Warum Stuttgart die Kultur braucht
Fast 1000 Gäste erhielten beim Sommerfest der IHK Region Stuttgart überraschende Einblicke in die Bedeutung von Kulturangeboten für Stuttgart.

© MHP-Arena
Pop ist auch ein Wirtschaftsfaktor: Der Star Ed Sheeran wird an diesem Wochenende insgesamt 120 000 Menschen in die MHP-Arena locken.
Von Nikolai B. Forstbauer
Stuttgart - Unvergessen sind in der Metropolregion Stuttgart die Erfolge beim Kulturstadt-Ranking der Hamburger Berenberg-Bank. Allein sechs Mal in Folge hatte sich Stuttgart bis zum großen Pandemie-Dämpfer an die Spitze setzen können – mit der bundesweit deutlich größten Nachfrage nach kulturellen Angeboten. Nun scheint man wieder auf dem Weg dorthin. Kulturangebote sind nach einer von der IHK Region Stuttgart bei dem Beratungsunternehmen Cima in Auftrag gegebenen Studie für mehr als ein Drittel der Befragten (34,2 Prozent) der wichtigste Baustein für eine attraktive Innenstadt – noch vor Gastronomie (33,7 Prozent) und Einzelhandel (31,6 Prozent).
Grund genug für die IHK Region Stuttgart, ihren Sommerempfang am Donnerstagabend in Stuttgart ganz der kulturellen Szene zu widmen. „Ob Ballett, Hiphop oder Jazzopen – Stuttgart ist kreativ, vielfältig und innovationsstark“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre. „Deshalb freuen wir uns, diesem wichtigen Thema heute vor rund tausend Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verbänden die Bühne zu geben, die es verdient.“
Besonders junge Menschen nutzen laut der Studie Theater, Museen oder Konzerte als Erlebnisräume, während ältere Besucherinnen und Besucher gezielt Veranstaltungen aufsuchen. Im Städtevergleich mit anderen Großstädten liegt Stuttgart bei der kulturellen Attraktivität deutlich über dem Durchschnitt.
„Dass Stuttgart so gut abschneidet, zeigt, welches Potenzial in unserer Stadt steckt. Wir müssen alles dafür tun, damit die Kunst- und Kulturbranche, als wichtiger Wirtschaftszweig unserer Region, wieder positiv in die Zukunft schauen kann“, betonte IHK-Präsident Claus Paal. „Denn Kultur ist kein Nice-to-have, sondern Wirtschaftskraft pur!“ So schaffe die Kreativwirtschaft Arbeitsplätze, ziehe Publikum an und bringe damit Kaufkraft in Gastronomie und Handel.
Immerhin 40 Prozent der Betriebe aus der Kulturbranche bewerten in der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage ihre Lage als gut – ein klarer Anstieg gegenüber dem Jahresbeginn. Damals sagten dies nur 31 Prozent. Ein kleiner Dämpfer bleibt allerdings: Knapp 28 Prozent der Kulturbetriebe erwarten in den kommenden zwölf Monaten schlechtere Geschäfte, knapp drei Prozentpunkte mehr als noch zu Jahresbeginn. Können Politik und Wirtschaft helfen und weitere Impulse setzen? Darüber diskutierte beim Sommerempfang der IHK Region Stuttgart Arne Braun, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, mit Martin Buch, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Baden-Württemberg. Und wie können sich wiederum die Kulturangebote weiter entwickeln? Das war bei aller Feierfreude die Fragestellung für Ulrike Groos, Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart, und den gerade auch über die sozialen Medien als Künstler erfolgreichen Tim Bengel.
Und wie bereitet man junge Menschen auf die Erfordernisse an Kulturarbeit vor? Darüber sprach beim IHK-Sommerempfang Eva-Maria Seng, Rektorin der Kunstakademie. Was bleibt von diesem Abend? Eine deutliche Botschaft: Stuttgart profitiert überproportional von seinen vielfältigen Kulturangeboten.
Und was könnte dies schöner bestätigen, als dieses Wochenende enormen Reigen – vom Dokumentarfilmforum Dokville und dem Sommerfest Open Solitude , der Vergabe des Molfenter-Preises im Kunstmuseum Stuttgart bis hin zu zahlreichen Ausstellungseröffnungen sowie dem in jedem Sinn bewegenden Colours Dance Festival und dem Auftritt von Pop-Ikone Ed Sheeran an diesem Samstag und Sonntag in der MHP-Arena.