Verteidigung

Wehrdienst per Losverfahren? Warum die Idee gar nicht so absurd ist

Was, wenn sich nicht genügend Freiwillige für den Wehrdienst finden? Die Idee, dann das Los entscheiden zu lassen, wäre wenigstens fair, kommentiert Tobias Peter.

In Deutschland werden künftig wieder mehr junge Männer eine Bundeswehruniform tragen.

© Oliver Berg/dpa

In Deutschland werden künftig wieder mehr junge Männer eine Bundeswehruniform tragen.

Von Tobias Peter

Normalerweise kann der Einzelne bei einer Verlosung etwas gewinnen. Ausgelost wird auch, gegen welchen anderen Verein eine Fußballmannschaft im Pokal spielt. Da erscheint die Idee seltsam, künftig auszulosen, wer Wehrdienst leisten muss.

Die Ausgangslage ist klar: Deutschland braucht mehr Soldaten und auch mehr Reservisten. Deshalb führt kein Weg daran vorbei, dass wieder mehr junge Menschen einen Wehrdienst absolvieren. Dies könnte freiwillig geschehen oder durch eine Wehrpflicht für die Männer. Eine allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen, die neben der Bundeswehr auch soziale Dienste umfassen könnte, ist dagegen nicht realistisch. Denn hierzu bräuchte es Zwei-Drittel-Mehrheiten für eine Verfassungsänderung im Bundestag und im Bundesrat, die so nicht in Sicht sind.

Die Sache mit der Musterung

Verteidigungsminister Boris Pistorius will, statt in erster Linie auf Pflicht zu setzen, zunächst mehr Freiwillige für den Wehrdienst gewinnen. Das ist auch deshalb sinnvoll, weil es der Bundeswehr aktuell an Unterkünften und Ausbildern fehlt, um ganze Jahrgänge junger Männer auszubilden. Dennoch steht die Frage im Raum: Was genau soll passieren, wenn sich künftig nicht genug junge Menschen freiwillig melden?

Im Raum steht nun die Idee, gleich zweimal zu losen. Die erste Verlosung beträfe schon die Frage, wer überhaupt gemustert wird. So vorzugehen, wäre aber unsinnig. Die Musterung eines gesamten Jahrgangs, zumindest der Männer, setzt auch ein notwendiges Zeichen in die Gesellschaft: Die Themen Bundeswehr und Verteidigung gehen alle an. Die Musterung bietet die Chance, junge Menschen zu beraten und damit eine ausreichende Zahl an Freiwilligen zu gewinnen.

Und wenn das nicht gelingt? Dann könnte, so ungewöhnlich das klingt, tatsächlich das Los ein faires Verfahren sein, um zu entscheiden, wer von den tauglich Gemusterten einen Wehrdienst leisten muss.

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Erstellt:
13. Oktober 2025, 16:34 Uhr

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