19 % Verlust in 3 Wochen
Warum fällt die Siemens-Energy-Aktie?
Rekordaufträge, Milliardengewinne und trotzdem stürzt die Aktie ab: Warum Siemens Energy trotz guter Zahlen ins Straucheln gerät, sorgt für Rätsel an der Börse.

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Siemens Energy liefert Rekordergebnisse, doch die Aktie fällt stark. Erfahren Sie hier die Gründe für den aktuellen Kursverfall.
Von Matthias Kemter
Siemens Energy galt lange als Hoffnungsträger der Energiewende, mit vollen Auftragsbüchern, Milliardenprojekten und starkem Wachstum. Doch ausgerechnet jetzt, wo das Unternehmen operativ glänzt und bald in den Euro Stoxx 50 aufsteigt, stürzt die Aktie ab. Aktuell notiert das Papier nur noch bei 84,40 Euro. Ein Verlust von fast 19 Prozent seit dem August-Hoch. Was steckt hinter dem Kursrutsch?
1. Starke Zahlen, schwacher Kurs - ein Widerspruch?
Operativ läuft es bei Siemens Energy rund. Die Zahlen für das zweite Quartal 2025 zeigen:
- Auftragseingang: +14 % auf 136 Milliarden Euro – ein Rekordwert
- Umsatz: +13 % auf 9,7 Milliarden Euro
- Ergebnis: 697 Millionen Euro Gewinn nach Verlusten im Vorjahr
- Besonders der Boom der Rechenzentren in den USA sorgt für hohe Nachfrage
Trotzdem sackt die Aktie immer weiter ab. Warum? Der Widerspruch liegt nicht in der Bilanz, sondern in der Marktwahrnehmung.
2. Windkraft-Tochter Siemens Gamesa bleibt Sorgenkind
Der Hauptbelastungsfaktor bleibt die defizitäre Tochter Siemens Gamesa. Die Sparte steckt weiter tief in den roten Zahlen. Siemens Energy hat bereits ein Sparprogramm angekündigt und will sich stärker auf Offshore-Projekte konzentrieren. Das Ziel: bis 2026 die Gewinnzone erreichen. Doch Analysten bezweifeln, dass das reicht. Der Windkraftbereich gilt als strukturelles Risiko.
3. Analysten uneins - Kursziele zwischen 37 und 110 Euro
Die Einschätzungen großer Investmenthäuser gehen weit auseinander:
- Goldman Sachs und Deutsche Bank: Kursziel bis zu 110 Euro
- J.P. Morgan: neutral bei 91 Euro
- Bernstein Research: klare Verkaufsempfehlung, Kursziel nur 37 Euro
- UBS: ebenfalls „Sell“ mit 38 Euro
Diese Spanne sorgt für Unsicherheit am Markt. Anleger wissen nicht, ob sie sich auf eine Erholung oder einen weiteren Absturz einstellen sollen.
4. Technische Schwäche verschärft die Lage
Auch charttechnisch sieht es düster aus:
- Die Aktie hat den 50-Tage-Durchschnitt nach unten durchbrochen
- Der 200-Tage-Durchschnitt bei ca. 69,65 Euro rückt bedrohlich näher
- Unterstützungszonen wie bei 83 Euro wackeln
Das Chartbild sendet klare Verkaufssignale. Selbst positive Nachrichten wie die Aufnahme in den Euro Stoxx 50 zum 22. September 2025 konnten die Abwärtsdynamik zuletzt nicht bremsen.
5. Überbewertung trotz guter Nachrichten?
Mehrere Analysten argumentieren, dass die Siemens-Energy-Aktie nach ihrer Rallye bis über 104 Euro im August schlicht überbewertet war. Die Euphorie über neue Großaufträge, etwa aus dem Irak und Mexiko, reicht offenbar nicht mehr aus, um die Bewertung zu rechtfertigen, vor allem nicht bei einem problematischen Geschäftsbereich wie Siemens Gamesa.