Wegfall des Religionsunterrichts sorgt für Unmut

dpa/lsw Stuttgart. An vielen Schulen in Baden-Württemberg fällt derzeit der Religionsunterricht aus - das sorgt zunehmend für Unmut. „Ich habe große Sorgen um unser Fach“, sagt die evangelische Schuldekanin Amrei Steinfort aus Balingen. Derzeit hänge es sehr vom jeweiligen Schulleiter ab, ob das Fach als wichtig angesehen werde. Das Kultusministerium müsse zum nächsten Schuljahr verbindlich dafür sorgen, dass Religion wie alle kleinen Fächer wieder in den Präsenzunterricht komme.

Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Foto: Felix Kästle/dpa/Archivbild

Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Foto: Felix Kästle/dpa/Archivbild

„Im aktuellen Schulbetrieb, der aufgrund der Corona-Pandemie leider eingeschränkt ist, müssen wir uns auf die Kernfächer konzentrieren“, erklärte eine Ministeriumssprecherin in Stuttgart. „Das sind in den Grundschulen Deutsch, Mathematik sowie Sachkunde; in den weiterführenden Schulen sind dies Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen sowie weitere Fächer, je nach dem, wie viele Kapazitäten vor Ort zur Verfügung stehen. Wir haben den Schulen hier bewusst Spielräume gelassen, dies entspricht auch dem Wunsch der Schulleitungen.“

Die beiden Fachverbände evangelischer Religionslehrer in Baden und Württemberg forderten Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) in einem Brief dazu auf, dass das Fach im kommenden Schuljahr in allen Stundentafeln berücksichtigt werde: Für den Religionsunterricht dürften keine anderen Regeln gelten als für andere Fächer, „zumal er nach Artikel 18 unserer Landesverfassung eigens hervorgehoben wird“. Gerade in Corona-Zeiten sei das Fach wichtig. Es biete Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich „über die besonderen Erfahrungen dieser Krisenzeit auszutauschen, ihre Sorgen zu thematisieren und Orientierung zu bieten“.

Der katholische Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, sieht das ähnlich: „Der spezifische Beitrag, den der Religionsunterricht zur Bewältigung der Corona-Krise und zur Thematisierung existenzieller Fragen leisten kann, ist nicht hoch genug zu bewerten.“ Religionslehrer seien immer auch unterstützend und seelsorgerlich an den Schulen präsent. „Deshalb setzte ich mich dafür ein, dass der Religionsunterricht so schnell wie möglich wieder in vollem Umfang erteilt werden kann.“

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Erstellt:
21. Juni 2020, 09:30 Uhr

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