Erstmals über 4.000 US-Dollar
Warum steigt der Goldpreis? - Die Gründe der neuen Rekordmarke
Der Goldpreis hat erstmals die Marke von 4000 US-Dollar je Unze erreicht. Angetrieben von politischem Chaos, Zinssenkungshoffnungen und einem dramatischen Vertrauensverlust in die US-Wirtschaft. Was hinter der Rallye steckt.

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Der Goldpreis klettert in der Nacht zum Mittwoch erstmals auf ein Rekordhoch von 4000 US-Dollar je Unze. Welche Faktoren die Rallye antreiben und warum Experten noch nicht von einem Ende sprechen.
Von Matthias Kemter
In der Nacht zum Mittwoch hat der Goldpreis erstmals die psychologisch wichtige Marke von 4000 US-Dollar pro Unze durchbrochen. Der starke Anstieg des Edelmetalls wirft erneut die Frage auf, warum der Goldpreis nicht aufhört zu steigen. Die Gründe reichen von politischem Chaos über geldpolitische Erwartungen bis hin zu einem Vertrauensverlust in die US-Wirtschaft.
1. Politische Unsicherheit in den USA als Hauptgrund
Einer der wichtigsten Treiber ist das politische Chaos in den Vereinigten Staaten. Ein Haushaltsstreit hat dort zum längsten Regierungsstillstand seit Jahren geführt. Seit dem 1. Oktober sind zahlreiche US-Behörden geschlossen, weil Demokraten und Republikaner keine Einigung erzielen. Essenzielle Konjunkturdaten wie der Arbeitsmarktbericht fehlen dadurch, was die Unsicherheit zusätzlich verstärkt. Anleger suchen deshalb verstärkt nach sogenannten sicheren Häfen- allen voran Gold.
2. Zinssenkungserwartungen stützen den Goldpreis
Neben der politischen Krise spielt auch die Geldpolitik eine entscheidende Rolle. Die Märkte rechnen inzwischen fest mit weiteren Zinssenkungen der US-Notenbank Fed. Laut dem FedWatch-Tool liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung um 25 Basispunkte Ende Oktober bei rund 95 Prozent, eine weitere Reduzierung im Dezember gilt ebenfalls als wahrscheinlich. Niedrigere Zinsen machen Gold als zinslose Anlageform attraktiver, da die Opportunitätskosten für Investoren sinken.
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3. Geopolitische Krisen
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und andere geopolitische Spannungen treiben Anleger ebenfalls weiter in sichere Häfen. Gold gilt traditionell als Krisenwährung und stabiler Wertspeicher.
4. Schwäche des US-Dollar
Ein weiterer Grund für den Anstieg ist die Abwertung des US-Dollar. Seit Jahresbeginn hat der Euro rund 14 Cent gegenüber dem US-Dollar zugelegt. Für Investoren außerhalb des Dollarraums wird Gold dadurch günstiger. Gleichzeitig mieden Anleger US-Staatsanleihen, was den Trend zusätzlich verstärkt.
5. Technische Übertreibung oder nachhaltiger Trend?
Der Goldpreis hat seit Jahresbeginn rund 55 Prozent zugelegt, allein im September stieg er um über 11 Prozent. Analysten weisen darauf hin, dass Indikatoren wie der RSI (Relative-Stärke-Index) inzwischen in überkauften Zonen notieren. Ein kurzfristiger Rücksetzer ist daher möglich. Dennoch bleibt das langfristige Bild bullish, weil die fundamentalen Faktoren für weiter steigende Preise sprechen.
6. Starke Nachfrage von Investoren, Zentralbanken & ETFs
Nicht nur Spekulanten, auch institutionelle Anleger treiben den Goldpreis nach oben. Auch Zentralbanken, vor allem in Schwellenländern, kaufen massiv Gold. Seit Monaten verzeichnen auch Gold-ETFs massive Zuflüsse. Allein im August und September kauften Investoren über 100 Tonnen. Auch an den Terminmärkten steigen die offenen Kontrakte, was auf anhaltendes Interesse und ein stabiles Momentum hindeutet.
7. Goldpreis hat sich in zwei Jahren verdoppelt
Noch im Herbst 2023 lag der Goldpreis unter 2000 US-Dollar pro Unze. Heute, zwei Jahre später, hat er sich verdoppelt. Damals drückten hohe Zinsen und ein starker Dollar auf die Preise. Jetzt sind es geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheiten und geldpolitische Lockerungen, die den Goldpreis in die Höhe treiben.
Gold als Gradmesser globaler Unsicherheit
Der historische Anstieg des Goldpreises über die Marke von 4000 US-Dollar pro Unze ist kein Zufall, sondern das Resultat mehrerer sich überlagernder Krisen und Erwartungen: Politische Blockaden in den USA, drohende Zinssenkungen, geopolitische Spannungen und eine sinkende Attraktivität des US-Dollars lassen Anleger weltweit verstärkt in Gold flüchten. Auch wenn kurzfristige Rücksetzer möglich sind, spricht vieles dafür, dass der Goldpreis auf hohem Niveau bleiben wird, als Spiegelbild eines instabilen wirtschaftlichen und politischen Umfelds. Gold bleibt damit das zentrale Krisenbarometer der Finanzmärkte.