Wasserleitung wächst Stück für Stück
Der Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg und die Gemeinde Aspach verlegen derzeit neue Rohre und Kabel von Allmersbach am Weinberg bis nach Einöd. Die Querung des Weinbergs ist für die Wengerter und Bauherren eine Herausforderung.

An der Kelter in Kleinaspach ist erst Halbzeit. Die Leitung führt weiter bis Einöd. Foto: W. Kuhnle
Von Matthias Nothstein
ASPACH. Die Wasserleitungen, die derzeit von Allmersbach am Weinberg bis zum Pumpwerk von Einöd gebaut werden, wachsen seit Wochen Stück für Stück in Richtung Kleinaspacher Kelter. Sie sind ein Gemeinschaftswerk des Zweckverbands Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW) und der Gemeinde Aspach. Die NOW erhält durch die eine Leitung künftig das Rohwasser, das aus den Aspacher Tiefbrunnen und Quellen gefördert wird, und leitet es zu ihrem Wasserwerk nach Burgstetten, die Gemeinde wiederum erhält von dort das Reinwasser zurück in die Pumpwerke und Hochbehälter, von wo aus es in die Haushalte verteilt werden kann.
Der aktuelle Leitungsbau vom Großaspacher Hochbehälter Schönenbühl, dem wichtigsten und bislang größten Hochbehälter, zum Pumpwerk nach Einöd ist etwa viereinhalb Kilometer lang und kostet die Gemeinde etwa eineinhalb Millionen Euro. Das erste Teilstück, bei dem die Felder und Wege zwischen Allmersbach am Weinberg und der Kleinaspacher Kelter aufgegraben wurden, neigt sich schon der Fertigstellung entgegen. Vergangene Woche wurden drei Schächte gesetzt, die künftig zur Entlüftung oder zum Spülen benötigt werden. Inzwischen sind die Gräben wieder geschlossen und die Landwirte können die Felder wieder nutzen. Klaus Polascheck, der im Aspacher Rathaus das Sachgebiet Tiefbau unter sich hat, ist zuversichtlich, dass auch die Feldwege unterhalb des Weinbergs nun wieder geschlossen und befahren werden können.
Derzeit wird das Gelände hinter der Kleinaspacher Kelter gequert, dann verläuft die Leitung entlang des untersten Weinbergwegs, was für die Bauherren eine Herausforderung darstellt. Denn jetzt müssen sie Rücksicht auf die Wengerter nehmen, die demnächst wegen des Pflanzenschutzes häufiger ihre Weinberge anfahren müssen, und das je nach Wetterlage zum Teil auch kurzfristig.
Mit den betroffenen Wengertern hat die Gemeinde die weitere Vorgehensweise ausgehandelt.
Tiefbauchef Polascheck hat sich deshalb mit den betroffenen Grundstücksbesitzern getroffen und für den Engpass eine Vorgehensweise ausgehandelt: „Wir müssen peu à peu weitergraben und die Wege sofort wiederherstellen, damit die Wengerter sie nutzen können.“ Die mit Abstand heikelste Passage ist das Wegstück von der Kelter bis zum Regenüberlaufbecken am Fuße des Weinbergs. Zwar ist der Asphalt seit Wochen bereits aufgefräst, aber Rohre und Leitungen wurden bisher noch keine verlegt. Die Arbeiten waren im Vorgriff vorgenommen worden, weil laut Polascheck die Fräsmaschine unlängst vor Ort war. So ist die Passage einerseits für den Weiterbau vorbereitet, weil die aufgefrästen Wege aber sofort wieder verdichtet wurden, können die Wengerter sie jederzeit nutzen.
Trotz des zunehmenden Betriebs in den Weinbergen ist laut Polascheck beabsichtigt, die Arbeiten schnell weiterzutreiben, allerdings mit gebührender Rücksicht und nur etappenweise. So werden in den nächsten Wochen zum Beispiel jeweils 60 Meter Rohre verlegt und die Gräben sofort wieder zugemacht, damit die Weingärtner spritzen können.
Nach dem Überlaufbecken entspannt sich die Lage für die Landwirte und Bauherren etwas, dann führt die Leitung den Berg hinunter, teilweise auf der Straße, teilweise im Gelände, immer jedoch auf dem kürzesten Weg. Kurz vor Einöd biegt die Leitung in Richtung Tal ab und führt an der Mühle vorbei zum eigentlichen Ziel, dem Pumpwerk Einöd. Dieses versorgt die gesamten Bergteilorte Hinter- und Vordervöhrenberg, Altersberg, Steinhausen oder Völkleshofen.
Der neue Hochbehälter Berghau soll in drei Jahren gebaut werden und 1500 Kubikmeter Volumen haben.
