Wenige Ferienjobs im Coronajahr

Für den Rems-Murr-Kreis sind derzeit bei der Agentur für Arbeit keine Angebote gemeldet. Handwerkskammer Region Stuttgart rät, sich bei Handwerksbetrieben zu bewerben. Die Suche auf Firmenhomepages wird empfohlen.

Die Ferienjobs sind in diesem Coronajahr rar. Zeitungen auszutragen ist aber immer eine Option. Handelt es sich um Tageszeitungen, die in der Nacht verteilt werden, müssen die Austräger aber mindestens 18 Jahre alt sein. Nur Produkte wie Wochenblätter können tagsüber in die Briefkästen gesteckt werden. Diese Arbeit ist deshalb auch für Schüler ab 13 Jahren geeignet. Symbolfoto: Adobe Stock/Dan Race

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Die Ferienjobs sind in diesem Coronajahr rar. Zeitungen auszutragen ist aber immer eine Option. Handelt es sich um Tageszeitungen, die in der Nacht verteilt werden, müssen die Austräger aber mindestens 18 Jahre alt sein. Nur Produkte wie Wochenblätter können tagsüber in die Briefkästen gesteckt werden. Diese Arbeit ist deshalb auch für Schüler ab 13 Jahren geeignet. Symbolfoto: Adobe Stock/Dan Race

Von Ingrid Knack

BACKNANG/WAIBLINGEN. Viele Schüler nutzen gewöhnlich die Ferien, um sich etwas dazuzuverdienen. Gibt es aber dieses Jahr in Zeiten von Kurzarbeit und von Unternehmen, die um ihre Existenz bangen, überhaupt Ferienjobs für Schüler und Studenten im Rems-Murr-Kreis? Edith Marbach, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Waiblingen, weiß: „Aufgrund der Coronapandemie sind in diesem Jahr erheblich weniger Ferienjobs gemeldet als in den Jahren zuvor.“

Die Ferienjobs werden von der Ferienjobvermittlung in der Agentur für Arbeit Stuttgart geführt, die auch für den Rems-Murr-Kreis zuständig ist. Trotz des sehr geringen Angebots habe sich die Nachfrage nach Ferienjobs im Vergleich zu den Vorjahren nicht geändert, so Marbach. Chancen auf einen Ferienjob hätten aktuell aber nur junge Menschen, die über 18 Jahre sind und möglichst noch über einen Führerschein verfügen. Was die Branchen anbetrifft, weiß Marbach: „Es gibt wenige Angebote im Bereich Gastronomie, Pflegeheime und von Laboren beziehungsweise Ärztegemeinschaften, die aktuell für die Coronateststellen Helfer suchen, gerne mit medizinischen Vorkenntnissen. Für den Rems-Murr-Kreis sind jedoch aktuell keine Angebote gemeldet.“

Doch die Ferienjobvermittlung läuft ja über die unterschiedlichsten Kanäle. Welche kann die Arbeitsagentur noch empfehlen? Marbach dazu: „Ferienjobs werden sehr häufig intern vermittelt, also an Kinder/Bekannte von Mitarbeitern.“ Daher sei es sinnvoll, sich zunächst im Bekannten- und Freundeskreis umzuhören. „Viele Unternehmen greifen auch gerne auf Ferienjobber zurück, die bereits in den vergangenen Jahren bei ihnen beschäftigt waren. Viele Firmen schreiben ihre Ferienjobs auch auf ihrer Homepage aus, daher lohnt sich ein Blick auf die Seiten der Unternehmen.“ Interessenten könnten sich überdies bei der Ferienjobvermittlung der Agentur für Arbeit Stuttgart melden, unter stuttgart.job-team@arbeitsagentur.de. Der Anfrage sollte ein kurzer Lebenslauf beigefügt werden. Und die Angabe, in welchem Zeitraum gesucht wird.

Arbeit an Wochenenden ist nur in einigen Ausnahmefällen erlaubt.

