Feriendebatte
Warum Baden-Württemberg immer so spät Sommerferien hat
In Baden-Württemberg beginnen die Sommerferien später als in anderen Bundesländern – und das jedes Jahr. Warum das so ist, lässt sich mit festen Regeln und historischen Gründen erklären.

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Warum sind die Ferien im Südwesten immer so spät?
Von Katrin Jokic
Die Termine der Sommerferien werden von der Kultusministerkonferenz (KMK) mehrere Jahre im Voraus festgelegt. Dabei werden die 16 Bundesländer in fünf Gruppen aufgeteilt. Vier Gruppen rotieren jährlich ihre Starttermine zwischen Mitte Juni und Ende Juli. Die fünfte Gruppe – bestehend aus Baden-Württemberg und Bayern – startet jedes Jahr als letzte. Diese Zuteilung ist seit Jahrzehnten fest und ändert sich aktuell nicht.
Ursprung in der Landwirtschaft
Historisch wurde die späte Lage der Sommerferien in Baden-Württemberg und Bayern damit begründet, dass viele Schülerinnen und Schüler früher auf landwirtschaftlichen Betrieben mitarbeiten mussten – vor allem bei der Ernte. Deshalb sollten sie erst dann Ferien haben, wenn die Mithilfe auf dem Feld am wichtigsten war. Diese Begründung wird heute kaum noch angeführt, ist aber der Ursprung der Regelung.
Zusammenhang mit den Pfingstferien
Ein wesentlicher Grund für den späten Start ist heute die Lage der Pfingstferien. In Baden-Württemberg dauern diese in der Regel zwei Wochen und liegen Ende Mai oder Anfang Juni. Damit zwischen Pfingst- und Sommerferien genug Unterrichtszeit für Prüfungen und Stoffvermittlung bleibt, beginnt die Sommerpause erst Ende Juli oder Anfang August.
Einheitliche Struktur des Schuljahres
Nach Angaben des baden-württembergischen Kultusministeriums ist der Ferienkalender so gestaltet, dass sich das Schuljahr gleichmäßig gliedern lässt. Ein spätes Ferienende ermögliche beispielsweise eine strukturierte Prüfungsphase vor den Sommerferien. Auch einheitlich lange Schuljahre sollen so besser realisiert werden.
Regelung gilt bis 2030
Die Sommerferientermine sind aktuell bis einschließlich Schuljahr 2029/2030 festgelegt. Eine Änderung der Gruppenzuteilung oder der Ferienregelung wäre frühestens danach möglich. Dafür müsste es eine Einigung innerhalb der Kultusministerkonferenz geben.
Ziel: Entzerrung des Reiseverkehrs
Die bundesweite Staffelung der Sommerferien wurde ursprünglich eingeführt, um Urlaubsverkehr, Hotelkapazitäten und Reisepreise zu entzerren. Würden alle Länder gleichzeitig in die Ferien starten, wären Verkehrsaufkommen und Reisezeiten deutlich stärker belastet.
Zusammengefasst:
Baden-Württemberg hat späte Sommerferien, weil es gemeinsam mit Bayern in einer festen Gruppe der Kultusministerkonferenz ist, die jedes Jahr zuletzt startet. Die Regelung ist historisch gewachsen, wird heute mit der Lage der Pfingstferien und der Schuljahresstruktur begründet und bleibt bis mindestens 2030 bestehen.