Werder sichert sich Bundesliga-Verbleib: 2:2 in Heidenheim

dpa Heidenheim. Das Hinspiel endete 0:0, und auch im Relegations-Rückspiel in Heidenheim gelang Werder kein Sieg. Nach einer turbulenten Schlussphase mit späten Toren zittert sich Bremen zum Klassenerhalt.

Bremens Maximilian Eggestein und Heidenheims Niklas Dorsch (l-r.) im Zweikampf um den Ball. Foto: Tom Weller/dpa

Bremens Maximilian Eggestein und Heidenheims Niklas Dorsch (l-r.) im Zweikampf um den Ball. Foto: Tom Weller/dpa

Florian Kohfeldt umarmte fast jeden seiner Spieler lang und innig. Nach dem glücklichen Ende einer desolaten Saison sah man nicht nur dem Trainer von Werder Bremen die Erschöpfung an. Im Anschluss an den Last-Minute-Verbleib in der Fußball-Bundesliga hatten die Bremer am Montagabend trotzdem noch die Kraft, dem unterlegenen 1. FC Heidenheim zu applaudieren. Ihren 41 Jahre alten Routinier Claudio Pizarro warfen sie nach dem versöhnlichen Ende seiner bewegten Karriere vor Freude in die Luft.

Das 2:2 (1:0) nach letztlich hochspannenden 97 Minuten reichte Werder zum Klassenerhalt, Heidenheim dagegen verpasste nach dem 0:0 im Relegations-Hinspiel den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga. „Ich bin einfach nur froh und glücklich, dass wir es geschafft haben. Wir waren so oft tot. Scheiß Saison, gutes Ende“, sagte Kohfeldt bei DAZN. „Ich weiß, was es für die Stadt bedeutet und was es für die Menschen bedeutet.“ Im Relegations-Rückspiel am Montagabend gingen die Bremer durch ein Eigentor des Heidenheimers Norman Theuerkauf (3. Minute) früh in Führung. Tim Kleindienst (85.) sorgte mit dem 1:1 noch einmal für Spannung und eine packende Schlussphase.

Ein Sieg der Gastgeber hätte nach dem 0:0 im Hinspiel Werders ersten Abstieg seit 40 Jahren besiegelt. Ludwig Augustinsson (90.+4) schoss die Bremer erneut in Führung. „Mit dem 2:1 war es dann eigentlich entschieden“, sagte Frank Schmidt, der die vorläufige Krönung seiner bald 13 Jahre als FCH-Trainer verpasste und mit seiner Mannschaft in der 2. Liga bleibt. Das 2:2 durch einen Foulelfmeter durch Kleindienst (90.+6) konnten die Gäste dank der Auswärtstorregel verschmerzen. „Wir haben kein Spiel verloren und es trotzdem nicht geschafft, das ist brutal“, sagte Kapitän Marc Schnatterer. „Es ist egal, wie es zustande gekommen ist: Wir sind ausgeschieden. Jetzt gerade überwiegt die Enttäuschung“, sagte Schmidt bei Amazon Prime.

Die lange Karriere von Pizarro hat dagegen ein versöhnliches Ende gefunden. Als Pizarro 1999 zu Werder in die Bundesliga gewechselt war, hatte Heidenheim noch nicht mal in der Oberliga gespielt.

Die Heidenheimer machten mehr Lärm auf der Tribüne als auf dem Platz. Die Delegation des schwäbischen Clubs hatte Kuhglocke, Trommel und sogar eine Sirene mitgebracht, was die Gäste jedoch nicht verunsicherte. In einem der höchstgelegenen Stadien Deutschlands trat Werder über weite Strecken souverän auf. Nach nicht einmal einer Minute landete eine Flanke von Ludwig Augustinsson vor den Füßen von Joshua Sargent, der es vor lauter Überraschung nicht fertig brachte, den Ball aus einem Meter über die Linie zu drücken.

Wenige Sekunden später brachte stattdessen ein Heidenheimer die Bremer in Führung. Nach einem technischen Fehler von Sargent an der Strafraumgrenze beförderte Theuerkauf den Ball unglücklich ins eigene Tor. Kohfeldt hatte vor der Partie vom „Vertrauen“ in die eigenen Fähigkeiten gesprochen. Mit dem frühen Führungstor kehrte dieses Vertrauen zurück.

Es machte sich nicht bemerkbar, dass der Coach seinen Stürmer Niclas Füllkrug etwas überraschend auf der Bank gelassen hatte. Werder spielte seine technische Überlegenheit aus und ließ Heidenheim dem Ball hinterherlaufen. Was die Gastgeber entgegenzusetzen hatten, war ihre Athletik und Kampfkraft. Chancen erspielte sich die Mannschaft von Trainer Schmidt im ersten Durchgang nicht.

Trotzdem blieb die Partie eng, weil sich auch in Heidenheim eines der größten Werder-Probleme in dieser Spielzeit offenbarte: die mangelnde Fitness. Je länger das Spiel dauerte, desto schlapper wurde Kohfeldts Mannschaft. Der FCH wirkte deutlich austrainierter und kam kurz nach der Pause zu ersten Gelegenheiten durch Stefan Schimmer (46.) und David Otto (48.). Und weil Heidenheim nun kommen musste, bekam Werder Räume.

Innerhalb von drei Minuten ließen Milos Veljkovic (57.), Augustinsson (58.) und Sargent (59.) teils hochkarätige Chancen aus. Aufregung herrschte dann aber plötzlich aus einem anderen Grund. Mitte des zweiten Durchgangs kamen auf einmal etwa 50 Heidenheimer Fans auf die Tribüne und machten sich lautstark bemerkbar. Bremens Geschäftsführer Klaus Filbry regte sich genauso lautstark darüber auf. Wenige Minuten später waren sie wieder verschwunden. Kleindienst sorgte mit seinem Ausgleichstreffer für Spannung - die Sensation aber blieb aus.

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Erstellt:
6. Juli 2020, 22:32 Uhr

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