Die neue Leitung ist nur ein Teil der Wasserkonzeption. In etwa drei Jahren soll im Gewann Berghau oberhalb von Schönenbühl für weitere 1,53 Millionen Euro ein neuer Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 1500 Kubikmeter Wasser gebaut werden. Der bisherige Hochbehälter Schönenbühl bleibt bestehen, ebenso der Kleinaspacher. Letzterer hat zwei Kammern mit einem Fassungsvermögen von jeweils 200 Kubikmeter. Ohne die Investition Berghau müsste die Gemeinde den Kleinaspacher Hochbehälter um eine dritte Kammer erweitern, um auf der sicheren Seite zu sein. Nun kann sie auf diese Aufgabe verzichten.
Laut Klaus Polascheck sind die aktuellen Leitungsarbeiten bis November erledigt. Der Neubau des Hochbehälters Berghau kann sich dann jedoch nicht nahtlos anschließen, auch wenn dies sinnvoll wäre. Allerdings darf die Finanzierung nicht aus den Augen gelassen werden. „Wir wollen Fördermittel bekommen. Ohne Zuschüsse kann die Gemeinde das nicht schultern.“ Gleichzeitig hat die Gemeinde mit verschiedenen anderen Großprojekten einige Mammutaufgaben vor der Brust. Deshalb rechnet Polascheck frühesten in zwei oder drei Jahren mit einem Baubeginn. Der Bau selbst wird dann seiner Einschätzung zufolge weitere zwei Jahre dauern.
Der aktuelle Leitungsbau ist jedoch die Grundvoraussetzung für den Hochbehälter. Die Konzeption baut sich Stein auf Stein auf. In den nächsten Jahren erfolgen zum Beispiel die Anpassungen der einzelnen Ortschaften an das Leitungssystem. Und auch das Innenleben des Pumpwerks Einöd muss laut Polascheck auf Vordermann gebracht werden.
Parallel zu den Wasserleitungen werden noch Steuerleitungen und Stromleitungen in den Gräben verlegt. Dazu haben die NOW und die Gemeinde jeweils drei Leerrohre eingeplant. Die Steuerleitungen sorgen für die Vernetzung der Hochbehälter. Zudem ist so die Datenübertragung zur Fernwerkanlage im Bauhof Kleinaspach möglich.
Die Steuerleitungen werden auch zur früheren Erkennung von Wasserrohrbrüchen benötigt. Sie melden die Daten, die die Wasseruhren in den verschiedenen Übergabeschächten liefern. Kommt es künftig aufgrund eines Rohrbruchs zu einem unüblichen Wasserdurchfluss, so können diese Schäden künftig viel schneller erkannt, räumlich mehr eingegrenzt und folglich leichter behoben werden.
An das NOW-Netz angeschlossen wurde auch der Tiefbrunnen Große Wiese. Dazu wurde im Spülbohrverfahren eine Leitung vom Tiefbrunnen am Ortsrand von Allmersbach entlang eines Feldwegs bis zur neuen Leitung eingezogen. Auf dem Weg waren mehrere Aufbrüche nötig, da für das Verfahren alle 100 Meter eine Start-/Zielgrube gebraucht wird. Derzeit fließt das Wasser dieses Brunnens in den Hochbehälter Allmersbach, künftig in die NOW-Rohwasserleitung.
Die Gemeinde Aspach braucht eine gewisse Größe der Hochbehälter, um genügend Lösch- und Trinkwasser vorhalten zu können. Mit den derzeitigen Behältern ist dies nicht der Fall, dafür ist deren Volumen zu gering. Mit dem Neubau des Hochbehälters Berghau erhält die Gemeinde weitere 1500 Kubikmeter Vorhaltevolumen. Bestehen bleiben die bisherigen Hochbehälter Kleinaspach (400 Kubikmeter), Altersberg (80) und Allmersbach (120) . Nur der bisherige Hochbehälter Rietenau wird aufgegeben.
Der Neubau des Hochbehälters Berghau sorgt auch für einen höheren Druck im Wasserleitungsnetz. Da er auf 350 Meter über Meereshöhe und damit etwa 20 Höhenmeter oberhalb des bisherigen Hochbehälters Schönenbühl errichtet werden soll, steigt der Druck um ungefähr zwei Bar. Dies käme auch Allmersbach am Weinberg zugute. Zwar gab es dort bislang keine Klagen. Das lag aber vor allem auch daran, dass die oberen Lagen des Teilorts heute bereits vom Rietenauer Hochbehälter aus versorgt wurden. Und dieser liegt jetzt schon 18 Meter höher.
Das neue Wasserversorgungskonzept dient der Verbesserung der Wasserqualität, der Erhöhung der Versorgungssicherheit sowie der Modernisierung der kleinteiligen Strukturen in der Wasserversorgung. Das Land fördert besonders neue Leitungsführungen wie etwa das Aspacher Projekt. Für den aktuellen Leitungsbau kann sich Aspach über einen Landeszuschuss von 3368500 Euro freuen.