Rüstungsindustrie
Warum fällt die Hensoldt-Aktie? - Das steckt hinter dem Kursrückgang
Nach einem steilen Höhenflug in der letzten Woche ist die Hensoldt-Aktie plötzlich ins Straucheln geraten und reißt sogar andere Rüstungswerte mit nach unten. Was steckt hinter dem abrupten Kursrutsch?
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Die Hensoldt-Aktie verliert nach dem Kapitalmarkttag deutlich an Wert. Warum der Rüstungselektronik-Konzern die Anleger enttäuscht hat, welche Prognosen für 2026 gelten und wie Analysten reagieren.
Von Matthias Kemter
Die Aktie des bayerischen Rüstungselektronik-Spezialisten Hensoldt ist nach dem gestrigen Kapitalmarkttag deutlich unter Druck geraten. Der Kurs ist mittlerweile um mehr als 13 Prozent auf rund 82 Euro gefallen, seitdem das Unternehmen seinen mittelfristigen Ausblick vorgestellt hatte. Doch was steckt hinter der plötzlichen Schwächephase der Hensoldt-Aktie?
Enttäuschender Ausblick - Wachstum erst ab 2027
Trotz eines weiterhin starken Rüstungsmarkts zeigte sich Hensoldt beim Kapitalmarkttag zurückhaltend. Das Unternehmen aus Taufkirchen bei München erwartet für 2026 ein Umsatzwachstum von rund zehn Prozent. Weniger als viele Analysten prognostiziert hatten. Erst ab 2027 rechnet der Konzern mit einem stärkeren Anstieg von Umsatz und Gewinn. Mittelfristig peilt Hensoldt ein jährliches Umsatzwachstum von 15 bis 20 Prozent an, die höheren Werte aber erst ab 2028. Das Ziel für 2030 bleibt mit 6 Milliarden Euro Umsatz und einer Ebitda-Marge von mindestens 20 Prozent bestehen. Diese Prognose traf bei Investoren auf Ernüchterung. Nach dem rasanten Kursanstieg seit Jahresbeginn nahmen viele Anleger Gewinne mit.
Analysten korrigieren ihre Erwartungen
Mehrere Analysten reagierten mit Skepsis auf die neuen Ziele. JPMorgan senkte das Kursziel von 110 auf 100 Euro und stufte Hensoldt von „Overweight“ auf „Neutral“ herab. Das für 2026 erwartete operative Ergebnis (Ebitda) liege laut Berechnungen der Bank rund sieben Prozent unter dem bisherigen Analysten-Konsens. Auch Analystin Chloe Lemarie von Jefferies betonte, dass sich das Wachstum „auf spätere Jahre konzentriere“ und die kurzfristigen Ziele damit unter den Erwartungen lägen.
Marktreaktion - Abverkauf auch bei Rheinmetall und Renk
Der Kursrückgang bei Hensoldt zog andere Rüstungswerte mit nach unten. Rheinmetall verlor im DAX über drei Prozent, Renk Group büßte ebenfalls rund drei Prozent ein. Marktbeobachter sehen den Einbruch als Ernüchterung nach dem Rüstungsboom der vergangenen Monate. Laut Börsenexperte Andreas Lipkow seien viele Investoren „in ihrem Aufrüstungsrausch von wesentlich größeren Wachstumszahlen ausgegangen“. Diese überzogenen Erwartungen würden nun korrigiert.
Langfristig bleibt das Potenzial bestehen
Trotz der aktuellen Korrektur bleibt das langfristige Wachstumspotenzial von Hensoldt intakt. Das Unternehmen profitiert von der massiven Aufrüstung in Deutschland und Europa, ausgelöst durch geopolitische Spannungen und steigende Verteidigungsbudgets. Der Auftragsbestand liegt bereits bei rund 8,5 Milliarden Euro, womit über 90 Prozent des Umsatzes für das kommende Jahr abgesichert sind. Kurzfristig müssen Anleger allerdings mit weiteren Schwankungen rechnen. Die Aktie hat seit dem Oktoberhoch rund 30 Prozent verloren, eine Konsolidierung nach einer außergewöhnlichen Rally.
