Seltene Virusinfektion in Bayern

Was ist das Borna-Virus – und wie gefährlich ist es?

In Pfaffenhofen ist ein Mann an einer Infektion mit dem Bornavirus gestorben. Eine weitere Person liegt im Krankenhaus. Was hinter dem Erreger steckt und wie eine Ansteckung möglich ist.

Das Borna-Virus wird von Spitzmäusen übertragen.

© Rudmer Zwerver/ Shutterstock

Das Borna-Virus wird von Spitzmäusen übertragen.

Von Katrin Jokic

Tödliche Infektion in Oberbayern: Zwei Männer erkranken an Bornavirus

Das Landratsamt Pfaffenhofen an der Ilm hat den Tod eines Mannes infolge einer Infektion mit dem Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) bestätigt. Eine zweite, nicht verwandte Person aus dem selben Stadtgebiet wird aktuell im Krankenhaus behandelt. Beide Erkrankten sind laut Behördenangaben etwa Mitte 50. Wie es zu den Infektionen kam, ist bislang unklar. Das Gesundheitsamt arbeitet gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) an der Aufklärung des Falls.

In der Region herrscht Verunsicherung. Die Behörden warnen vor Kontakt mit Spitzmäusen – dem bekannten natürlichen Reservoir des Virus. Doch wie gefährlich ist das Bornavirus wirklich?

Was ist das Borna-Virus?

Das Bornavirus, genauer das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1), ist ein Virus, das ursprünglich bei Tieren entdeckt wurde – insbesondere bei Pferden und Schafen, bei denen es neurologische Erkrankungen hervorrufen kann. Der Erreger wurde nach der Stadt Borna in Sachsen benannt, wo im 19. Jahrhundert entsprechende Tierkrankheiten erstmals beobachtet wurden.

Seit 2018 ist gesichert: Das Virus kann auch Menschen infizieren. Die Erkrankung verläuft fast immer tödlich und führt zu einer schweren, meist rasch fortschreitenden Gehirnentzündung (Enzephalitis). Im Jahr 2020 wurde BoDV-1 deshalb meldepflichtig. Das Robert Koch-Institut registriert seither bis zu sieben bestätigte Fälle pro Jahr – vor allem in Bayern, das als Endemiegebiet gilt.

Welche Symptome verursacht das Bornavirus beim Menschen?

Die Infektion beginnt häufig mit unspezifischen Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen und einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Innerhalb weniger Tage oder Wochen können sich neurologische Symptome entwickeln, darunter Sprachstörungen, Gangunsicherheit und Verwirrtheit. Oft verläuft die Krankheit so schnell, dass Betroffene ins Koma fallen und schließlich versterben.

Ein Frühdiagnosetest existiert bislang nicht. Die Diagnose ist daher schwierig und kann meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium gestellt werden.

Wie kann man sich mit dem Bornavirus anstecken?

Das Virus kommt in der Feldspitzmaus vor, die das Bornavirus über Urin, Kot und Speichel ausscheiden kann. Wie genau das Virus vom Tier auf den Menschen übergeht, ist bislang nicht abschließend geklärt. Möglich sind mehrere Übertragungswege – etwa durch kontaminierte Erde, verunreinigte Lebensmittel oder Schmierinfektionen beim Kontakt mit Ausscheidungen der Tiere.

Sicherheitshalber raten Experten:

  • Feldspitzmäuse sowie deren Ausscheidungen weder lebend noch tot mit bloßen Händen zu berühren.
  • Orte zu meiden, an denen sich die Tiere aufhalten könnten.
  • Nahrungsmittelreste, Haustierfutter oder Müll nicht offen zugänglich zu lagern, um keine Spitzmäuse anzulocken.
  • Tote Tiere – insbesondere in bekannten Endemiegebieten – nur mit Handschuhen zu entsorgen, idealerweise mit einer FFP2-Maske.

Wie groß ist das Risiko?

Trotz der Schwere der Erkrankung bleibt das Infektionsrisiko nach Einschätzung von Fachleuten sehr gering. Die Fallzahlen sind extrem niedrig. Die meisten bestätigten Erkrankungen traten bislang in Bayern auf. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nach aktuellem Stand nicht bekannt.

Für die Allgemeinbevölkerung besteht deshalb kein Anlass zur Panik. Dennoch wird in betroffenen Regionen zur Vorsicht im Umgang mit Kleinsäugern und deren Lebensraum geraten.

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Erstellt:
3. Juni 2025, 09:56 Uhr
Aktualisiert:
3. Juni 2025, 15:51 Uhr

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