Wandern, Glas und Stollen locken Leute an

Der Fremdenverkehrsverein rückt Spiegelberg bei Besuchern in den Fokus – Glas ist bei der Bundesgartenschau zu sehen

Das Glasmuseum, das Besucherbergwerk Wetzsteinstollen, geführte Wanderungen und viele andere Aktivitäten und Attraktionen: Rege kümmert sich der Fremdenverkehrsverein (FVV) Spiegelberg darum, bei Gästen Interesse für die idyllisch im Schwäbisch-Fränkischen Wald gelegene Lautertalgemeinde zu wecken. Für gut gepflegte Wanderwege sorgt Wegewart Wolfgang Mildau.

Wegewart Wolfgang Mildau kümmert sich um die Pflege der Spiegelberger Wanderwege. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Wegewart Wolfgang Mildau kümmert sich um die Pflege der Spiegelberger Wanderwege. Foto: A. Becher

Von Nicola Scharpf

SPIEGELBERG. Es gibt keinen Fleck im 190 Kilometer umfassenden Wanderwegenetz von Spiegelberg, den Wolfgang Mildau nicht kennt. Er kennt jede Wurzel. „Ja, so ist das ungefähr“, bestätigt der 71-Jährige zurückhaltend lächelnd. Der Rentner läuft das gesamte Netz an Rundwanderwegen ab, sodass er jeden der insgesamt 19 Spiegelberger Wanderwege mindestens einmal im Jahr gesehen hat. Schließlich ist er derjenige, der mit Unterstützung des kommunalen Bauhofs, des Forsts und anderer Vereinsmitglieder die Wege wartet. Er setzt Stufen an steilen Stellen. Er legt Wasserschlitze an, damit die Wege nicht zu matschig werden. Er schneidet Wege von wuchernden Büschen und Ästen frei. Er sorgt dafür, dass versperrte Wege, zum Beispiel durch umgestürzte Bäume, passierbar werden.

Seit er sein Amt im Jahr 2010 angetreten hat, hat er die Beschilderung der Wege peu à peu vereinfacht und vereinheitlicht. Denn früher hatte jeder Weg einen Wegepaten, der für die Instandhaltung und Beschilderung zuständig war – eine unübersichtliche Situation. Also hat sich Wolfgang Mildau aller Wege angenommen und sein Langzeitprojekt, die Beschilderung nach einem durchgängig gleichen System, dieses Jahr im Frühjahr abgeschlossen.

Akkurat führt der Maschinenbauingenieur im Ruhestand außerdem Listen darüber, welcher Wanderer sich wie oft an den vom Verein monatlich angebotenen geführten Wanderungen beteiligt. Schließlich verschenkt der FVV als Dankeschön für zehn Stempel im Tourenpass eine Anstecknadel. Für 25 Stempel gibt’s ein Geldgeschenk. Also sollte die Teilnahmezahl korrekt aufgelistet sein. Derjenige Wanderer von den etwa 35 bis 40 regelmäßigen Teilnehmern an den geführten Wanderungen, der am häufigsten mitgelaufen ist, hat übrigens über 140 Stempel gesammelt und ist ein Spiegelberger Mitbürger aus Jux. Als Kassier des Vereins kümmert sich Wolfgang Mildau darüber hinaus um die Finanzen. Der gebürtige Saarländer ist schon als Jugendlicher gern gewandert – also schon lange bevor er im Jahr 2002 zusammen mit seiner Frau von Hockenheim nach Spiegelberg zuzog. Bis heute sind er, seine Frau und der Hund jeden Tag zur Mittagszeit auf Spiegelbergs Wanderwegen unterwegs. Altersbedingt nehmen sie sich die Wege zwischenzeitlich nur noch abschnittsweise vor und laufen nicht mehr die kompletten Runden. „Aber ich bin mal den Räuberweg an einem Tag gelaufen“, sagt Mildau. 14,5 Stunden hat er für den 57 Kilometer langen Rundweg gebraucht. „Nach 40 Kilometern habe ich mich in Großhöchberg einmal hingesetzt. Aber ich bin wieder aufgestanden und weitergelaufen.“ Muskelkater gab’s nach der Aktion nicht, er habe auf diesen Tagesmarsch trainiert.

