Wann rollen die Bagger an?

Die Haushaltsmittel sind bereits bewilligt, der Neubau der Gegengerade im Gazi-Stadion ist längst beschlossene Sache. Die Arbeiten sollen 2025 beginnen.

Nach den Umbauarbeiten wird es auf der Gegengerade auch Sitzplätze geben.

© Baumann

Nach den Umbauarbeiten wird es auf der Gegengerade auch Sitzplätze geben.

Von Jürgen Frey

Stuttgart - Der Durchmarsch in die dritte Liga ist noch lange nicht perfekt, doch die Chancen des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers, in der kommenden Saison eine Etage höher zu spielen, stehen nicht schlecht. Elf Spieltage vor Schluss beträgt der Vorsprung sieben Punkte. In den noch ausstehenden fünf Regionalliga-Heimspielen sowie dem WFV-Pokal-Viertelfinalknüller gegen Drittliga-Spitzenreiter SSV Ulm 1846 (16. April, 19 Uhr) dürfte das Gazi-Stadion sehr gut besucht sein.

Zwar spielen auch der Ligakonkurrent VfB Stuttgart II (für wenige Risikospiele) und die American Footballer auf der Waldau, doch hauptsächlich die Anhänger der Blauen treibt das Thema Umgestaltung der Gegengerade um, wobei sich vor allem folgende Fragen stellen: Wann beginnen die Arbeiten? Kann während des Umbaus der Spielbetrieb aufrechterhalten werden? Und könnte auch in Degerloch gespielt werden, wenn irgendwann einmal sogar der Sprung in die zweite Liga gelingen würde?

Eines vorneweg: Drittligatauglich ist das Stadion bereits jetzt. Das Fassungsvermögen von 11 468 Zuschauern reicht aus, die Flutlichtanlage hat genügend Power, die Rasenheizung ist vorhanden, sie müsste im Bedarfsfall nur rechtzeitig, ein paar Tage vor dem Spiel, eingeschaltet werden.

Für den Neubau der Gegengerade wurden vom Stuttgarter Gemeinderat bereits 2022 Haushaltsmittel in Höhe von neun bis zehn Millionen Euro bewilligt. Die asp-Architekten bekamen mit ihrem Entwurf den Zuschlag, das Baugesuch muss noch gezeichnet und offiziell eingereicht werden, danach folgt eine Bearbeitungsfrist des Baurechtsamts. Der ursprüngliche Plan, im Herbst 2024 mit den Arbeiten loszulegen, wird nicht aufgehen. Der Start verzögert sich, der Baubeginn ist für den Herbst 2025 vorgesehen.

Der Abbruch der alten Gegentribüne kann offenbar nur im Herbst/Winter erfolgen. Grund ist die Nähe zum Wald, so die Information des Hochbauamts an die Kickers-Verantwortlichen. Tiere, etwa brütende Vögel, würden dort im Frühjahr durch Lärm und Staubentwicklung zu sehr gestört werden. Klar ist: Während der rund acht- bis zehnmonatigen Umbauphase kann der Spielbetrieb aufrechterhalten werden, das maximale Fassungsvermögen beträgt während dieser Phase aber nur 5000 bis 6000 Zuschauer.

„Wir sind in die Planungen sehr gut eingebunden“, lobt Jürgen Kindler, der im Kickers-Präsidium verantwortliche Mann für dieses Thema, die Zusammenarbeit mit der Stadt. Die neue Gegengerade wird künftig 6000 Besuchern Platz bieten. Davon sind 1000 Sitzplätze, die oberhalb der Stehränge angeordnet werden. „Es war der ausdrückliche Wunsch der Fans, dass die Stehplätze erhalten bleiben“, sagt Kindler. Aktuell sieht die Aufteilung auf der Gegentribüne so aus: 880 Zuschauer im A-Block, 1640 im B-Block, 1495 im C-Block sowie 830 im D-Block (ausschließlich für Gäste-Fans). Dieser D-Block wird derzeit als sogenannter Pufferblock benutzt. Er wird in dieser Funktion nach dem Neubau wegfallen.

Keine Veränderungen gibt es zunächst auf den Stehplatzbereichen hinter den Toren: Sie bieten im G-Block 2304 Besuchern Platz, im F-Block (für Gäste-Fans hinter dem Tor am Guts-Muths-Weg Richtung Fernsehturm) 2048 Zuschauern Platz.

Der Entwurf sieht vor, dass vor der neuen Gegentribüne kein Zaun mehr vorhanden ist. Als Abgrenzung zum Spielfeld dient eine Erhöhung, wie dies auf der Haupttribüne bereits der Fall ist. Der Abstand zur Seitenlinie wird nach dem Neubau statt bisher 2,50 Meter sechs Meter betragen.

Im Bauch der neu gestalteten Gegentribüne soll nicht, wie ursprünglich diskutiert, die Geschäftsstelle der Kickers untergebracht werden. Diese wird im ADM-Sportpark bleiben. Die Ansprechpartner der Blauen fühlen sich dort als Anlaufstelle für die Mitglieder, in unmittelbarer Nähe zu den Sportlern, besser aufgehoben. Die Tribüne soll aber Platz für Räumlichkeiten der Polizei, der Sicherheitskräfte und des Amts für Sport und Bewegung bieten.

Ein Parkhaus am Stadion ist zunächst nicht vorgesehen, Grund ist die Nähe zum möglichen Weltkulturerbe Fernsehturm. In zwei bis drei Jahren könnten Überlegungen zu einem Parkhaus in den Gesamtbebauungsplan Waldau aber einfließen.

Bleibt noch die Frage, ob das Gazi-Stadion auch zweitligatauglich wäre. Aktuell lautet die Antwort: nein. Denn die geforderte Mindestkapazität für das Bundesliga-Unterhaus beträgt 15 000 Plätze. Dabei müssen alle Tribünen komplett überdacht sein, nicht nur Haupt- und Gegengerade. Die Planungen in Degerloch sehen diesbezüglich vor, die Stehtribünen hinter den Toren auszubauen, im Optimalfall auf beiden Seiten. „Dazu bedarf es aber eines Bebauungsplanes“, sagt Kickers-Präsidiumsmitglied Kindler.

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Erstellt:
13. März 2024, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
14. März 2024, 21:42 Uhr

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