Weiterer Integrationsmanager soll kommen
Viel Lob im Gemeinderat für die Arbeit in der Hohenheimer Straße – Angebot auch in anderen Flüchtlingsunterkünften geplant
Von Kornelius Fritz
BACKNANG. „Integration heißt nicht nur, einen Job zu finden“, sagt Benjamin Wurst. Wenn Geflüchtete in Backnang ein ganz neues Leben anfangen, sollten sie auch wissen, wie man einen Termin beim Arzt ausmacht, wo der nächste Spielplatz ist oder in welchem Verein die Kinder Fußball spielen können. In der städtischen Asylunterkunft in der Hohenheimer Straße hilft Benjamin Wurst zusammen mit seiner Kollegin Sandra Amofah seit vergangenem November den derzeit 152 Bewohnern, in Deutschland Fuß zu fassen. Im Sozialausschuss des Gemeinderats haben der Integrationsmanager, der beim Verein Kinder- und Jugendhilfe angestellt ist, und dessen pädagogischer Leiter, Thomas Brändle, nun eine Zwischenbilanz gezogen.
Die Arbeit der Integrationsmanager, die von einer arabisch sprechenden Praktikantin unterstützt werden, beginnt schon bei der Belegung der Betten. „Wir koordinieren die Ein- und Auszüge mit dem Landratsamt“, erklärte Benjamin Wurst. Dabei geht es auch darum, die Zimmer so zu belegen, dass es möglichst wenig Konfliktpotenzial gibt. Während ihrer täglichen Sprechzeiten werden die Integrationsmanager mit den unterschiedlichsten Fragen und Problemen konfrontiert. Da geht es um Bewerbungen und Wohnungssuche, um Briefe und Formulare von Behörden und Krankenkassen, aber auch um Kindergartenplätze und Schulprobleme, denn bei den Bewohnern in der Hohenheimer Straße handelt es sich überwiegend um Familien mit Kindern. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten“, sagte Thomas Brändle. Was das in der Praxis heißt? „Wir helfen den Leuten mit ihren Formularen, aber wir füllen sie nicht für sie aus“, so Benjamin Wurst. Schließlich ist das Ziel der Integrationsmanager, dass die Zuwanderer so schnell wie möglich ein selbstständiges Leben führen und nicht dauerhaft auf Hilfe angewiesen sind.
Mit jedem Bewohner wird deshalb auch eine Integrationsvereinbarung geschlossen, in der die Schritte in die Selbstständigkeit definiert werden. Dazu gehört auch, dass die Bewohner die Stadt, in der sie leben, besser kennenlernen. Deshalb haben die Integrationsmanager ihren Schützlingen beispielsweise die Stadtbücherei und den Wochenmarkt gezeigt und mit Müttern und Kindern die umliegenden Spielplätze besucht.
Praktikanten organisieren zudem einen Mutter-Kind-Treff mit Sprachgruppe. So sollen auch Mütter mit kleinen Kindern, die keinen Sprachkurs in Vollzeit besuchen können, zumindest mit den Grundlagen der deutschen Sprache vertraut gemacht werden. In vielen Fällen genügt es aber auch, Kontakte zu bereits bestehenden Angeboten herzustellen. Allein in Backnang gebe es 35 Arbeitskreise, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagieren. „Wir müssen das Rad also nicht neu erfinden“, so Brändle.
„Wir sind eindeutig auf
dem richtigen Weg“
Im Gemeinderat gab es viel Lob für die Arbeit der Sozialarbeiter: „Ich finde beeindruckend, was da läuft“, meinte etwa SPD-Stadtrat Armin Dobler. Auch Lutz-Dietrich Schweizer von der Christlichen Initiative Backnang zollte den Integrationsmanagern Respekt: „Wir sind eindeutig auf dem richtigen Weg.“ Im Rathaus sieht man das genauso. Deshalb möchte die Verwaltung das Angebot nun auch auf die anderen städtischen Flüchtlingsunterkünfte ausdehnen. Der zuständige Gemeinderatsausschuss wird darüber in seiner morgigen Sitzung entscheiden. Stimmt er zu, wird der Verein Kinder- und Jugendhilfe ab Juli, zunächst befristet auf drei Jahre, einen weiteren Integrationsmanager beschäftigen.
In der Hohenheimer Straße haben sich die Zustände aus Sicht von Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha dank der Arbeit der Integrationsmanager deutlich verbessert. „Seit sie da sind, läuft es dort sehr gut“, erklärte Janocha. Probleme, etwa mit Drogenhandel, die es gab, als die Unterkunft noch unter der Regie des Landkreises stand, gehörten der Vergangenheit an. Dies hänge allerdings auch mit einer veränderten Bewohnerstruktur zusammen, ergänzte Regine Wüllenweber, Leiterin des Amts für Familie, Jugend und Bildung. Während in der Hohenheimer Straße früher viele alleinstehende Männer lebten, sind es heute hauptsächlich Familien, die meisten stammen aus Syrien und Afghanistan.
Daraus ergibt sich allerdings eine neue Herausforderung: Es werden zusätzliche Kindergartenplätze benötigt. Die Zahl der Kinder in der Hohenheimer Straße würde momentan für einen eigenen zweigruppigen Kindergarten reichen, doch genau das möchte man bei der Stadt vermeiden, denn es würde dem Ziel, die Kinder zu integrieren, widersprechen. Da die benachbarten Kindergärten Heimgarten und Heininger Weg zurzeit erweitert werden, hofft Regine Wüllenweber, dass es dort dann auch genügend Plätze für die Flüchtlingskinder aus der Hohenheimer Straße geben wird: „Ich bin optimistisch, dass wir keine separate Lösung brauchen werden.“