Bericht über Baden-Württemberg

Wie die „Financial Times“ auf die Wirtschaft im Ländle blickt

Ein Pappaufsteller der schwarzen Null verschwindet in den Katakomben des Finanzministeriums. Wie die „Financial Times“ daran die deutsche Sparpolitik erklärt.

Baden-Württembergs Finanzminister Daynal Bayaz (Grüne) kommt in dem Text in der „Financial Times“ ausführlich zu Wort.

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Baden-Württembergs Finanzminister Daynal Bayaz (Grüne) kommt in dem Text in der „Financial Times“ ausführlich zu Wort.

Von Sascha Maier

Dass die Schwarze Null in Deutschland nicht mehr steht, ist hierzulande spätestens seit dem im März beschlossenen Sondervermögen in Höhe von über 500 Milliarden Euro und der damit verbundenen Grundgesetzänderung hinlänglich bekannt. Im Ausland wird dies auch Monate später noch als bemerkenswert eingestuft, dass die als sparsam geltenden Deutschen Verschuldung im großen Stil auf sich laden – trotz globaler Krisen, die diesen Schritt zumindest einer Zweidrittelmehrheit im Bundestag als notwendig betrachteten.

Ein aktueller Bericht der „Financial Times“ wirft dabei ein Schlaglicht auf Baden-Württemberg. Am Beispiel des Autolands wird unter der Überschrift „Germany hides ,Black Zero’ statue as era of spending begins“(etwa: „Deutschland versteckt Statue der ,Schwarzen Null’ vor ausgabenreicher Zeit“) stellvertretend für die Bundesrepublik erörtert, was aus den als deutsch geltenden Tugenden geworden ist.

Schwarze-Null-Aufsteller bei der Weihnachtsdeko

Dabei kommt auch Polit-Prominenz aus dem Ländle zu Wort. So Danyal Bayaz (Grüne), der die Schwarze Null nicht nur symbolisch zu Grabe getragen habe, wie es im Text heißt: Einst sei ein mannshoher Ausschnitt einer schwarzen Null in der Innenstadt gestanden, sein Vorgänger, Nils Schmid (SPD), posierte noch davor – bevor die Null nach Bayaz’ Amtsantritt zunächst grün gestrichen worden sei und die Pappfigur heute „in einem Lagerraum der Regierung, eingezwängt zwischen überflüssigen Fernsehbildschirmen und Kisten mit Weihnachtsdeko“ verstaube.

Bayaz sei dem Bericht zufolge ohnehin nie ein Fan der schwarzen Null gewesen. Folgende Generationen nicht mit Schulden zu belasten, befürworte er zwar. Doch es sei „ein schlechtes Geschäft für sie, ihnen einen kaputten Planeten und ein kaputtes Bildungssystem zu hinterlassen“, weshalb Bayaz das Symbol nie besonders gefallen hätte, wie die „Financial Times“ den Finanzminister zitiert.

Er befürworte demnach grundsätzlich den Kurs des Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU), die Schuldenbremse zu reformieren. Dass das Finanzpaket umstritten ist, macht die „Financial Times“ am Beispiel der Co-Vorsitzenden der Grünen, Franziska Brantner deutlich. „Wolfgang Schäuble würde sich im Grab umdrehen“, greift die britische Tageszeitung einen Satz aus einer Bundestagsdebatte auf – der Schwabe Schäuble (CDU) galt zu Lebzeiten als einer der rigorosesten Verfechter der Schuldenbremse, besonders während seiner Zeit als Bundesfinanzminister von 2009 bis 2017.

Brantner hatte demnach angekündigt, „die schwäbische Hausfrau“ zu verteidigen, die in dem Text als Symbol der Sparsamkeit erklärt wird und nur soviel ausgebe, wie ihr Mann verdiene. Aus Sicht der Briten hat sich die schwäbische Hausfrau Deutschland offenbar gewandelt – der Euro sitzt demnach heute deutlich lockerer.

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Erstellt:
12. Juni 2025, 15:48 Uhr

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