Abnehmspritzen
Was kostet Ozempic & Co.?
Ein Patient aus der Region Stuttgart berichtet, was ihn die Behandlung kostet. Geschachert wird um die Abnehmspritzen offenbar teilweise wie auf dem orientalischen Basar.

© Jens Kalaene/dpa
Ozempic, Wegovy, Mounjaro und andere Mittel gibt es ja nach Leibesumfang in verschiedenen Dosierungen – davon hängt auch der monatliche Preis ab.
Von Michael Maier
„Mir ist klar, dass sich das nicht jeder leisten kann und die Therapie insgesamt ein Luxus bleiben wird“, sagt ein Ozempic-Patient aus Marbach. Und auch die Pharmahersteller wie Novo Nordisk leiden wegen der hohen Kosten für die Abnehmspritze bereits unter sinkenden Einnahmen – obwohl dem Wirkstoff in jüngsten Studien nun sogar ein mutmaßlicher „Anti-Aging“-Effekt sowie eine Verbesserung der Libido nachgesagt wird und dadurch manch einer in Lifestyle-Versuchungen geraten könnte, obwohl er gar nicht krank ist.
Für die erste Ozempic-Marge à vier Einheiten würden circa 270 Euro fällig, sagt der Patient aus Marbach. Mit der notwendigen steigenden Konzentration klettere der Preis dann über 380 bis auf 460 Euro im Monat. Rund 100 Euro müsse man also ganz grob pro Woche und Piks in die Hand nehmen.
Preis für Ozempic, Wegovy, Mounjaro & Co.
In der Regel wird die Behandlung nicht von der Krankenkasse übernommen, höchstens es liegen Leiden wie Diabetes vor, für die Ozempic, Wegovy, Mounjaro & Co. eigentlich indiziert sind. Bei den meisten funktioniert es außerdem nicht, den Wirkstoff Semaglutid nur ein paar Monate lanz zu spritzen. „Man muss die Mittel tendenziell lebenslang nehmen“, sagen Ernährungsmediziner.
Die Verordnung will also gut überlegt sein, zumal die Ozempic-Spritzen, je nach Dosis etwa 300 Euro pro Monat kosten können, sobald sich die Behandlung eingependelt hat. Bisher müssen Patienten in Deutschland die Therapie in den allermeisten Fällen selbst zahlen. Ob das so bleibt? In der Medizin und Politik mehren sich Stimmen, die für eine Erstattung plädieren. Doch die Krankenkassen fürchten eine Kostenexplosion.
Wirkstoffe in Abnehmspritzen
- Semaglutid (in Ozempic und Wegovy) – Englisch „Semaglutide“
- Liraglutid (in Saxenda)
- Dulaglutid (in Trulicity)
- Tirzepatid (in Mounjaro, relativ neu auf dem Markt)
Ozempic, Wegovy, Mounjaro & Co. keine Kassenleistung
Wegovy, das den Appetit zügelt und das Sättigungsgefühl steigert, kann laut Medienberichten unter dem Strich wohl etwas günstiger kommen als Ozempic und ist seit Mitte Juni 2023 in Deutschland zur Behandlung von Adipositas zugelassen. Die Kosten nach Informationen unserer Zeitung: 170 bis 300 Euro pro Monat – je nach Dosierung. Die Wegovy-Fertigpens sind verschreibungspflichtig – ebenso wie alle anderen Abnehmspritzen auch.
Weit auseinander gehen die Kosten dagegen bei Mounjaro (Wirkstoff Tirzepatid), mit dem sich mutmaßlich noch mehr abnehmen lässt als mit Ozempic oder Wegovy. Hier schwankt der Monatspreis je nach Dosierung zwischen 206 Euro und mehr als 1500 Euro.
Private Arztkosten für die Abnehmspritze?
Wer die Abnehmspritze als „Lifestyle“ sieht, muss im Übrigen mit weiteren Ausgaben rechnen, eine private Erstberatung beim Arzt kann mit etwa 320 Euro zu Buche schlagen, dazu kommen die Spritzen, sowie ein Mindestmaß an Folgeterminen zur Kontrolle für etwa 600 Euro. Nicht immer sind solche Ausgaben auf die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) abwälzbar, warnen Experten.
Lediglich US-Präsident Donald Trump, dem seinerseits eine möglicherwise unnatürliche Gewichtsabnahme in den letzten Jahren nachgesagt wird, will den Amerikanern die zweischneidige Abnehmspritze demnächst flächendeckend über Programme wie Medicaid zugänglich machen – während im US-Haushalt gleichzeitig bei elementaren Gesundheitsausgaben gespart wird.
Was kostet Ozempic in den USA?
Der Weg bis dahin könnte aber noch dauern und über Zolldrohungen und Nötigungen gegen die Pharmaindustrie führen. Derzeit wird in den USA jedenfalls noch mit Jahreskosten von etwa 5000 bis 7000 Dollar pro Patient gerechnet. Laut Marktbeobachtern sinken die Preise derzeit allerdings spürbar.
Auch in Europa werden je nach Quelle teilweise niedrigere Kosten genannt als die lokal recherchierten. Der Haken dabei: Man muss den Mitteln teilweise „hinterher rennen“ und jedes Mal neue Quellen ausfindig machen.
Insgesamt herrscht am Markt ein Mangel, wenn man nicht direkt in die Apotheke seines Vertrauens geht und dort den aufgerufenen Listenpreis bezahlt. Andernorts ist jedoch Vorsicht vor Produktfälschungen geboten.
Ach übrigens: Auch mit einem Wandel von Lebensgewohnheiten und Ernährung sowie Bewegung lässt sich in der Regel gut abnehmen. Der Sommer wäre zum Beispiel ein passender Moment dafür. Ernährungsbegleitung mit Coaching oder Apps sowie Kochkurse sind für Übergewichtige immer sehr empfehlenswert. Teilweise wird das sogar von der Krankenkasse bezahlt.