Rezessionsgefahr

Warum schrumpft die deutsche Wirtschaft?

Droht eine Rezession in Deutschland? Das BIP schrumpft im zweiten Quartal 2025 überraschend um 0,3 Prozent. Während andere EU-Länder wachsen, hat die deutsche Wirtschaft zu kämpfen.

Stagnation in Deutschland – oder bald eine Rezession?

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Stagnation in Deutschland – oder bald eine Rezession?

Von Michael Maier

Die jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal 2025 stärker als erwartet geschrumpft ist. Nach dem positiven Jahresstart mit einem Wachstum von 0,3 Prozent im ersten Quartal ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nun um 0,3 Prozent zurück – eine Abwärtskorrektur um 0,2 Prozentpunkte gegenüber der Schnellmeldung vom Juli.

Solche Korrekturen sind laut Wirtschaftsexperten auf Quartalsbasis nicht ungewöhnlich. Außerdem hätten in den letzten Monaten die Trump-Zölle die mathematische Basis der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung verzerrt, heißt es zur Begründung des Rechenfehlers.

Aber warum hat die deutsche Wirtschaft den Rückwärtsgang eingelegt? Dafür gibt es nach Auffassung von Ökonomen ganz unterschiedliche Ursachen. Von Rezession wird aber nur dann gesprochen, wenn zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativen Wachstumsraten zu verzeichnen sind.

Rezession in Deutschland?

Die Gründe für die wirtschaftliche Schwäche sind vielfältig:

  • Industrieproduktion schwächelt: Das Verarbeitende Gewerbe verzeichnete einen Rückgang von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal.
  • Baugewerbe im starken Minus: Mit einem Rückgang von 3,7 Prozent erlebte das Baugewerbe einen besonders deutlichen Einbruch.
  • Investitionen rückläufig: Die Bruttoanlageinvestitionen sanken um 1,4 Prozent, wobei Bauinvestitionen (-2,1 Prozent) und Ausrüstungsinvestitionen (-1,9 Prozent) besonders betroffen waren.
  • Außenhandel ohne positive Impulse: Die Exporte gingen leicht zurück (-0,1 Prozent), während die Importe deutlich stiegen (+1,6 Prozent).

Wirtschaftswachstum in Deutschland schwächer als Spanien

Besonders besorgniserregend: Die deutsche Wirtschaft entwickelt sich im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich. Während in Spanien (+0,7 Prozent), Frankreich (+0,3 Prozent) und der EU insgesamt (+0,2 Prozent) die Wirtschaft wuchs, schrumpfte sie in Deutschland am stärksten. Selbst in Italien fiel der Rückgang mit -0,1 Prozent geringer aus.

Wirtschaft mit positivem Konsumklima in Deutschland

Dennoch gibt es auch positive Signale in der deutschen Wirtschaft, denn die Konsumausgaben stiegen um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Besonders der Bereich Information und Kommunikation (+0,5 Prozent) konnte dabei zulegen. Die Erwerbstätigkeit blieb mit 46,0 Millionen Beschäftigten nahezu unverändert. Trotz vieler Meldungen über Firmenschließungen und Stellenabbau zeigt sich der Arbeitsmarkt also (noch) relativ robust.

Gut für Wirtschaftswachstum: Deutsche sparen nicht mehr

Die sinkende Sparquote (9,7 Prozent gegenüber 10,8 Prozent im Vorjahr) deutet laut den Volkswirten vom Statistischen Bundesamt darauf hin, dass private Haushalte ihre Konsumausgaben stärker erhöhen als ihr Einkommen wächst – was kurzfristig die Wirtschaft stützen kann, langfristig aber zu Problemen wie höherer Verschuldung führen könnte.

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Erstellt:
22. August 2025, 10:40 Uhr
Aktualisiert:
22. August 2025, 11:50 Uhr

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