Werbeoffensive für den Backnanger Wochenmarkt
In drei Workshops haben Stadtverwaltung und Marktbeschicker verschiedene Ideen diskutiert. Das Ergebnis: Grundlegende Änderungen wird es auf dem Backnanger Wochenmarkt vorerst nicht geben, das Angebot soll aber besser beworben werden.

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Der persönliche Kontakt zu seiner Kundschaft ist Gemüsebauer Georg Adrion besonders wichtig. Mit einigen Kunden ist er mittlerweile sogar freundschaftlich verbunden. Foto: Alexander Becher
Von Kornelius Fritz
Backnang. Am Samstagmorgen durch die Innenstadt bummeln, auf dem Markt frische Lebensmittel einkaufen und nebenbei noch ein Schwätzchen mit den Verkäuferinnen oder anderen Kunden halten – für viele Leute sieht so der perfekte Start ins Wochenende aus. Allerdings scheinen die goldenen Zeiten des Backnanger Wochenmarkts vorbei zu sein. Die Zahl der Marktbeschicker ist in den vergangenen Jahren von mehr als 40 auf etwa 25 zurückgegangen. Und von denen klagen etliche über sinkende Umsätze (wir berichteten).
Gemeinderat und Stadtverwaltung wollen da nicht tatenlos zusehen. So hatte etwa die SPD-Fraktion bereits im vergangenen Jahr ein „Konzept zur Neuausrichtung des Wochenmarktes“ gefordert. Mitte Februar lud Gisela Blumer, die als Leiterin des Rechts- und Ordnungsamts auch für den Markt zuständig ist, deshalb alle Marktbeschicker zum Gedankenaustausch ein. Ziel des Treffens, dem noch zwei weitere folgten, war es, Ideen zu entwickeln, wie der Markt noch attraktiver werden kann.
Verwaltung setzt auf Konsens statt auf Restriktionen
Spricht man mit Teilnehmern dieser Runden, wird allerdings deutlich: Die Vorstellungen und Wünsche gehen weit auseinander. Während einige grundlegende Reformen fordern und sich zum Beispiel für einen anderen Standort oder geänderte Öffnungszeiten aussprechen, wollen andere am liebsten alles so belassen, wie es ist. „Ich kann mich nicht beklagen und finde den Markt nach wie vor schön“, sagt etwa Heike Bäßler aus Auenwald-Unterbrüden, die seit mittlerweile 28 Jahren ihren Stand mit Blumen und Gemüse aus eigenem Anbau in der Uhlandstraße aufschlägt.
Für Gisela Blumer war nach den Gesprächen klar, dass es für radikale Veränderungen bei den Marktleuten aktuell keine Mehrheit gibt. Und die Stadt möchte auch nichts über deren Köpfe hinweg entscheiden. Blumer spricht sich daher auch gegen ein Gebührenmodell wie in Schorndorf aus, wo Händler, die nicht regelmäßig auf den Markt kommen, höhere Standgebühren bezahlen müssen. „Wir wollen die Dinge lieber im Einvernehmen als durch Restriktionen regeln“, erklärt die Amtsleiterin.

Der Backnanger Wochenmarkt hat jetzt ein eigenes Logo. Grafik: Sabine Kirchmayer
Einigen konnten sich die Marktleute letztlich auf eine Werbeoffensive, mit der man die Stärken des Wochenmarkts einer breiten Öffentlichkeit näherbringen will. Dazu zählt neben frischen und regional erzeugten Produkten vor allem der persönliche Kontakt zu den Marktbeschickern. „Ich kann zu dem Kohlrabi, den ich verkaufe, eine Geschichte erzählen“, sagt Heike Bäßler. Das könne ein Supermarkt nicht bieten.
Auch Georg Adrion sieht in der persönlichen Beratung und dem engen Kontakt zur Kundschaft seinen größten Trumpf. Zu einigen Stammkunden habe sich über die Jahre sogar ein freundschaftlicher Kontakt entwickelt, erzählt der Biobauer aus Backnang-Mittelschöntal.
Ein-Euro-Gutschein soll neue Kunden anlocken
Um diese Vorzüge zu vermitteln, planen Stadt und Marktbeschicker eine Kommunikationskampagne, bei der die Menschen hinter den Marktständen vorgestellt werden sollen. „Außerdem wollen wir klarmachen, dass das Preisgefüge auf dem Markt nicht schlechter ist als anderswo“, sagt Gisela Blumer. Geplant sind unter anderem monatliche Veröffentlichungen in Zeitungen und Anzeigenblättern, jüngere Leute will man auch über Social Media erreichen. Die Stadt stellt dafür eine Anschubfinanzierung zur Verfügung.
Erstmals hat der Backnanger Wochenmarkt nun auch ein eigenes Logo und es wurde ein Flyer gedruckt und verteilt. Dieser enthält neben Informationen zum Wochenmarkt auch einen Ein-Euro-Gutschein, der bis Ende August ab einem Einkaufswert von mindestens fünf Euro eingelöst werden kann. Damit hofft man, auch neue Kunden auf den Markt locken zu können. Mehr wurde bis jetzt noch nicht beschlossen, aber es gibt durchaus noch weitere Wünsche vonseiten der Marktbeschicker. Heike Bäßler fände zum Beispiel mehr Sitzgelegenheiten und ein paar Spielgeräte in der Fußgängerzone gut, um den Marktbesuch auch für junge Familien attraktiver zu machen. Georg Adrion würde gerne Anreize schaffen für Kunden, die mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad auf den Markt kommen. Auch eine Erstattung von Parkgebühren wird von einigen Händlern gefordert.
Gisela Blumer ist es wichtig, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Sie würde sich künftig gerne einmal pro Quartal mit den Marktbeschickern treffen, das nächste Mal nach den Sommerferien. In der Hoffnung, dass die Resonanz dann wieder besser ist, denn zuletzt waren nur noch vier Händler ihrer Einladung gefolgt.
Zeiten Der Backnanger Wochenmarkt findet immer mittwochs und samstags von 7.30 Uhr bis 13 Uhr in der Uhlandstraße, rund ums Rathaus und am Obstmarkt statt.
Flyer Der Aktionsflyer zum Wochenmarkt, der auch einen Ein-Euro-Gutschein enthält, wurde in einer Auflage von 15000 Stück gedruckt und an alle Backnanger Haushalte verteilt. Er liegt außerdem in der Stadtinformation und der Stadtbücherei aus.
Online Weitere Informationen und eine interaktive Karte zum Backnanger Wochenmarkt findet man auf der Website www.stadtmarketing-backnang.de.