Linken-Abgeordneter ausgeschlossen

Was steckt hinter dem Mützen-Eklat im Bundestag?

Der Karlsruher Linken-Abgeordnete Marcel Bauer gibt sich überrascht über seinen Ausschluss aus dem Bundestag. Aber warum hat er die monierte Mütze nicht einfach ausgezogen?

Die Baskenmütze von Marcel Bauer entspricht nicht der „Würde des Hauses“.

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Die Baskenmütze von Marcel Bauer entspricht nicht der „Würde des Hauses“.

Von Eberhard Wein

Als Helmut Schön nach der Fußball-WM 1978 die große Bühne verließ, war Marcel Bauer noch nicht geboren. Sonst wüsste der frisch gewählte Linken-Abgeordnete aus Karlsruhe vielleicht, dass der Titel für den „Mann mit der Mütze“ schon durch den einstigen Bundestrainer ein für alle Mal vergeben ist. Udo Jürgens sang damals sogar ein regelrechtes Liebeslied für den Weltmeistertrainer von 1978.

Doch nun ist Bauer über Nacht zum „Mann mit der Mütze“ geworden – durch seinen Rausschmiss aus dem Bundestag. Erst forderte ihn die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) dazu auf, seine Baskenmütze im Plenum abzunehmen. Als er später erneut bemützt zurückkehrte, schloss ihn die Bundestagsvizepräsidentin Andrea Lindholz für den Rest des Tages aus.

Für ein Bayern-Trikot gab es nur eine Rüge

Das Kurzvideo mit der Szene auf Bauers Instagram-Seite ließ nicht lange auf sich warten. „Julia Klöckner sagt, die Mütze verstößt gegen die Würde des Bundestags“, sagt der 33-jährige Forstwirt dort. Dabei sei doch der wahre Skandal, „dass die Faschisten am 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus im Bundestag sitzen“, fügt er im Hinblick auf die AfD hinzu. „Lasst uns doch einfach vernünftige Politik machen, die das Leben von Millionen von Menschen verbessert!“

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Auf Instagram ist zu erkennen, dass Bauer erst seit der heißen Wahlkampfphase die auch an den Guerillaführer Che Guevara erinnernde Mütze trägt, seither aber konsequent. Auf Anfrage dieser Zeitung antwortete Bauer nur schriftlich. Der Ausschluss sei für ihn überraschend gekommen. Schließlich habe er schon an allen vorangegangenen Sitzungen mit Mütze teilgenommen.

Es sei ihm auch unbegreiflich, „warum das Tragen faschistischer Symbole wie der Kornblume durch die AfD nicht so sehr gegen die Würde des Hauses verstoßen haben sollte und entsprechend ungeahndet blieb.“ Als die heutige Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU) im Bayern-Trikot und den entsprechenden Werbebotschaften im Parlament erschienen sei, sei sie im Übrigen nur gerügt worden.

Einspruch wird abgelehnt

Tatsächlich gibt es keine verpflichtende Kleiderordnung im Parlament. Lediglich auf der Besuchertribüne gilt, dass die Kleidung der Würde des Hauses entsprechen müsse. Dennoch ist Bauers Aktion auch unter eigenen Anhängern umstritten. „Sorry Genosse, aber das ist anscheinend Kindergarten, um Content zu kreieren“, kommentierte ein Follower auf Instagram. „Kann man machen, ich finde es albern. Hätte dich lieber wegen einer guten Rede auf dem Radar gehabt, als wegen einer Kopfbedeckung.“

Der Einspruch der Linkspartei gegen den Ausschluss wurde mit den Stimmen von CDU/CSU, SPD und Grünen abgewiesen. Die Linke wurde lediglich von der AfD unterstützt. Diese Partei nutzt schon länger selbst provozierte vermeintliche Skandale, um sie auf ihren Kanälen auf Telegram, Tiktok und Instagram auszuschlachten. Die Linke hat zuletzt bei ihrer Reichweite auf den sozialen Netzwerken aber stark aufgeholt.

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Erstellt:
16. Mai 2025, 15:50 Uhr
Aktualisiert:
16. Mai 2025, 22:13 Uhr

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