Krypto-Währungen in Stuttgart

Wie man Bitcoin am Automaten kauft

Außer auf Online-Handelsplätzen gibt es Krypto-Währungen seit einiger Zeit auch an Automaten – unter anderem in Stuttgart. Wie der Kauf der digitalen Währung funktioniert, zeigt ein Selbstversuch.

Hier gibt es Bitcoin gegen Bargeld.

© Fotoagentur Stuttgart/Andreas Rosar

Hier gibt es Bitcoin gegen Bargeld.

Von Barbara Schäder

Nein, mit einem Gang zum normalen Geldautomaten lässt sich die Nutzung eines Bitcoin-Automaten nicht vergleichen. Vorab musste ich mich auf der Website des Automatenbetreibers registrieren und einen Video-Call zwecks Überprüfung meiner Identität durchlaufen. Außerdem habe ich eine Wallet, also eine elektronische Geldbörse für die Aufbewahrung von Krypto-Währungen, auf meinem Smartphone installiert.

Am Automaten muss ich mich mit meiner Handy-Nummer anmelden und eine per SMS zugesandte PIN eingeben, danach die elektronische Adresse meiner Wallet vor einen Scanner am Automaten halten. Jetzt wird eine weitere PIN gefordert – welche eigentlich? Anruf beim Support: es gehe um die PIN, die ich bei der Registrierung auf der Website selbst festgelegt habe – was ich schon wieder vergessen hatte. Nachdem das geklärt ist, kann ich endlich einen 50-Euro-Schein in den Automaten schieben – das ist der Mindestbetrag. Auf einem Bildschirm wird mir dann bestätigt, nunmehr im Besitz von 0,0027 Bitcoin zu sein.

Danach kurze Panik, weil der Betrag in meiner brandneuen Wallet nicht erscheint. Bis mir einfällt, dass Bitcoin-Transaktionen schon mal etwas länger dauern können. 40 Minuten später wird der Eingang in der Wallet bestätigt.

In Stuttgart gibt es mehrere Bitcoin-Automaten

Der getestete Automat steht im Frankfurter Saturn-Markt und wird von dem österreichischen Unternehmen Kurant betrieben. Im Vergleich zu Online-Handelsplätzen böten die Automaten „eine niederschwellige Alternative zum einfachen und sicheren Kauf von Kryptowährungen“, erklärt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Dafür fallen mit acht Prozent auch vergleichsweise hohe Transaktionsgebühren an.

In Stuttgart gibt es drei Kurant-Automaten: in der Lucky Bar in Wangen, bei der Textilreinigung Trieb in Botnang und in der Schwaben-Galerie in Vaihingen, im „House of Vape“. Dieser E-Zigaretten-Anbieter, der in Baden-Württemberg acht Filialen betreibt, hat alle seine Läden mit Bitcoin-Automaten ausgestattet.

Einzahlung von bis zu 2500 Euro am Tag möglich

Warum? Bitcoin sei „einfach die Zukunft“, erklärt Alexander Götz, einer der Inhaber der Ladenkette, am Telefon. Bezahlen könne man beim „House of Vape“ zwar nicht mit der Krypto-Währung, dafür suche man noch nach einer rechtssicheren Lösung. Die Automaten aber würden von den Kunden sehr gut angenommen. Bis zu 2500 Euro dürfen an einem einzelnen Tag getauscht werden, pro Monat maximal 10 000 Euro.

Das „House of Vape“ hatte es vor einigen Jahren schon einmal mit Geräten eines anderen Anbieters versucht – die aber mussten wieder abgebaut werden. 2020 stellte nämlich die Finanzaufsicht Bafin klar, dass der Verkauf von Krypto-Währungen auch via Automat in Deutschland einer Bafin-Erlaubnis bedarf. Dutzende von Automaten wurden stillgelegt, auch die des damals in Baden-Württemberg aktiven Betreibers Coin Fellows.

Kurant ist in Österreich schon seit Jahren aktiv

Kurant verfügt nicht nur über eine Bafin-Erlaubnis, sondern auch über einige Erfahrung: Auf dem österreichischen Heimatmarkt betreibt das Unternehmen über 100 Krypto-Automaten. Darunter sind auch Geräte, an denen Krypto-Währungen nicht nur erworben, sondern auch wieder verkauft werden können. In Österreich sind die Regeln weniger streng als in Deutschland, hier dürfen Beträge bis 250 Euro ganz ohne Registrierung eingezahlt werden. Kurant-Automaten finden sich dort auch in fünf Filialen der Post sowie in zwölf Media-Märkten.

Mit Krypto-Währungen zu bezahlen, ist weder in den Filialen von Media Markt noch in denen der österreichischen Post möglich. Letztere vertreibt allerdings eine sogenannte Crypto stamp, „eine physische Briefmarke mit einem digitalen Zwilling“, wie ein Postsprecher mitteilt. Sie kann online auch mit Krypto-Währungen erworben werden.

Saturn will weitere Automaten aufstellen

Bei Media Markt Saturn will man die Akzeptanz von Krypto-Zahlungen für die Zukunft prüfen, noch gebe es aber keine konkreten Pläne, erklärt eine Sprecherin der deutschen Konzernmutter. Die im Mai in drei deutschen Saturn-Märkten aufgestellten Automaten würden so gut angenommen, dass man in Kürze weitere Filialen damit bestücken werde. Zahlen zur Nutzung der Automaten will die Sprecherin aber nicht nennen. Media Markt Saturn bezeichnet deren Bereitstellung als „kundenorientierte Serviceleistung, die den Einstieg in die digitale Welt erleichtert“. Nebenbei erhalten Einzelhändler, die Automaten aufstellen, laut Kurant auch einen Anteil an den Gebühren.

Mit Bitcoin oder auch anderen Krypto-Währungen zu bezahlen, ist in Deutschland nur bei wenigen Unternehmen möglich. Dazu zählt beispielsweise die auch in Stuttgart präsente Budget-Hotel-Kette A&O. Ein internationaler Überblick findet sich auf der Website Cointelegraph.

Zum Artikel

Erstellt:
14. Januar 2023, 06:14 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen