Weniger Tiere im Tierheim

Die Pandemie hat auch positive Auswirkungen: Im Tierheim Großerlach wurden 2020 weniger Fundkatzen und -kaninchen abgegeben. Zufrieden ist die Geschäftsführerin außerdem mit der neuen Besucherregelung.

Ein Hund im Tierheim von Großerlach. Insgesamt sind dort aktuell zehn Hunde und vier Pflegehunde untergebracht. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Ein Hund im Tierheim von Großerlach. Insgesamt sind dort aktuell zehn Hunde und vier Pflegehunde untergebracht. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

GROSSERLACH. Zehn Hunde, vier Pflegehunde, ein Kaninchen, 20 Katzen: Die tierische Besetzung im Tierheim in Großerlach ist derzeit überschaubar. Um diese Jahreszeit seien normalerweise mindestens um die zehn Katzen mehr da, sagt Marion Bentrup, die das Tierheim leitet. Das führt sie vor allem darauf zurück, dass in diesem Jahr nicht so viele Fundtiere wie sonst bei den Tierschützern abgegeben worden sind.

„Und zwar bei Weitem nicht so viele“, betont Bentrup. In anderen Jahren habe sie 30 oder 40 Kaninchen aufnehmen müssen. Im vergangenen? Kein einziges. Auch Fundkatzen seien weit wesentlich weniger abgegeben worden. Corona heißt die kurze Erklärung dafür. „Dadurch, dass die Leute daheim bleiben mussten und nicht in den Urlaub fahren konnten, hatten sie Zeit, sich um ihre Tiere zu kümmern“, sagt Bentrup.

Denn das sei oft der Punkt, aus dem Tiere überhaupt im Tierheim enden: Zeitmangel. Wenn es im Beruf stressig wird, sich die Kinder nach einem halben Jahr nicht mehr um den neuen Hund oder die Katze kümmern oder wenn die erwachsenen Kinder ausziehen und die Pflege an den Eltern hängen bleibt, vergeht manchem Tierhalter die Lust am Zusammenleben mit dem Hund oder der Katze. Ein weiterer Grund: „Wenn die Leute in den Urlaub fahren und sie die Tiere so lange versorgen lassen müssen, merken sie erst, dass die Unterbringung auch Geld kostet“, sagt Bentrup.

Um zu verhindern, dass die Tiere nach ein paar Monaten erneut ins Tierheim kommen, führen sie und ihre Kollegen im Vorfeld Gespräche mit den Interessenten, um zu schauen, ob die es auch wirklich ernst meinen mit der Übernahme des Tiers. Dabei wird unter anderem geklärt, ob der Vermieter mit der Tierhaltung im Haus oder in der Wohnung einverstanden ist, und sichergestellt, dass die Tiere artgerecht gehalten werden.

Ein Vorabbesuch bei Interessenten findet auch zu Coronazeiten statt.

„In einer Einzimmerwohnung kann man zum Beispiel keinen Husky unterbringen“, erklärt Avana Eder, seit 2014 die ehrenamtliche Geschäftsführerin des Tierheims. Bei Kleintieren wie Kaninchen, Meerschweinchen und Hamstern werde zudem darauf geachtet, dass sie nicht alleine gehalten werden, denn sie leben in Gruppen. Eine Freigängerkatze in einer Wohnung direkt neben der Bundesstraße halten zu wollen, sei auch eher schwierig, sagt Eder. „Aber weil wir den Leuten das nett erklären, finden wir gemeinsam eigentlich immer eine Lösung – zum Beispiel, dass sie dann einfach eine Wohnungskatze übernehmen.“

Um zu verifizieren, dass alle Angaben des Interessenten stimmen, besucht ihn vor der Übergabe des Tiers ein ehrenamtlicher Mitarbeiter zu Hause. Das geschieht – selbstverständlich mit Maske und Abstand – auch zu Coronazeiten, sagt Eder. Normalerweise, sagt sie, lassen sich die Kontrolleure eine Stunde lang Zeit für den Hausbesuch, doch jetzt sei vor dem Hintergrund der Kontaktbeschränkungen nur eine kurze Kontrolle möglich. Die Ehrenamtlichen schauen sich in der Wohnung um, ein längeres Gespräch, in dem sie auf offene Fragen des Interessenten eingehen, findet im Anschluss telefonisch statt. Bei Kleintieren läuft der Prozess ein bisschen anders ab, statt einer Vorkontrolle erfolgt eine Nachkontrolle vier bis fünf Wochen nach der Vermittlung. Derzeit versuche man, den persönlichen Kontakt mit den neuen Besitzern minimal zu halten. „Aber wir rufen nach ein paar Wochen auf jeden Fall noch einmal an, um herauszuhören, ob es mit dem Tier passt“, sagt Eder.

Die Kontrolleure und die Gassigänger sind derzeit die einzigen ehrenamtlichen Mitarbeiter, die das Tierheim beschäftigt. Die Gassigänger müssen vor dem Tor auf die Übergabe des Hundes warten, die Leine werde nach dem Spaziergang desinfiziert. Alle, die vorher beim Putzen, Füttern, dem Reinigen des Außenbereichs oder bei Fahrten zum Tierarzt mitgeholfen haben, dürfen aktuell nicht mehr ins Tierheim kommen.

„Mit zwei Vollzeit- und vier Halbtagskräften kommen die Tierheimmitarbeiter im Moment aber trotzdem gut hin“, sagt Eder. Das Team sei in zwei Gruppen aufgeteilt, um die Betreuung der Tiere zu gewährleisten. Falls sich jemand mit dem Coronavirus anstecken sollte, müsste nicht gleich die ganze Belegschaft in Quarantäne.

Abgesehen davon haben die Coronaregelungen aber auch positive Folgen für das Tierheim: Seit die Interessenten sich vor einem Besuch anmelden müssen und nur nach Terminvereinbarung kommen dürfen, um die Tiere kennenzulernen, bleibe mehr Zeit für die Erstgespräche, sagt Eder. „Die Leute freuen sich, weil wir nun auf alle ihre Fragen eingehen können.“ Darüber hinaus seien die Tiere ruhiger, wenn weniger fremde Menschen durch die Gänge gehen.

Auf diese Änderung im Ablauf habe sie nur positive Rückmeldungen erhalten, sagt Eder: „Die Regelung ist besser für beide Seiten. Deshalb werden wir sie auch nach der Pandemie beibehalten.“

Das Tierheim in Großerlach ist Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. Termine müssen vorab vereinbart werden unter der Telefonnummer 07193/6585.

Avana Eder ist ehrenamtliche Geschäftsführerin des Tierheims in Großerlach. Foto: K. Becker

Avana Eder ist ehrenamtliche Geschäftsführerin des Tierheims in Großerlach. Foto: K. Becker

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Erstellt:
15. Januar 2021, 11:30 Uhr

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