Wechsel ist möglich, und der Wechsel kann mit Timo Jung erfolgen“, erklärt der Stuttgarter, der im ersten Durchgang für 42,26 Prozent der Wähler vorne in der Gunst lag. Der 31-Jährige ist sich allerdings auch bewusst, dass er sich auf diesem Ergebnis nicht ausruhen kann. „Alles ist möglich. Wir müssen weiterkämpfen“, erklärt der Leiter der Stabsstelle Zentrale Dienste beim Städtetag Baden-Württemberg. Insofern gelte es nun, nach Potenzialen Ausschau zu halten, über die er noch mehr Marbacher von sich und seinem Programm überzeugen kann. Die Zeit dafür gewinnt er dadurch, dass er seinen Urlaub beim Städtetag um zwei Wochen verlängert, nachdem er am Montag noch das eine oder andere in seinem Büro geregelt hat. Jung begrüßt es trotz aller Konkurrenz ausdrücklich, dass mit Tobias Möhle der Drittplatzierte nach der ersten Runde weiter seine Chance sucht. „Er ist eine Bereicherung für das Kandidatenfeld, er bringt den lokalen Blick mit ein“, sagt Jung. Für ihn selbst gehe es aber darum, sein Angebot und seine Ideen zur Verfügung zu stellen und zu hoffen, davon letztlich möglichst viele Menschen überzeugen zu können.

Auch der bisherige Amtsinhaber will Nichtwähler mobilisieren.

Allerdings hat auch Amtsinhaber Jan Trost die Flinte noch nicht ins Korn geworfen. „Ich hätte mir zwar ein paar Prozent mehr erhofft, um mit einem Vorsprung in die zweite Runde zu gehen“, sagt er. Doch er stecke weiter voller Tatkraft und Zuversicht, dass er die Wahl im zweiten Durchgang für sich entscheiden könne. Der Rathauschef hat nicht das Gefühl, dass er letztendlich vergeblich gegen einen Trend anrennt, wonach die Marbacher sich mehrheitlich eine Veränderung an der Spitze des Rathauses wünschen. „Es geht jetzt darum, Kräfte zu sammeln, präsent zu sein, Gespräche zu führen und zu versuchen, weitere Stimmen zu mobilisieren“, zeigt sich der 45-Jährige kämpferisch. Jan Trost hofft zudem, dass sich die Wahlbeteiligung von 50 Prozent aus dem ersten Durchgang vielleicht nochmals steigern lässt. Denn das erhöhe zugleich die Chance, bislang nicht an einen der Bewerber vergebene Kreuzchen zu bekommen. Und natürlich wäre es auch im Sinne der Demokratie begrüßenswert, wenn mehr als die Hälfte der Bürger über den Chefsessel im Rathaus abstimmen würden, betont er. Was die Gründe für die Niederlage im ersten Durchgang anbelangt, bleibt Trost bei seiner Analyse vom Wahlabend. Demnach sei es schon mit ausschlaggebend gewesen, dass sich die CDU-Fraktion, die Grünen und Teile der SPD zu Timo Jung bekannt hätten.

Gleichwohl wird er sich in den kommenden Tagen darum bemühen, das Blatt zu wenden. Von den übrigen Mitbewerbern hatte der Musikpädagoge Ulrich Raisch am Wahlabend ebenfalls erklärt, er bleibe im Rennen, sofern sich keine Schlammschlacht abzeichne. Student Dennis Rickert wollte sich zunächst mit seinem Wahlkampfteam abstimmen. Dozent Edwin Kubotat machte indes klar, seine Kandidatur zurückzuziehen. Betriebsrat Andreas Freund wollte das Ergebnis vor einer Entscheidung verorten.

Die Bewerbungsfrist für die zweite Runde der Bürgermeisterwahl läuft. Bis zum heutigen Mittwoch, 27. Januar, 18 Uhr können neue Kandidaten ihre Unterlagen einreichen. Die bisherigen Aspiranten bleiben laut Christine Schläfle, stellvertretende Leiterin des Ordnungsamts, automatisch im Rennen, sofern sie nicht von sich aus ihre Ambitionen zurückziehen.

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Erstellt:
27. Januar 2021, 06:00 Uhr

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