Rüstungsaktien unter Druck

Warum fällt die Renk-Aktie? - Sinkflug geht weiter

Trotz starker Zahlen und voller Auftragsbücher gerät die Renk-Aktie heftig unter Druck. Was hat die Anleger so plötzlich nervös gemacht

Die Renk-Aktie verliert erneut deutlich an Wert. Fortschritte bei den Ukraine-Verhandlungen verunsichern Investoren – trotz voller Auftragsbücher und positiver Analystenstimmen.

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Die Renk-Aktie verliert erneut deutlich an Wert. Fortschritte bei den Ukraine-Verhandlungen verunsichern Investoren – trotz voller Auftragsbücher und positiver Analystenstimmen.

Von Matthias Kemter

Trotz voller Auftragsbücher und positiver Prognosen stürzt die Renk-Aktie auch zum Auftakt der neuen Handelswoche weiter ab. Hintergründe und Einschätzungen zur aktuellen Entwicklung.

Geopolitik bremst Börseneuphorie

Die Renk-Aktie steht unter Druck. Innerhalb einer Woche hat das Papier mittlerweile rund 25 Prozent an Wert verloren. Von über 67 Euro fiel der Kurs auf aktuell rund 49 Euro. Auslöser ist keine unternehmensinterne Krise, sondern die geopolitische Lage. Konkrete Fortschritte bei Friedensverhandlungen zum Ukraine-Krieg sorgen an den Märkten für Nervosität. Schon in der vergangenen Woche gerieten Rüstungsaktien unter Druck, als bekannt wurde, dass der US-Sondergesandte Steve Witkoff getrennt mit Russland und der Ukraine über ein mögliches Kriegsende verhandelt. Kurz darauf wurde ein 28-Punkte-Plan öffentlich und die Kurse fielen weiter. Zwar ist dieser Plan nicht endgültig, zumal Trump sein anfängliches Ultimatum am Wochenende wieder abschwächte. Doch allein die Aussicht auf ein baldiges Kriegsende reicht aus, um Verkaufsdruck auf Rüstungswerte auszulösen. Die Sorge: Ein Kriegsende könnte Verteidigungsbudgets und Auftragsvolumen schrumpfen lassen.

Gespräche in Genf als Kurskiller

Am Sonntag trafen sich US-Außenminister Marco Rubio und Sondergesandter Steve Witkoff mit ukrainischen Unterhändlern in Genf. Beide Seiten sprachen von einem „sehr guten Ergebnis“. Die Märkte reagierten prompt. Renk verlor am Montagvormittag erneut rund 3,1 %, Hensoldt rund 3 %, Rheinmetall sogar über 4 %. Analysten sprechen von einem Sektor-Ausverkauf.

Renk - Fundamentale Stärke trifft auf irrationale Ängste

Fundamental steht Renk weiterhin stark da. Der Kapitalmarkttag Mitte November hatte ambitionierte Ziele bis 2030 und einen vollen Auftragsbestand präsentiert. Analysten betonen, dass der massive Kursrutsch emotional getrieben und keine Folge schwacher Geschäftszahlen sei. Mehrere Analystenhäuser bekräftigten zuletzt ihre Kaufempfehlungen oder korrigierten sie nur leicht nach unten:

  • Warburg Research - Empfehlung Hold - Ziel: 57 €
  • Deutsche Bank - Empfehlung: Buy - Ziel: 72 €
  • Berenberg - Empfehlung: Buy - Ziel: 84 €
  • Jefferies - Empfehlung: Buy - Ziel: 75 €

Technische Schwäche: Kurs kratzt an psychologischer Marke

Charttechnisch ist die Lage angespannt. Mit aktuell rund 49 Euro hat der Kurs die psychologisch wichtige Marke von 50 Euro heute durchbrochen. Noch vor Anfang Oktober notierte die Aktie bei über 90 Euro. Der Absturz ist also heftig, aber vor allem durch äußere Faktoren getrieben. Bleibt der Bruch der 50-Euro-Linie nachhaltig, könnte das weiteren Verkaufsdruck auslösen. Die Renk-Aktie ist ein Paradebeispiel für die enorme Sensibilität des Rüstungssektors gegenüber geopolitischen Schlagzeilen. Interessant ist vor allem: Selbst bei einem Friedensschluss im Ukraine-Krieg sind steigende Militärausgaben in Europa fest eingeplant. Die angekündigte Aufrüstung durch Bundeskanzler Merz, bis zu 5 % des BIP, würde Renk direkt zugutekommen.

Was macht Renk?

Renk zählt weltweit zu den führenden Anbietern von Antriebs- und Steuerungstechnik und ist auf leistungsstarke Systeme für militärische und industrielle Einsätze spezialisiert. Das Unternehmen fertigt unter anderem Getriebe, Kupplungen, Gleitlager sowie hybride Antriebslösungen für militärische Fahrzeuge, Marineschiffe und industrielle Großanlagen. Besonders bekannt ist Renk für seine hochspezialisierten Panzer- und Marinegetriebe. Darüber hinaus engagiert sich das Unternehmen in Zukunftstechnologien und entwickelt Komponenten für Anwendungen im Bereich der Energiewende, etwa für den Einsatz von Wasserstoff.

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Erstellt:
24. November 2025, 15:40 Uhr

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