Wandern mit der digitalen Waldfee

Seit etwa einem halben Jahr können Spieler mit einer digitalen Version der Waldfee den Schwäbischen Wald erkunden. Bei 13 Stationen in verschiedenen Gemeinden bekommt man Anrufe und Nachrichten, in denen die Waldfee Geschichten zu verschiedenen Orten erzählt und Quizfragen stellt.

Eine von den 13 Stationen des Projekts „Abenteuer Waldfee“ befindet sich an der Seufzerquelle bei Oppenweiler. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Eine von den 13 Stationen des Projekts „Abenteuer Waldfee“ befindet sich an der Seufzerquelle bei Oppenweiler. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

GROSSERLACH/OPPENWEILER. Mit der Schwäbischen Waldfee als Reiseführerin durch den Wald? Das geht ganz einfach. Zumindest, wenn man ein Smartphone besitzt. Denn durch die App „Abenteuer Waldfee“ werden Spieler von einer digitalen Version der Waldfee zu verschiedenen Orten in der Region geführt, an denen sie Rätsel lösen müssen. Über Anrufe und SMS begleitet die Waldfee die Spieler. Sie erkunden die Region mit interaktiven Aufgaben und Rätseln, sammeln Punkte und erhalten immer neue Kapitel einer Geschichte als Belohnung für richtige Antworten. 13 Stationen verteilen sich bisher in und vor allem um die Gemeinden Großerlach, Mainhardt, Oppenweiler, Spiegelberg, Sulzbach an der Murr und Wüstenrot.

In welcher Reihenfolge und wann der Spieler diese Stationen besucht, hängt ganz von ihm selbst ab. Ist er vor Ort, kann er die Station online aktivieren und erhält kurz darauf einen aufgezeichneten Anruf der Waldfee.

Die Waldfee führt Spieler zu Orten voller Geschichten und Sagen.

An einem besonders heißen Tag eignet sich zum Beispiel die Station „Silberstollen Gabe Gottes“ in Großerlach. Denn nicht nur kann man hier eine Runde im Kneippbecken drehen, eine Aufgabe der Waldfee lautet auch, den kühlen Stollen zu betreten und bis zum Ende zu laufen. Denn nur so kann man die erste Frage nach der Länge des Stollens beantworten. Sendet der Spieler die richtige Antwort per SMS, bekommt er automatisch einen Punkt, je mehr Punkte er hat, desto mehr Kapitel werden in einer fortlaufenden Geschichte freigeschalten, die man sich über die Website anhören kann. Beantwortet der Spieler die Frage falsch, bekommt er noch eine zweite Chance und einen Tipp der Waldfee dazu. Kommt er gar nicht weiter, kann er eine SMS mit „Hilfe“ an die Waldfee senden und erhält dadurch einen Hinweis zur Lösung. Rät der Spieler allerdings zweimal falsch, bekommt er diesen Punkt nicht – und die richtige Antwort auf die Frage bleibt ebenfalls unbekannt. Wurde eine Station abgeschlossen, gibt die Waldfee per SMS auch gerne einen Tipp, wo es als nächstes hingehen könnte. Entweder zu Stationen, die ganz in der Nähe sind oder sie fordert einen dazu auf, die Wanderwege in der Nähe zu erkunden.

Tatsächlich abenteuerlich wird es bei einem Besuch beim „Magischen Dreieck“. Denn man muss auf dem Weg dahin nicht nur Baumstämme überwinden, knarzende Holzbrücken überqueren und einen Weg zwischen hüfthohen Brennnesseln finden. Auch fehlt ab etwa 100 Meter Entfernung vom Magischen Dreieck jede Spur vom Handyempfang – und damit auch vom GPS. Es lohnt sich also nicht nur eine Zeckenimpfung, sondern vor allem für Ortsfremde ein längerer Blick auf die Wegbeschreibung. Zum Glück ragt die dreieckige Steinsäule an der Station aber ein ganzes Stück aus dem Meer von Büschen und Unkraut heraus und beendet so verzweifelte Aktualisierungsversuche auf Google Maps.

Der Anruf der Waldfee erreicht den Spieler hier zwar erst, wenn er wieder Netz hat, doch wenn er sich einen Moment Zeit nimmt, um die Umgebung wahrzunehmen, kann er die Frage nach der Blickrichtung des Vogels auf der Säule auch aus dem Gedächtnis beantworten. Vorausgesetzt, das Brennen der Brennnesseln auf der Haut hat ihn nicht zu sehr von der Steinsäule abgelenkt.

