Ölmarkt

Warum steigt der Ölpreis? - Aktuelle Gründe & Entwicklungen

Der Ölpreis steigt deutlich, doch was sind die Gründe dafür? Geopolitischen Spannungen, Sanktionen und möglichen Lieferengpässen wirken auf den Markt. Die aktuellen Gründe im Überblick.

Der Ölpreis ist stark gestiegen - was steckt dahinter? Erfahren Sie, wie geopolitische Konflikte, Sanktionen und mögliche Blockaden die Preise beeinflussen.

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Der Ölpreis ist stark gestiegen - was steckt dahinter? Erfahren Sie, wie geopolitische Konflikte, Sanktionen und mögliche Blockaden die Preise beeinflussen.

Von Matthias Kemter

Der Ölpreis ist in den letzten Tagen massiv gestiegen. Zeitweise lag der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent bei über 78 Dollar. Der höchste Stand seit Januar. Hinter der Entwicklung stecken geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Drohkulissen im Nahen Osten. Ein Überblick über die wichtigsten Faktoren.

1. Krieg zwischen Israel und dem Iran

In der Nacht zum 13. Juni 2025 hat Israel einen groß angelegten Militärschlag gegen den Iran durchgeführt. Ziele waren unter anderem iranische Atomanlagen und militärische Infrastruktur. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Der Iran schickte mehr als 100 Drohnen in Richtung Israel. Der militärische Konflikt heizt die Angst vor weiteren Eskalationen in der ölreichen Region weiter an, mit direkter Auswirkung auf die Ölpreise. Brent-Rohöl sprang unmittelbar nach dem Angriff von 69 auf 78 Dollar, WTI stieg zeitweise um 14 Prozent. Die Aussicht auf weitere Eskalationen macht den Markt nervös und erhöht die sogenannte Risikoprämie auf den Ölpreis.

2. Gefahr einer Blockade der Straße von Hormus

Ein zentrales Risiko: Die Straße von Hormus. Etwa 20 bis 21 Prozent des weltweit gehandelten Rohöls passieren diese Meerenge. Der Iran droht seit Jahren immer wieder mit einer Sperrung. Nun scheint die Drohung näher an der Umsetzung als je zuvor. Ein General der iranischen Revolutionsgarden erklärte, eine Schließung werde derzeit ernsthaft geprüft. Eine tatsächliche Blockade würde nicht nur den Ölfluss in Richtung Asien massiv stören, sondern auch die Transportkosten weltweit in die Höhe treiben. Allein schon die Angst davor treibt die Preise nach oben. Eine solche Maßnahme gilt zwar als wirtschaftlich und politisch riskant, vor allem wegen der Reaktion Chinas, Irans wichtigstem Abnehmer, ausgeschlossen ist sie aber nicht.

3. Zerstörte Öl-Infrastruktur und mögliche Lieferausfälle

Bei den israelischen Angriffen sollen auch Ölanlagen im Iran getroffen worden sein. In Israel selbst wurde eine Raffinerie beschädigt. Solche Schäden erhöhen die Unsicherheit auf dem Markt. Wenn Anlagen zerstört werden oder vorübergehend ausfallen, könnte es zu realen Angebotsengpässen kommen, besonders, wenn der Konflikt weiter eskaliert und auch Nachbarländer in Mitleidenschaft gezogen werden.

4. Politische Spannungen und Sanktionen

Parallel zur militärischen Lage spitzt sich auch die politische Lage weiter zu. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach sich auf dem G7-Gipfel für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland aus. Geplant ist eine Senkung des Preisdeckels für russisches Öl von derzeit 60 auf 45 Dollar, unter anderem für Abnehmer wie Indien und China. Die USA befürchten jedoch, dass ein solcher Schritt die Energiepreise weltweit weiter steigen lässt. Die Befürchtung: Russland könnte durch diesen Schritt weniger verkaufen und auch der Grauhandel könnte erschwert werden, was den Transport aufwendiger, langsamer und teurer machen könnte. Zudem wird zwischen den USA und Europa über eine koordinierte Reaktion auf die Energiepreisentwicklung diskutiert. Das Ziel: Stabilität auf den Märkten. Doch solange die politische Lage ungeklärt bleibt, dominieren Unsicherheit und Spekulation.

5. Auswirkungen auf Verbraucher und Märkte

Die steigenden Ölpreise zeigen bereits erste Auswirkungen: Die Heizölpreise in Deutschland sind auf über 90 Euro je 100 Liter geklettert. Auch an den Zapfsäulen wird Tanken teurer. Der Preis für Super E10 liegt bereits bei 1,656 Euro pro Liter, Tendenz steigend. Die Empfehlung des ADAC: Wer kann, sollte kurzfristig tanken, am besten abends. An den Finanzmärkten sorgt der Ölpreissprung für Turbulenzen. Der DAX und asiatische Börsen rutschen ab, Gold und der Schweizer Franken gelten wieder als sichere Häfen. Die Volatilität wird voraussichtlich anhalten, solange sich der Konflikt zwischen Israel und dem Iran nicht entschärft.

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Erstellt:
16. Juni 2025, 09:56 Uhr

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