Wetter und Klima
Warum die Politik in der Hitzewelle dreifach gefordert ist
Politisches Versagen ist, nichts oder zu wenig gegen ein absehbares Unheil zu tun, kommentiert unser Hauptstadtkorrespondent Tobias Peter.

© imago/Jan Eifert
Deutschland glüht.
Von Tobias Peter
Der eine oder andere erinnert sich bestimmt noch an die „Ice Bucket Challenge“. Damals gossen sich viele einen Kübel Eiswasser über den Kopf und veröffentlichten davon ein Video im Internet. In der aktuellen Hitze würde sich manch einer wünschen, jemand würde ihm einen Eimer kaltes Wasser über dem Kopf ausgießen.
Doch während so ziemlich alle unter der Hitze leiden, ist das derzeitige Wetter gerade für Kranke, Alte und Schwächere sehr gefährlich. Verbände weisen mit Recht darauf hin, dass es mehr klimatisierte Zimmer in Krankenhäusern und besseren Hitzeschutz in Pflegeeinrichtungen braucht. Hier sind dringend Investitionen notwendig. Jeder Einzelne kann aber auch etwas Gutes tun, indem er der Anregung der Diakonie folgt, einem Obdachlosen eine Flasche Wasser zu schenken. Einen besseren Weg, seine Nächstenliebe auszudrücken, gibt es in diesen Tagen nicht.
Kampf gegen die Ignoranz
In der gesellschaftlichen Debatte passiert bei jeder extremen Wetterlage dasselbe. Diejenigen, die den menschgemachten Klimawandel nicht wahrhaben wollen, verweisen darauf, dass es auch früher schon mal sehr heiß war, Stürme gegeben habe und extreme Regenfälle. Das alles stimmt. Dennoch kann es über die Häufung solcher Entwicklungen nicht hinwegtäuschen.
Die politisch Verantwortlichen sind deshalb dreifach gefordert. Sie sollten – so wie möglichst jeder Bürger in seinem Bekanntenkreis – beharrlich darauf hinweisen, dass es sinnlos ist, die Realität des Klimawandels zu ignorieren. Sie müssen das Land rasch für extreme Wetterlagen besser rüsten. Die neuen Gefahren werden künftig bei jedem Infrastrukturprojekt eine Rolle spielen. Und sie müssen durch mutige, sozial abgefederte Schritte hin zur Klimaneutralität dafür sorgen, dass es am Ende nicht ganz so schlimm kommt. Politisches Versagen ist, nichts oder zu wenig gegen ein absehbares Unheil zu tun.