Er kann es nicht beziffern, wie viele Stunden in der Woche er sich mit Angelegenheiten des FVV beschäftigt. Das aktuelle Projekt hat ihn 100 Stunden Arbeitszeit gekostet und liegt im Entwurf vor ihm auf dem Tisch: Der Spiegelberger Tourenführer, der alle Rundwege beschreibt, hat ausgedient und wird im Frühjahr ersetzt durch Faltblätter für jeden einzelnen Weg. Dafür hat Mildau Karten erstellt und Tourenbeschreibungen aktualisiert. Ergänzt durch Infoblätter zur örtlichen Gastronomie finden die Prospekte in Umschlägen mit praktischem Klettverschluss ihren Platz.

Der Fremdenverkehrsverein Spiegelberg ist aus dem beratenden Ausschuss für Erholung und Fremdenverkehr hervorgegangen, der im März 1991 gebildet worden war – im Nachgang zu einer Klausurtagung des damals neu gewählten Gemeinderats im fränkischen Muggendorf. Angesichts der dortigen Anstrengungen für den Fremdenverkehr war bei den Spiegelberger Räten der Eindruck entstanden, dass die eigene Gemeinde im Vergleich zu anderen Orten ihre Möglichkeiten zu wenig nutzt. Das Bild hat sich gewandelt: Rührig kümmert sich der FVV mit seinen rund 40 Mitgliedern darum, dass Ausflügler und Urlauber Spiegelberg auf dem Schirm haben.

Momentan vermessen Studenten das Besucherbergwerk

Das Besucherbergwerk Wetzsteinstollen hatte 2018 ein sehr erfolgreiches Jahr mit fast 900 Besuchern (Erwachsene und Kinder). Seit der Eröffnung 2012 haben sich an 180 Öffnungstagen bei 328 Führungen 4660 Besucher den Stollen von den drei Stollenführern zeigen lassen. Im Moment läuft im Besucherbergwerk ein Projekt der Universität Stuttgart, bei dem Studenten den Stollen vermessen. Auch ein historischer Rundgang durch Spiegelberg soll mit der studentischen Hilfe entwickelt werden. Die Ergebnisse sollen öffentlich präsentiert werden.

Nicht nur das Glasmuseum, sondern auch der Glassammlertag in der Mehrzweckhalle ist 2018 gut angenommen worden. „Die Glassammlerbörse ist für Spiegelberg eine gute Außenwerbung geworden“, findet Marianne Hasenmayer, aus der jede Menge Wissen zur Glasgeschichte nur so heraussprudelt. Für die Sonderausstellung 2019 im Glasmuseum hat sie die Glaskünstler Susanne und Ulrich Precht aus Lauscha gewonnen. Und dann wird das Thema Glas bei der Bundesgartenschau präsent sein, die am 19. April in Heilbronn eröffnet wird. Aus der ganzen Region Heilbronn werden einzelne, wenige Themenaspekte im Eingangspavillon vertreten sein, sagt der Vereinsvorsitzende Thomas Denzler – unter anderem Glas aus dem Spiegelberger Museum. „Es ist aber sehr minimalistisch“, dämpft Denzler, damit die Erwartungen nicht zu groß werden. Dennoch verspricht sich der Fremdenverkehrsverein, dass die Gemeinde von der Bundesgartenschau profitiert – zum Beispiel, wenn Busreiseveranstalter auf der Suche nach Unterkunft für ihre Gäste sind oder Besucher der Bundesgartenschau nach interessanten Ausflugszielen in der Heilbronner Umgebung Ausschau halten.

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Erstellt:
14. Dezember 2018, 06:00 Uhr

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