Weihnachtsmarkt-Absage: Schausteller fordern schnelle Hilfen

dpa/lsw Stuttgart. Vielerorts waren die Buden schon aufgebaut, als die Hiobsbotschaften kamen: Zahlreiche Weihnachtsmärkte wurden zuletzt coronabedingt kurz vor Beginn abgesagt. Die Schausteller fordern nun zusätzliche Hilfsgelder. Wer die zahlen könnte, blieb zunächst aber unklar.

Besucher gehen über den Weihnachtsmarkt in Stuttgart. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Besucher gehen über den Weihnachtsmarkt in Stuttgart. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

Nach der Absage vieler Weihnachtsmärkte im Südwesten fordern Verbände schnelle Hilfen für Schausteller. „Das muss ganz, ganz schnell gehen, sonst ist das Überleben der Branche gefährdet“, sagte der Präsident des Landesverbands Schausteller und Marktkaufleute (LSM) Baden-Württemberg, Werner Burgmeier, am Dienstag in Stuttgart. Gefordert seien alle: Bund, Land und Kommunen. „Viele Schausteller hatten vor den Weihnachtsmärkten persönliche Versicherungen und Altersvorsorgen für die Kosten aufgelöst“, sagte Burgmeier. „Diese Leute stehen jetzt vor dem Nichts.“

Auch der Vorsitzende des Schaustellerverbands Südwest Stuttgart, Mark Roschmann, forderte schnelle finanzielle Hilfen. „Woher es kommt, ist uns relativ egal“, sagte Roschmann dem Radiosender SWR Aktuell am Dienstag. „Die Überbrückungshilfen und die Zuschüsse reichen jetzt eben nicht mehr.“

Wer solche zusätzlichen Hilfsgelder zahlen könnte, blieb am Dienstag aber unklar. Die Stadt Stuttgart teilte mit, man prüfe, „inwieweit wir als Stadt unterstützen können“. Die Landeshauptstadt hatte ihren Weihnachtsmarkt erst am Montagabend abgesagt - zwei Tage vor Beginn.

Als „erste Kompensation“ werde die Stadt die Markthändler fragen, „ob sie ihren Stand nicht anderswo in der City aufbauen wollen“, sagte ein Stadtsprecher. Man werde dazu „attraktive Standorte anbieten“. Ausgenommen seien aber Händler, die Speisen und Getränke zum Verzehr vor Ort verkaufen. Zusammen mit den Städten Esslingen und Ludwigsburg wolle man sich zudem „beim Land für eine Entschädigung der Schausteller einsetzen“, sagte ein Sprecher der Landeshauptstadt.

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) verwies am Dienstag aber vor allem auf schon bestehende Hilfsprogramme. Das Land müsse zeitnah darüber entscheiden, ob zwei für die Schausteller relevante Corona-Förderprogramme fortgesetzt werden, sagte Hoffmeister-Kraut. „Mit diesen beiden Corona-Landeshilfen konnten wir der Branche bisher nachhaltig unter die Arme greifen und haben viele Existenzen gesichert.“

Zudem habe der Bund die „Überbrückungshilfe III Plus“ bis Ende März verlängert: „Ich dränge beim Bund darauf, dass diese Hilfen rasch an den Start gehen und dabei auch die jetzigen hohen Belastungen angemessen berücksichtigt werden“, sagte Hoffmeister-Kraut. Man stehe seit Pandemie-Beginn „an der Seite“ der Branche.

Bei den Schaustellerverbänden war am Dienstag wenig Zuversicht vernehmbar: „Ich glaube so langsam an gar nichts mehr“, sagte der Verbandsvorsitzende Roschmann. Die Stimmung sei „am Boden“, sagte LSM-Präsident Burgmeier. Er betonte, mit Blick auf das kommende Jahr müsse endlich Rechts- und Planungssicherheit für Veranstaltungen geschaffen werden: „Wir müssen jetzt praktische Lösungen erarbeiten. Sonst beißen wir uns da ständig in den Hintern.“

© dpa-infocom, dpa:211123-99-111204/3

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Erstellt:
23. November 2021, 13:38 Uhr

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