Wie man mit Pflanzen Flüssigseife und Waschmittel herstellt

Aus den heimischen saponinhaltigen Pflanzen Kastanie, Seifenkraut, Efeu und wenigen weiteren Zutaten lassen sich einfach und schnell nachhaltige, klimaschonende Flüssigseifen und Waschsubstanzen herstellen.

Petra Baader hat schon viele verschiedene Kräuterseifen hergestellt. Foto: Elisabeth Klaper

© Elisabeth Klaper

Petra Baader hat schon viele verschiedene Kräuterseifen hergestellt. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Kaisersbach. Die Klima- und die Energiekrise, immer knappere Ressourcen, die Inflation und die Tatsache, dass Chemikalien die Umwelt belasten, sind gute Gründe, umzudenken und das eigene Konsumverhalten zu ändern. Zum Beispiel, indem man umsteigt auf nachhaltige und natürliche, selbst hergestellte und schadstoffarme Reinigungsmittel für Körper, Geschirr und Wäsche aus heimischen Kräutern. Das geht einfach und schnell mit Pflanzen, die bei uns vor der Haustür oder sogar im eigenen Garten wachsen.

Wie genau das funktioniert, zeigt die Kräuterpädagogin Petra Baader bei einem Kreativkurs zur Herstellung von Flüssigseifen in den Kaisersbacher Kräuterterrassen. Wie die Anwendung von Heilkräutern ist auch die Herstellung von Reinigungsmitteln Teil des „uralten, über viele Jahrhunderte überlieferten Volkswissens“ darüber, welche Pflanzen sich für welche Zwecke am besten eignen, sagt Baader. „Kastanien, Seifenkraut und Efeu eignen sich sehr gut zur Reinigung des Körpers und der Haare, zum Geschirrspülen und zum Wäschewaschen. Denn diese Pflanzen enthalten viele Saponine, das sind bittere, stark schäumende und reinigende Wirkstoffe“, betont sie.

Im Herbst sollte man einen Kastanienvorrat sammeln

Kastanien sind universell verwendbar als Waschlotion für Haut und Haare sowie als Spülmittel und Waschmittel für Buntwäsche, aber nicht für weiße Wäsche. Im Herbst, wenn die Kastanien reif sind, sollte man einen Vorrat sammeln und mit einem Küchenmesser zerkleinern, solange sie noch weich sind, empfiehlt die Kräuterpädagogin. Es sei nicht notwendig, die Schale zu entfernen. Wichtig sei aber darauf zu achten, dass die Kastanien gut getrocknet sind, um Schimmelbildung zu vermeiden. Das geht entweder in der Sonne, auf der Heizung oder im Backofen mit der Restwärme vom Backen. Und auch danach sind sie trocken zu lagern.

Zur Herstellung einer Waschsubstanz wird eine Kastanienportion mit vorher gekochtem, warmem Wasser aufgegossen, damit sich die Saponine lösen, und in einem verschließbaren Gefäß gut durchgeschüttelt, bis sich Schaum bildet. Eine Portion ist bis zu viermal nutzbar, nach jeder Anwendung aber wieder gut zu trocknen, erklärt Petra Baader.

Bei Efeu sind nur die Blätter verwendbar, die Beeren sind giftig

Seifenkraut wächst in vielen Gärten wie Unkraut, ist aber auch bei Gärtnereien erhältlich und benötigt einen schattigen, feuchten Standort. „Alle Pflanzenteile sind zerkleinert verwendbar: im Sommer Blätter und Blüten, im Winter die Wurzeln.“ Damit die Saponine sich gut lösen, empfiehlt die Kräuterpädagogin, einen Seifenkrautsud herzustellen und etwa 15 Minuten köcheln zu lassen. Konzentriertes Seifenkraut in flüssiger oder fester Form löst auch hartnäckige Flecken, hat sie herausgefunden. „Ganz frische Seifenkrautpflanzenteile einfach mit warmem Wasser aufgießen, etwas einwirken lassen und dann gut schütteln“, weiß Heilkräuterexpertin Christine Pommerer vom Kräuterzentrum Wasenhof.

Efeu ist eine immergrüne Pflanze, die auch im Winter wächst und somit ständig zur Verfügung steht. Verwendbar sind aber nur die Blätter, die kleinen Beeren sind giftig, stellt Petra Baader klar. Um eine Waschlotion herzustellen, genügt es, die zerkleinerten Efeublätter mit warmem Wasser zu übergießen und gut zu schütteln. Diese Lösung ist ebenfalls für verschiedene Zwecke geeignet, besonders gut zum Hände- und Haarewaschen, weiß Christine Pommerer aus eigener Erfahrung. Alle drei Pflanzen kann man auch mischen und für alle Flüssigseifen und Waschsubstanzen gilt: Um deren Reinigungswirkung zu erhöhen, Fett, Kalk und Stärke zu lösen, sie zu konservieren und zu desinfizieren, sollte etwas Zitronensaft oder Apfelessig hinzugefügt werden.

Damit die Flüssigseife oder Waschsubstanz gut duftet, ist es sinnvoll, ein paar Tropfen von hochkonzentrierten ätherischen Ölen hinzuzugeben, die ebenfalls konservierend und desinfizierend wirken. „Sie sind sehr vorsichtig zu dosieren. Wenige Tropfen genügen. Und man sollte sie nicht pur auf die Haut geben, da die Gefahr von Reizungen besteht“, unterstreicht Kräuterpädagogin Baader. „Damit sich die Öle im Wasser gut lösen, sollte man sie zuerst mit einem halben oder ganzen Teelöffel Salz an- und dann mit warmem Wasser verrühren“, fügt Heilkräuterexpertin Pommerer hinzu.

Ganz frische Pflanzenteile wirken am besten

Es gibt zahlreiche Sorten von ätherischen Ölen mit unterschiedlichen Düften, die sich für diese Zwecke eignen, jedoch aus nicht heimischen Pflanzen gewonnen werden: Lavendel-, Zitronen-, Orangen- oder Teebaumöl. Ebenso Citronella-, Lemongras- und Palmarosaöl aus verschiedenen Zitronengräserarten, die „wie ein Breitbandantibiotikum wirken“, erläutert die Heilkräuterexpertin. Sie gibt noch einen wertvollen Tipp für heimische Alternativen: „Man kann auch verschiedene gut duftende Kräuter und Pflanzen aus dem Garten gleich bei der Herstellung von Waschsubstanzen mit verwenden und mitschütteln. Zum Beispiel Melisse oder Minze, aber auch Blütenblätter von Duftrosen, wobei ganz frische Pflanzenteile am besten wirken“, betont Christine Pommerer.

Damit die Waschlösungen nicht zu flüssig werden, sondern je nach persönlicher Vorliebe eine gut dosierbare, eher gelartige Substanz bekommen, ist noch eine Prise oder Messerspitze natürliches Verdickungsmittel wie Guarkernpulver oder Johannisbrotkernmehl unterzumischen und dann die Konsistenz zu prüfen. Ätherische Öle, Guarkernpulver und Johannisbrotkernmehl sind erhältlich in Bioläden, Reformhäusern, Drogeriemärkten und im Internet. „Die Haltbarkeit selbst hergestellter Flüssigseifen ist abhängig von der Außentemperatur und Witterung, deshalb sollte man sie am besten im Kühlschrank aufbewahren und bald verbrauchen“, empfiehlt Petra Baader.

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Erstellt:
24. August 2022, 16:00 Uhr

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