Kein Geländer
Warum die Walhalla für Verliebte gefährlich ist
Tragischer Zwischenfall an der Walhalla: Es ist nicht der erste tödliche Unfall an dem historischen Denkmal ohne Schutzgeländer.

© Armin Weigel/dpa
Die Walhalla in der Nähe von Regensburg steht unter Denkmalschutz.
Von Michael Maier
Ein romantischer Abend an einem der schönsten Aussichtspunkte Bayerns endete am Sonntag in einer Tragödie. Ein 32-jähriger Mann verbrachte mit seiner Lebensgefährtin stimmungsvolle Stunden an der Walhalla bei Donaustauf nahe Regensburg. Als das Paar gegen 23.20 Uhr seine Sachen zusammenpackte und aufbrechen wollte, trat der Mann an der Ostseite des monumentalen Bauwerks unglücklich ins Leere und stürzte etwa 8,50 Meter in die Tiefe.
Der Mann aus Baden-Württemberg prallte auf einem darunterliegenden Steinplateau auf und erlitt schwerste Verletzungen. Seine Lebensgefährtin alarmierte sofort den Notruf. Trotz schneller Hilfe und Reanimationsversuchen durch die Rettungskräfte verstarb der 32-Jährige noch an der Unfallstelle. Die Freundin des Verunglückten musste anschließend von einem Kriseninterventionsteam betreut werden.
Nach Angaben der Polizei gibt es keine Hinweise auf Fremdverschulden. Die Kriminalpolizei Regensburg hat die Ermittlungen aufgenommen und geht von einem tragischen Unfall aus.
Tödliche Stürze an der Walhalla
Es ist nicht der erste schwere Vorfall an dem historischen Denkmal. Bereits im Jahr 2020 kam es zu zwei Unfällen: Ein 65-Jähriger stürzte nach Verlust des Gleichgewichts auf einer Treppe drei Meter tief und verstarb. Im selben Jahr fiel eine 67-jährige Besucherin mehrere Meter in die Tiefe und wurde schwer verletzt.
Die Bayerische Schlösserverwaltung hat nach diesen Vorfällen die Sicherheitshinweise verschärft. Besucher werden „dringend gebeten“, innerhalb der weißen Markierungslinien zu bleiben, die inzwischen mit schwarzen Begleitlinien für mehr Kontrast versehen wurden. Zusätzlich wurden mehrsprachige Warnschilder aufgestellt.
Kein Geländer für die Walhalla
Geländer zum Schutz vor Abstürzen sind an dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude aus dem 19. Jahrhundert allerdings nicht vorgesehen. Die Schlösserverwaltung betont, dass sie die Sicherheit der Besucher zwar als höchste Priorität betrachte, aber aus Denkmalschutzgründen und gemäß einem Landtagsbeschluss solle die Walhalla in ihrer jetzigen Form erhalten bleiben.
Instrumentalisierung der Walhalla durch die Nazis
Die im Auftrag von König Ludwig I. errichtete Ruhmeshalle im Stil eines griechischen Tempels ist ein beliebtes Ausflugsziel. Mit ihrem weiten Blick über die Donau und die umliegende Landschaft zieht sie besonders in den Abendstunden auch viele Paare an, die die romantische Atmosphäre genießen wollen. Die breiten Treppen und Plateaus werden gerne als Picknickplatz genutzt.
In dem zwischen 1830 und 1849 erbauten Ruhmestempel bei Donaustauf in der Nähe von Regensburg sind bedeutende deutsche Persönlichkeiten mit Büsten und Gedenktafeln verewigt - von Kaisern und Königen über Künstler und Forscher bis hin zu Politikern und Widerstandskämpfern wie Sophie Scholl. Kritiker sehen das Monument trotzdem pauschal als "Deutschtümelei" aus dem 19. Jahrhundert. In der Zeit der NS-Herrschaft (1933-45) wurde das Denkmal für politische Inszenierungen missbraucht.