Minus 30% seit Oktober

Warum fällt die Hensoldt-Aktie? - Die aktuellen Gründe

Die Hensoldt-Aktie stürzt trotz voller Auftragsbücher und neue Technologien, die für Zukunftsfantasien sorgen, weiter ab. Was dahintersteckt.

Die Hensoldt-Aktie stürzt trotz voller Auftragsbücher und neue Technologien, die für Zukunftsfantasien sorgen, weiter ab. Was dahintersteckt.

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Die Hensoldt-Aktie stürzt trotz voller Auftragsbücher und neue Technologien, die für Zukunftsfantasien sorgen, weiter ab. Was dahintersteckt.

Von Matthias Kemter

Die Aktie des bayerischen Rüstungselektronik-Spezialisten Hensoldt ist nach dem Kapitalmarkttag in der vergangenen Woche deutlich unter Druck geraten. Der Kurs ist mittlerweile um fast 20 Prozent gefallen. Allein am heutigen Mittwoch sank er um rund sieben Prozent auf kurzzeitig nur noch 77 Euro. Der jüngste Rückschlag steht nicht nur im Zusammenhang mit einem enttäuschenden Ausblick, sondern wird zusätzlich durch neue geopolitische Entwicklungen getrieben. Die Gründe für den Kursfall im Überblick:

1. Neue Friedenssignale drücken gesamte Branche

Jüngster Druck kam heute aus geopolitischer Richtung. Wie die US-Website Axios berichtet, führt der US-Sondergesandte Steve Witkoff derzeit offenbar Gespräche mit Russland und der Ukraine, um den Krieg diplomatisch zu beenden. Diese Initiative ließ die Hoffnung auf eine mögliche Entspannung des Konflikts aufkeimen und sorgte für massive Kursverluste bei Rüstungsunternehmen. Die Rheinmetall-Aktie brach zeitgleich um rund 10 Prozent gegenüber dem Wochenbeginn ein. Auch Hensoldt wurde in diesem Umfeld abgestraft. Anleger bewerteten die Nachrichten als potenziellen Risikofaktor für die mittelfristige Auftragslage.

2. Enttäuschender Ausblick - Wachstum erst ab 2027

Trotz eines weiterhin starken Rüstungsmarkts zeigte sich Hensoldt beim Kapitalmarkttag zurückhaltend. Das Unternehmen aus Taufkirchen bei München erwartet für 2026 ein Umsatzwachstum von rund zehn Prozent. Weniger als viele Analysten prognostiziert hatten. Erst ab 2027 rechnet der Konzern mit einem stärkeren Anstieg von Umsatz und Gewinn. Mittelfristig peilt Hensoldt ein jährliches Umsatzwachstum von 15 bis 20 Prozent an, die höheren Werte aber erst ab 2028. Das Ziel für 2030 bleibt mit 6 Milliarden Euro Umsatz und einer Ebitda-Marge von mindestens 20 Prozent bestehen. Diese Prognose traf bei Investoren auf Ernüchterung. Nach dem rasanten Kursanstieg seit Jahresbeginn nahmen viele Anleger Gewinne mit.

3. Analysten korrigieren ihre Erwartungen

Mehrere Analysten reagierten mit Skepsis auf die neuen Ziele. JPMorgan senkte das Kursziel von 110 auf 100 Euro und stufte Hensoldt von „Overweight“ auf „Neutral“ herab. Das für 2026 erwartete operative Ergebnis (Ebitda) liege laut Berechnungen der Bank rund sieben Prozent unter dem bisherigen Analysten-Konsens. Auch Analystin Chloe Lemarie von Jefferies betonte, dass sich das Wachstum „auf spätere Jahre konzentriere“ und die kurzfristigen Ziele damit unter den Erwartungen lägen. Die Analysten kürzten ihre Gewinnprognosen für die Jahre 2025 bis 2029 um bis zu zehn Prozent.

4. Zivile Innovation trifft auf politische Unsicherheit

Neben der schwachen Margenentwicklung sorgt auch die politische Lage für Verunsicherung. So hat die Bundesregierung die erst im August verhängten Exportbeschränkungen nach Israel überraschend wieder aufgehoben. Das führt laut Marktbeobachtern zu mehr Unsicherheit im Rüstungsexport. Gleichzeitig punktet Hensoldt im zivilen Bereich mit Innovation: Gemeinsam mit Lufthansa Technik wurde eine neue Generation von Flugdatenschreibern (SferiRec) vorgestellt, die deutlich über die künftigen Anforderungen hinausgeht. Das stärkt den zivilen Geschäftsbereich – eine wichtige zweite Säule neben dem militärischen Kerngeschäft.

5. Langfristiges Potenzial bleibt bestehen

Trotz der aktuellen Korrektur bleibt das langfristige Wachstumspotenzial von Hensoldt intakt. Das Unternehmen profitiert von der massiven Aufrüstung in Deutschland und Europa, ausgelöst durch geopolitische Spannungen und steigende Verteidigungsbudgets. Der Auftragsbestand liegt bereits bei rund 8,5 Milliarden Euro, womit über 90 Prozent des Umsatzes für das kommende Jahr abgesichert sind. Kurzfristig müssen Anleger allerdings mit weiteren Schwankungen rechnen. Die Aktie hat seit dem Oktoberhoch rund 30 Prozent verloren, eine Konsolidierung nach einer außergewöhnlichen Rally.

Signal des Vertrauens: CEO kauft Aktien

Trotz der angespannten Marktlage zeigt CEO Oliver Dörre Vertrauen in die eigene Strategie. Er kaufte vergangene Woche Aktien im Wert von über 220.000 Euro, ein deutliches Signal an den Markt.

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Erstellt:
19. November 2025, 15:56 Uhr

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