Auch für junge Menschen ab 18 Jahren gilt bei Ferienjobs der Mindestlohn, dieser liegt seit dem 1. Januar bei 9,35 Euro. Je nach Branche verdienen Ferienjobber nach Angaben Marbachs durchschnittlich zehn bis 13 Euro pro Stunde. Laut Jugendarbeitsschutzgesetz dürfen Schüler ab 13 Jahren mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten etwas dazuverdienen, aber höchstens zwei Stunden täglich mit leichten Tätigkeiten wie Babysitten, Nachhilfe geben oder Druck-Erzeugnisse austragen – für die unter 18-Jährigen kommen dabei aber lediglich solche Druck-Erzeugnisse infrage, die tagsüber in die Briefkästen gesteckt werden können – hier greifen auch andere Entlohnungsregeln. Tageszeitungen austragen dürfen nur über 18-Jährige, da es sich dabei um Nachtarbeit handelt.

Schulpflichtige Jugendliche ab 15 Jahren dürfen in den Ferien mit Erlaubnis ihrer Eltern ganztags zwischen 6 und 20 Uhr arbeiten. Der Ferienjob darf 40 Wochenstunden nicht überschreiten und ist auf vier Wochen pro Kalenderjahr beschränkt. Zwischen den Schichten müssen zudem mindestens zwölf Stunden Freizeit liegen. Jugendliche unter 18 Jahren, die bereits einen Schulabschluss besitzen, dürfen höchstens 50 Tage pro Jahr oder zwei Monate hintereinander jobben. Was darüber hinausgeht, gilt nicht mehr als Ferienjob, erklärt die Pressesprecherin der Arbeitsagentur. Arbeit an Wochenenden und Feiertagen sei untersagt. Für einige Branchen gelten nach den Worten Marbachs indes Ausnahmen, so etwa in der Gastronomie, der Landwirtschaft oder dem Klinikbereich. „Doch auch hier gilt, dass mindestens zwei Wochenenden pro Monat frei sein müssen.“ Gefährliche Tätigkeiten sowie Tätigkeiten, bei denen Jugendliche beispielsweise Lärm oder extremen Witterungsverhältnissen ausgesetzt sind, seien nicht gestattet. Volljährige Schüler und Studenten unterliegen nicht mehr dem Jugendarbeitsschutzgesetz. Allerdings dürften Ferienjobs nicht länger als drei Monate oder insgesamt 70 Arbeitstage im Jahr dauern. Nur dann handele es sich um eine kurzfristige Beschäftigung, die sozialversicherungsfrei sei. Auch wegen der Auflagen des Jugendschutzgesetzes suchten viele Unternehmen vorrangig Ferienjobber ab 18 Jahren.

Die Handwerkskammer Region Stuttgart wirbt derweil für Ferienjobs im Handwerk. „Die Praxiserfahrung ermöglicht es, die Branche kennenzulernen und erste Erfahrungen im Berufsleben zu sammeln. Nicht selten folgt dem Ferienjob eine handwerkliche Ausbildung“, versichert Julia Häcker von der Pressestelle. Handwerksbetriebe seien im Sommer häufig mit der Herausforderung konfrontiert, dass sich ihre Mitarbeiter in den wohlverdienten Sommerurlaub verabschiedeten und deshalb ein Personalmangel entstünde. Doch trotz der ruhigeren Ferienzeit müssten Aufträge abgearbeitet, Lager sortiert oder andere Arbeiten erledigt werden. Für Schüler ergebe sich damit die Gelegenheit, die Sommerferien für einen Ferienjob im Handwerk zu nutzen. Für alle Interessierten lohne es sich, einen Blick auf die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Region Stuttgart zu werfen. „Dort sind Betriebe gelistet, die auf der Suche nach Auszubildenden und Praktikanten sind oder auch Ferienjobbern ermöglichen, Erfahrungen im Handwerk zu sammeln.“

Adressen und Regeln

Wer noch einen Ferienjob sucht, kann sich bei der Ferienjobvermittlung der Agentur für Arbeit Stuttgart unter der E-Mail-Adresse stuttgart.job-team@arbeitsagentur.de melden.

Informationen zu dem Thema gibt die Handwerkskammer Region Stuttgart unter www.azubitv.de/ferienjob.

Welche Rahmenbedingungen für die Beschäftigung von Ferienjobbern gelten, ist unter anderem auf der Website der Handwerkskammer unter www.hwk-stuttgart.de/ferienjobs zu erfahren. Hier geht es um Regeln, die beachtet werden müssen.

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Erstellt:
22. August 2020, 06:00 Uhr

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