Baden-Württemberg bereitet sich auf Waldbrände vor

dpa/lsw Bruchsal. Waldbrände kennen die meisten Menschen im Südwesten nur aus den Nachrichten - in Kalifornien oder am Mittelmeer. Das könnte sich schnell ändern. In deutschen Wäldern wird es seit Jahren immer trockener.

Die Sonne über einem Waldstück des Schönbuchs. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Die Sonne über einem Waldstück des Schönbuchs. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Eine ferngesteuerte Raupenfräse könnte zum Erfolgsmodell beim Kampf gegen Waldbrände werden. Mit ihrer Hilfe lassen sich Wege schnell zu kleinen Feuerschutzschneisen ausbauen, wie eine Demonstration der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg am Freitag nördlich von Karlsruhe zeigte.

Weil Waldbrände wegen des Klimawandels bald auch im Südwesten zum Problem werden könnten, bereiten sich Waldbesitzer, Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und Behörden darauf vor. Sie haben das Projekt „Waldbrand-Klima-Resilienz“ gegründet, um Prävention und Krisenmanagement abzustimmen und voneinander zu lernen. „Wir müssen uns wirklich darum kümmern“, sagte der kommissarische Landesforstpräsident Martin Strittmatter in der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal (Kreis Karlsruhe).

Im Südwesten hat es seit drei Jahren viel zu wenig geregnet, in manchen Wäldern sterben bereits Kiefern, Fichten und Buchen. In zu viel Totholz, vermehrtem Bewuchs mit Gräsern oder Ginster und langen Trockenperioden sehen die Experten ein großes Risiko für Waldbrände. „Der Klimawandel führt dazu, dass unsere Wälder brennbarer werden“, sagte Max Reger, der kommissarische Vorstandsvorsitzende von ForstBW, dem Betrieb, der die Landeswälder managt.

Dass die Entwicklung so kommen würde, hätten sie gewusst, sagte Strittmatter. „Dass der Prozess so schnell gehen würde, hatten wir nicht auf der Agenda. Wir müssen einen Zahn zulegen.“

Alexander Held vom European Forest Institute (EFI) berichtete von Erfahrungen aus anderen Ländern und lobte dabei die Erfolge, die mit den ferngesteuerten Raupen erzielt werden können. Sie seien unter anderem bereits in Großbritannien im Einsatz. Dort sei man der Waldbrandentwicklung und -bekämpfung in Deutschland um etwa ein Jahrzehnt voraus. Die Feuerwehren hierzulande seien mit ihrer Ausrüstung auf Vegetationsbrände noch nicht gut eingestellt.

Er lobte allerdings den baden-württembergischen Ansatz der Zusammenarbeit aller Beteiligten. Das sei besser als in manchen anderen Bundesländern. Im Südwesten ist fast 40 Prozent der Landesfläche mit Wald bewachsen.

Der laufende Umbau weg von Nadelbäumen hin zu durchmischten Laubwäldern soll den Wald nicht nur für den Klimawandel fit machen, er dient nach Überzeugung der Experten auch dem Schutz vor Waldbränden. Ein gegen Feuer widerstandsfähiger Wald sei schattig und feucht, sagte Held. Dazu gehöre auch eine gewisse Menge Totholz, das dazu beitrage, die Bodenstruktur zu verbessern.

Nach Angaben des Umweltbundesamtes gab es im vergangenen Jahr in Deutschland mehr als 1500 Waldbrände mit einer Fläche von gut 2700 Hektar (das entspricht einem Quadrat mit einer Kantenlänge von mehr als fünf Kilometern). Das war die zweitgrößte Fläche seit Einführung der Waldbrandstatistik im Jahr 1977.

Bei 44 Prozent der Brände konnte keine Ursache festgestellt werden. Brandstiftung und Fahrlässigkeit waren für 39 Prozent der Feuer verantwortlich und nur rund 6 Prozent der Brände hatten eine natürliche Ursache wir Blitzschlag.

Angehörige der freiwilligen Feuerwehr bei einer Demonstration zur Waldbrandbekämpfung. Foto: Uli Deck/dpa

Angehörige der freiwilligen Feuerwehr bei einer Demonstration zur Waldbrandbekämpfung. Foto: Uli Deck/dpa

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Erstellt:
25. September 2020, 02:21 Uhr

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