Am Telefon erfährt der Spieler von der Waldfee dann, was es mit der Magie an diesem Ort auf sich hat, an dem nicht nur drei Gemeinden, sondern auch drei Landkreise aufeinander treffen und warum hier gegebene Versprechen ewig halten sollen. Bereits im November ist die Website online gegangen und befindet sich seitdem in einer Testphase. Wenn das Projekt gut ankommt, könne man sich eine Ausweitung der Stationen und der beteiligten Gemeinden gut vorstellen, so die Verantwortlichen im November. Dabei ist das Abenteuer nicht nur was für Familien mit Kindern, gerade in Zeiten von Corona, bietet sich die Webapplikation für das Wandern mit Social Distancing an. Denn auch wenn er ohne andere Menschen unterwegs ist, fühlt sich der Spieler doch nicht allein. Die Waldfee ist schließlich immer dabei, mal kommt eine auffordernde SMS, dann wieder ein Anruf mit einer kleinen Geschichte.

Auf zur letzten Station des Tages: Die Seufzerquelle bei Oppenweiler. Auf dem Weg zu diesem Ort kommt der Spieler unter anderem an der Burg Reichenberg vorbei und hat einen weiten Blick über die Landschaft, bevor er über einen kleinen Trampelpfad die Quelle selbst erreicht. Hier zumindest ist der Empfang kein Problem und der Anruf der Waldfee kommt nur wenige Sekunden, nachdem die Station über die Website aktiviert wird. Am Telefon erzählt sie von der grausamen Geschichte, die angeblich hinter der Namensgebung der Quelle steckt. Von dem jungen Maurer, der seine Geliebte aus Eifersucht an der Quelle eingemauert haben soll und deren Seufzen noch weit hörbar gewesen sein soll. Und während die Aufgaben am Großerlacher Silberstollen gar nicht so einfach waren, ist zumindest hier für jeden Spieler ein Punkt drin. Denn an dieser Station soll sich der Spieler nur hinsetzen, kurz zur Ruhe kommen und der Waldfee das erste Wort schreiben, das ihm in den Sinn kommt. „Sehr originell, sehr originell“, kommt gleich darauf eine SMS und es fühlt sich fast so an, als chatte man tatsächlich mit ihr.

Die Anmeldung erfolgt über die Internetadresse www.abenteuer-waldfee.de.

Wanderwege für die Ferien

Auch hat der Schwäbische Wald Tourismus auf seiner Website für die Ferienzeit ausgewählte Wandertouren mit der Waldfee zusammengestellt. Insgesamt 19 Touren sind es, die abseits der bekannten Strecken führen und echte Geheimtipps sind. Die Strecken ermöglichen es, Abstand zu halten.

Die Schwäbische Waldfee hat diese Rundwege bereits getestet und ihre Stellvertreterin aus Pappe auf jeder Wandertour an einer markanten Stelle fotografieren lassen. Damit möchte sie Lust machen, entlang der Route auf ihren Spuren zu wandern und das Motiv zu entdecken.

Jeder Wanderer, der die gesuchte Stelle gefunden hat, kann es ihr gleichtun und dort ein Selfie von sich machen und auf der Facebook-Seite der Schwäbischen Waldfee teilen.

Zum Artikel

Erstellt:
4. Juli 2020, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!
Im Café „Base – on the river“ an den Murrtreppen in Backnang weist ein Schild die Gäste auf das Cannabisverbot hin. Foto: Alexander Becher
Top

Stadt & Kreis

Backnang will Kiffen auf dem Straßenfest verbieten

Die Stadtverwaltung in Backnang plant, das Rauchen von Cannabis auf dem Straßenfest zu untersagen. Auch andernorts wird das Kiffen trotz Teillegalisierung verboten bleiben, beispielsweise in Freibädern. Viele Gastrobetreiber wollen keine Joints in ihren Außenbereichen.

Stadt & Kreis

Saskia Esken stellt sich wütenden Fragen in Weissach im Tal

Die Bundesvorsitzende der SPD nimmt auf Einladung des Ortsvereins Weissacher Tal auf dem Roten Stuhl Platz. Die Besucherinnen und Besucher diskutieren mit ihr über die Themen Wohnungsbau, Ukrainekrieg, Verkehr und die Politik der Ampelkoalition.

Stadt & Kreis

Murrhardter Pflegeheim setzt auf ausländisches Personal

Der Fachkräftemangel belastet die Pflegeheime. Das Haus Hohenstein in Murrhardt setzt mit Blick auf die schwierige Lage auch auf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die aus Nicht-EU-Ländern kommen und (nach-)qualifiziert werden. Zwei Pflegefachkräfte aus der Türkei berichten von ihrem Weg.