Heilige und Top-Mädchenname
Wer war die „Kalte Sophie“?
Alles nur Aberglaube? Die kalte Sophie und ihre eisigen Gefährten – wer hinter den gefürchteten Eisheiligen steckt, die im Mai mutmaßlich das Wetter beeinträchtigen.

© Harald Oppitz/KNA
Der Taufname Sophia/Sophie landet 2025 auf Platz eins im Mädchen-Ranking – ist aber auch mit Frost und Kälte assoziiert.
Von Michael Maier
Die kalte Sophie, auch bekannt als die Heilige Sophia von Rom, ist die letzte der gefürchteten Eisheiligen, die vom 11. bis 15. Mai für letzte Kälteeinbrüche im Frühling sorgen können. Doch wer war diese Frau, deren Name bis heute eng mit einem meteorologischen Phänomen verbunden ist?
Die historische Sophia lebte in der Antike in Rom und starb der Überlieferung nach um das Jahr 304 in der Zeit der Christenverfolgung unter Diokletian.
Oft überlagert sich ihre Geschichte mit der Heiligen Sophia von Mailand, die im 2. Jahrhundert nach Christus lebte und im Jahr 138 hingerichtet wurde. Der Legende nach erlitt diese gemeinsam mit ihren drei Töchtern Fides (Glaube), Spes (Hoffnung) und Caritas (Liebe) den Märtyrertod, weil sie ihrem christlichen Glauben treu blieb.
Frostnächte durch Eisheilige
Als Eisheilige spielt Sophie jedenfalls am 15. Mai die Schlussrolle eines alljährlichen Wetterphänomens. Gemeinsam mit Mamertus (11. Mai), Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai) und Bonifatius (14. Mai) bildet sie die Gruppe der Eisheiligen. Diese Tage waren und sind für Gärtner und Landwirte von besonderer Bedeutung, da sie häufig die letzten gefährlichen Frostnächte des Frühjahrs markieren.
Eisheilige und Bauernregeln
Der Volksmund kennt zahlreiche Bauernregeln zu den Eisheiligen, wie etwa:
- „Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz.“
- „Die kalte Sophie macht alles hie.“
- „Mamertus, Pankratius, Servatius stehn für Kälte und Verdruss.“
Die wissenschaftliche Erklärung für die Kälteeinbrüche während der Eisheiligen liegt in den Großwetterlagen Mitteleuropas. Zu dieser Zeit treffen häufig noch einmal kalte Polarluftmassen auf die sich bereits erwärmende Landmasse. Dieses Phänomen wurde über Jahrhunderte beobachtet und mit den Gedenktagen der Heiligen verknüpft.
Wann ist die Kalte Sophie?
Interessanterweise verschiebt sich der Zeitpunkt der Eisheiligen durch die Gregorianische Kalenderreform und den Klimawandel. Heute treten die letzten Fröste oftmals schon früher auf. Dennoch bleibt die kalte Sophie am 15. Mai als Mahnung zur Vorsicht im Gartenbau bestehen - viele Hobbygärtner und Landwirte warten auch heute noch die „Erlaubnis“ der Heiligen ab, bevor sie frostempfindliche Pflanzen ins Freie setzen.
Weitere Eisheilige
- Mamertus (11. Mai) war Bischof von Vienne in Frankreich und führte im 5. Jahrhundert Bitttage vor Christi Himmelfahrt ein, um Naturkatastrophen abzuwenden.
- Pankratius (12. Mai), ein römischer Märtyrer aus dem 4. Jahrhundert, wurde bereits als 14-Jähriger wegen seines christlichen Glaubens enthauptet und gilt als Patron der Erstkommunikanten und der Jugend.
- Servatius (13. Mai) wirkte als Bischof von Tongern (heute Belgien). Ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen soll ihn vor Sonne und Regen geschützt haben.
- Bonifatius (14. Mai) - nicht zu verwechseln mit dem „Apostel der Deutschen“ -war ein römischer Märtyrer, der im 4. Jahrhundert in Tarsus den Tod fand und dessen Reliquien heute in der römischen Kirche Sant’Alessio aufbewahrt werden.
Sophia ist beliebtester Mädchenname
Die Heilige Sophie von Rom hat ihre Rolle als „Eisheilige“ übrigens nicht ohne Grund, denn in der christlichen Tradition gilt sie auch als Schutzpatronin der späten Fröste und wird um gutes Wetter für die Aussaat angerufen.
Gleichzeitig zählt „Sophie“ in den Deutschland seit einiger Zeit zu den beliebtesten Mädchennamen überhaupt. 2025 landet sie sogar auf Platz eins und konnte sich damit um drei Ränge verbessern – allerdings in der Form „Sophia“.