Trump-Gipfel
Warum trägt Selensky nie eine Krawatte?
Donald Trump wünschte sich von seinem ukrainischen Gast formelle Kleidung, doch dieser will einfach keine Krawatte. Ein schlechtes Zeichen für den Frieden?

© Ben Curtis/AP/dpa
Selenskyj und Trump vor ihrem Eklat im Februar.
Von Michael Maier
Rund um das Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump im Oval Office sorgte erneut die Kleiderfrage für Gesprächsstoff. Laut Medienberichten hatten sich US-Unterhändler im Vorfeld bei Selenskyjs Team nach seinem geplanten Outfit erkundigt - offenbar aus Sorge vor einem erneuten diplomatischen Eklat.
„Es wird Anzug-ähnlich sein, aber kein kompletter Anzug“, erklärte eine Quelle aus dem Weißen Haus bereits vorab gegenüber dem Recherche-Portal „Axios“. Fest steht jedoch: Selenskyj will einfach keine Krawatte tragen, aber warum?
Trump legt bekanntermaßen großen Wert auf das äußere Erscheinungsbild eines Staatsoberhaupts. Ein Trump-Berater äußerte gegenüber „Axios“: „Es wäre ein gutes Friedenszeichen, wenn Selenskyj einen Anzug trägt, aber wir erwarten es nicht.“ Eine weitere Quelle fügte hinzu: „Es wäre großartig, wenn er eine Krawatte trägt, aber wir erwarten es nicht.“
Selenskyj auf ewig im Militär-Outfit - und ohne Krawatte?
Tatsächlich hatte der streitlustige ukrainische Präsident immer wieder angekündigt, dass er Anzug und Schlips erst dann wieder tragen wolle, wenn der Krieg beendet sei. Die Chance dazu ist nun zwar mit Händen zu greifen, hängt aber auch vom guten Willen der ukrainischen Seite ab.
Daran könnte es einmal mehr scheitern – auf die Gefahr hin, dass der Krieg sich noch Monate oder gar Jahre mit weiteren zigtausenden von Toten fortsetzt, ohne dass für die Ukraine noch Hoffnung auf Besserung der Lage besteht. Gleichzeitig fliegt die russische Seite trotz vermeintlicher Friedenstöne weiterhin massive Luftangriffe und tötet Tag für Tag zynisch Zivilisten.
Diesmal kein Selensky-Eklat bei Trump im Weißen Haus
Der Hintergrund der Nervosität im Vorfeld in Washington: Beim letzten Treffen hatte sich ein diplomatischer Eklat ereignet, als Trump Selenskyj vor laufenden Kameras wegen seiner Kleidung kritisierte. Der ukrainische Präsident erschien damals wie üblich seit Kriegsbeginn ganz in Schwarz und ohne Krawatte. Selenskyj hatte mehrfach erklärt, dass er Krawatten und klassische Anzüge erst nach einem Friedensschluss wieder tragen wolle.
Beim neuerlichen Treffen wurde Selenskyj von führenden europäischen Politikern begleitet, was laut „Axios“ von vornherein eine „völlig andere Dynamik“ versprach.
Selenskyj vor Gebietstausch im Donbass?
Die Spannungen gingen über die Kleiderfrage hinaus: Ein europäischer Diplomat sagte gegenüber Bild: „Alles deutet darauf hin, dass Trump Selenskyj dazu bringen will, den Donbass aufzugeben und mit Putin einen Deal zu machen.“ Das nationalistische Kriegslager in der Ukraine müsste in diesem Fall jedoch zum Schweigen gebracht werden. Selenskyj hat zudem mit massiven Korruptionsproblemen in den eigenen Reihen zu kämpfen und genießt in seinem Land längst keine uneingeschränkte Unterstützung mehr.
Insider betonen indes, dass beide Staatsmänner seit ihrem Eklat im Februar „enorm gereift“ seien.