Flop von Tesla
Wie der Cybertruck zum riesengroßen Reinfall wurde
Vor einem Jahr schickte Elon Musk den Cybertruck auf Werbetour, um die Welt zu erobern. Weit ist er nicht gekommen. Was auch null Zulassungen in Deutschland zeigen.

© AFP
Nach dem Streit über das Steuergesetz ist Elon Musk der US-Präsident Donald Trump als Werbepartner weggebrochen.
Von Peter Stolterfoht
Wenn Werbemaßnahmen die Begleitmusik für ein neues Produkt sind, klingt die bei Elon Musk grundsätzlich nach Heavy Metal. Bevor sein Cybertruck 2023 in Produktion gegangen ist, setzte er aber noch einen drauf und legte Death Metal auf, die brutalste Form des Hardrocks. Heute scheint es fast so, als habe Elon Musk damit den Untergang seines panzerartigen Pickups heraufbeschworen – im wahrsten Sinne des Wortes.
In der Entwicklungsphase des 5,70 Meter langen und 2,43 Meter breiten Fahrzeugs wurden die Ankündigungen des Tesla-Chefs immer großspuriger. Sein Cybertruck werde nicht nur Flüsse durchqueren können, nein sogar Ozeane, kündigte Elon Musk an. Es war diesbezüglich nicht seine letzte Versprechung , die am Ende so weit von der Realität entfernt war wie Amerika von Europa. Dorthin wurde der Cybertruck vor einem Jahr geschickt. Anlässlich dieser Sommer-Werbetour fanden auch in Deutschland Präsentationen statt, unter anderem im Tesla-Center Stuttgart in Weinstadt.
In Europa gilt: nur schauen, nicht fahren
Wohin der Cybertruck auch kam, überall zog er die Blicke auf sich, auch wenn viele Betrachter nicht unbedingt schön fanden, was sie zu sehen bekamen. Das war allein auch an den bösen Stilkritiken in den deutschen Medien abzulesen. Elon Musk erkannte darin eine klein karierte europäische Denkweise, für die seine Visionen einfach zu groß seien. Als Bestätigung dürfte ihm dabei auch gedient haben, dass dem Cybertruck in Europa bis heute eine allgemeine Zulassung untersagt geblieben ist. Nur in Tschechien sollen eine Handvoll Einzelzulassungen möglich gewesen sein. Und zuletzt wurde auf einer niederländischen Autobahn ein Cybertruck mit albanischem Kennzeichen gesichtet.
Unter anderem die scharfen Kanten des Cybertrucks stehen einer Fahrgenehmigung in der EU entgegen. Außerdem wäre bei einem Gesamtgewicht von über 3500 Kilogramm ein Lkw-Führerschein nötig. Diese Hindernisse wollte Elon Musk eigentlich mit einer speziellen Europa-Edition des Fahrzeugs schnell aus dem Weg räumen. Doch dazu ist es bisher nicht gekommen. Wieder einmal wurden Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt wurden.
Zum Verdacht der Unglaubwürdigkeit trug auch ein speziell auf Deutschland gemünzter Video-Clip bei, der für viel Wirbel sorgte. Darin war ein Rennen über eine Viertelmeile (402,34 Meter) zwischen einem Porsche 911 und einem Cybertruck zu sehen, den der Tesla locker für sich entscheiden konnte – und das trotz eines Anhängers mit einem aufgeladenen Porsche desselben Types als großes Handicap. Der Faktencheck eines US-Online-Magazins kam allerdings zu einem ganz anderen Ergebnis, nachdem die Autoexperten die Wettfahrt unter denselben Bedingungen nachgestellt hatten und dem Cybertruck danach Chancenlosigkeit attestierten.
Ganz ähnlich verhielt es sich mit der von Musk in Aussicht gestellten Schwimmtauglichkeit. Im März musste nämlich die Feuerwehr im kalifornischen Ventura einen Cybertruck aus dem Hafenbecken bergen, der drohte unterzugehen. Der Pickup war ins Wasser gekippt, als sein Fahrer versuchte hatte, Jetski abzuladen. Elon Musk musste aber schon zuvor beim Thema „Schwimmtauglichkeit“ zurückrudern. Im sogenannten „Wat-Modus“ kann der Cybertruck lediglich durch maximal 81,5 Zentimeter tiefes Wasser fahren.
Auch sonst taucht der Cybertruck in einem eher PR-unfreundlichen Zusammenhang auf. Man denke an den tschetschenischen Despoten Ramsam Kadyrow, der sich mit einem Cybertruck fotografieren ließ, auf dem ein Maschinengewehr montiert war. Dieses Fahrzeug solle für Russland in der Ukraine zum Einsatz kommen, so der Besitzer.
Absatzzahlen brechen ein
Noch schlechtere Nachrichten kommen aber aus den USA. Dort entwickelt sich der Cybertruck immer mehr zu einem kolossalen Ladenhüter. In Erwartung einer enormen Nachfrage hatte Tesla die Gigafactory in Austin/Texas so umgerüstet, dass dort jährlich 250 000 Cybertrucks produziert werden können. Nach einem verheißungsvollen Markteinstieg 2023 blieb der Absatz 2024 mit insgesamt 40 000 verkauften Fahrzeugen hinter den Erwartungen zurück. Im ersten Halbjahr 2025 waren es gerade einmal noch 12 100 Cybertrucks, die an die Kundschaft gebracht werden konnten, Tendenz weiter sinkend.
Das allein kann das Tesla-Imperium von Elon Musk natürlich nicht ins Wanken bringen. Schwerer wiegt da schon, dass die gewinnbringende Polit-Partnerschaft mit dem US-Präsidenten Donald Trump beendet ist, zerbrochen an einem Steuergesetz, das der gebürtige Südafrikaner nicht mittragen wollte. Aus der innigen Freundschaft wurde in kürzester Zeit eine erbitterte Feindschaft, die in Musks Ankündigung gipfelt, eine eigene Partei gründen zu wollen. Mit unabsehbaren Folgen für sein Unternehmen, das mit dem Cybertruck gerade den ersten großen Reinfall erlebt.