Tropfsteine geben Aufschluss

Warum die Maya-Kultur dem Untergang geweiht war

Im mexikanischen Yucatán wachsen in Höhlen uralte Tropfsteingebilde. Einige davon werden wissenschaftlich genauer analysiert. Aus den Ergebnissen lassen sich Gründe für den Untergang der Maya-Zivilisation ablesen.

Die Pyramide des Kukulcán (Kukulcán: Maya-Wort für Quetzalcoatl), von den spanischen Eroberern auch El Castillo (Burg, Festung) genannt, ist eine Tempelpyramide in der Ruinenstadt Chichén Itzá im Norden der Halbinsel Yucatán.

© Imago/Wirestock

Die Pyramide des Kukulcán (Kukulcán: Maya-Wort für Quetzalcoatl), von den spanischen Eroberern auch El Castillo (Burg, Festung) genannt, ist eine Tempelpyramide in der Ruinenstadt Chichén Itzá im Norden der Halbinsel Yucatán.

Von Markus Brauer/Larissa Schwedes (dpa)

Beim Niedergang der Maya-Zivilisation haben wohl längere Dürren eine bedeutende Rolle gespielt. Forscher der Universität Cambridge haben chemische Analysen von Stalagmiten in Tropfsteinhöhlen im mexikanischen Bundesstaat Yucatán durchgeführt. Daraus leiten sie erstaunlich genaue Informationen über die klimatischen Bedingungen zur Zeit der Maya ab, wie sie in der Fachzeitschrift „Science Advances“ berichten.

#Chemical analysis of a Yucatán cave #Stalagmite identifies eight multi-year wet season droughts, including one lasting 13 years, coinciding with the societal decline of the Classic Maya civilization. @Cambridge_Uni@ScienceAdvanceshttps://t.co/QIwzwHzAqzhttps://t.co/jGIvrqFH24 — Phys.org (@physorg_com) August 14, 2025

Die Anfänge der Maya-Kultur, die sich vom heutigen Südmexiko über Belize und Guatemala bis nach Honduras erstreckte, reichen bis etwa 1000 vor Christus zurück, ihren Höhepunkt erreichte die Kultur in der Zeit von 250 bis etwa 900 n. Chr.. Danach wurden die großen Kalksteinstädte nach und nach aufgegeben, und die Maya verloren einen Großteil ihrer politischen und wirtschaftlichen Macht.

Rätsel um das Verschwinden einer indigenen Hochkultur

„Diese Periode in der Geschichte der Maya fasziniert seit Jahrhunderten“, betont Erstautor Daniel James, der am Institut für Geowissenschaften der Universität Cambridge daran geforscht hat. „Es gab mehrere Theorien darüber, was den Untergang verursacht hat, wie zum Beispiel veränderte Handelswege, Krieg oder schwere Dürren, basierend auf den archäologischen Funden, die die Maya hinterlassen haben.“

In den letzten Jahrzehnten sei durch die Kombination von Klimadaten und anderen Aufzeichnungen und Belegen klarer geworden, was mit den Maya passiert sei.

Anhand der Analysen von Sauerstoffisotopen in verschiedenen Schichten der Stalagmiten einer südmexikanischen Höhle konnte das internationale Team aus Großbritannien, USA und Mexiko nun ableiten: Während des Niedergangs der Maya hat es zwischen den Jahren 871 und 1021 acht Dürreperioden in der Regenzeit gegeben, die mindestens drei Jahre anhielten. Die längste soll sogar 13 Jahre in Folge gedauert haben.

Mineralien als Klimazeugen

Der Studie zufolge lässt sich mit der genutzten Methode ziemlich genau bestimmen, in welcher Regenzeit wie viel oder wenig Niederschläge fielen. Stalagmiten entstehen, wenn Wasser von der Decke einer Höhle tropft und die im Wasser enthaltenen Mineralien zu großen Ablagerungen auf dem Höhlenboden heranwachsen.

Die Forscher glichen ihre Daten mit bereits bekannten historischen und archäologischen Belegen ab und entdeckten, dass diese mit den Klimadaten zusammenpassten: Der Bau von Wahrzeichen und politische Aktivitäten an mehreren Maya-Stätten – darunter das berühmte Chichén Itzá in Yucatán – wurden während der Dürreperioden mehrfach unterbrochen.

Bauprojekte im Schatten des Überlebenskampfes

„Das bedeutet nicht unbedingt, dass die Maya Chichén Itzá während der schweren Dürreperioden verlassen haben, aber es ist wahrscheinlich, dass sie drängendere Sorgen hatten als den Bau von Wahrzeichen. Beispielsweise, ob die Ernte, von der sie lebten, erfolgreich sein würde oder nicht“, erklärt James.

Eine Studie mit Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung verknüpfte schon vor einigen Jahren den Niedergang der antiken Maya-Hauptstadt Mayapan mit einer langanhaltenden Dürre. Diese führte nicht nur zu Hunger, sondern verschärfte politische Konflikte, die wiederum gewalttätige Auseinandersetzungen nach sich zogen, schrieben die Forschenden 2022 im Fachjournal „Nature Communications“. Dies sei auch mit Blick auf heutige Veränderungen des Klimas relevant.

Kampf gegen die Klimakrise

Auch James sieht in seiner Forschung Bezüge zum heutigen Kampf gegen die Klimakrise: „Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, handelt es sich hierbei ebenso sehr um eine Geschichte der Widerstandsfähigkeit wie um eine Geschichte des Niedergangs“, unterstreicht James.

Wie die Maya mit Wasser gewirtschaftet und dieses gespeichert hätten, habe sie vor den schlimmsten Dürren geschützt. „Dies zeigt, wie wichtig lokale Techniken und indigenes Wissen für die Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels auf den Menschen sind.“

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Erstellt:
15. August 2025, 18:40 Uhr

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