Brustkrebs

Wie sinnvoll ist das Mammografie-Screening?

Seit 20 Jahren gibt es das Mammografie-Screening für Frauen in Deutschland. Wie wirksam ist das Programm? Forschende haben Bilanz gezogen.

Das Mammographie-Screening für Frauen trägt einer Studie zufolge deutlich zur Verringerung der Brustkrebs-Sterblichkeit in Deutschland bei.

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Das Mammographie-Screening für Frauen trägt einer Studie zufolge deutlich zur Verringerung der Brustkrebs-Sterblichkeit in Deutschland bei.

Von Markus Brauer/dpa

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Eine von acht Frauen ist laut Zentrum für Krebsregisterdaten im Laufe ihres Lebens davon betroffen. Grund genug, den eigenen Brüsten im Sinne der Krebsfrüherkennung genügend Aufmerksamkeit zu schenken – durch regelmäßiges Selbstabtasten und Mammografie-Screening.

Deutlich zur Verringerung der Brustkrebs-Sterblichkeit beigetragen

Das Screening für Frauen trägt einer Studie zufolge deutlich zur Verringerung der Brustkrebs-Sterblichkeit in Deutschland bei. Das vor 20 Jahren eingeführte, kostenlose Früherkennungsprogramm senkt die Todesfallzahlen und erhöht die Heilungschancen für erkrankte Frauen, wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mitteilt.

Bei der Bewertung des Screenings gilt es, Nutzen und Risiken der Untersuchung gegeneinander abzuwägen: Einen potenziellen Nutzen haben erkrankte Frauen. Das Risiko, etwa durch die Röntgenstrahlung, tragen hingegen alle Teilnehmerinnen. „Insgesamt ist der ermittelte Nutzen erheblich größer als das sehr geringe Strahlenrisiko“, erklärt BfS-Präsidentin Inge Paulini. „Frauen profitieren also von einer Teilnahme am qualitätsgesicherten Screening-Programm.“

Nur etwa die Hälfte nutzt das Programm

Das deutsche Mammografie-Screening-Programm wurde ursprünglich für 50- bis 69-Jährige eingeführt, aktuell wird Frauen zwischen 50 und 75 Jahren alle zwei Jahre eine Untersuchung angeboten. „Unter den 50- bis 69-Jährigen nimmt jedes Jahr etwa die Hälfte der Eingeladenen am Mammografie-Screening-Programm teil“, erläutert Paulini.

Brustkrebs stellt mit etwa 75.000 Neuerkrankungen jährlich die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland dar. Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens, etwa 18.500 Frauen jährlich sterben daran. Je früher ein Tumor erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Kleine, noch nicht tastbare Karzinome erkennbar

Im Zuge des Programms können Frauen alle zwei Jahre eine Röntgen-Untersuchung der Brust zur Früherkennung in Anspruch nehmen. Solche bildgebenden Verfahren können schon sehr kleine Tumoren sichtbar machen, die sich noch nicht ertasten lassen. Frauen, bei denen Symptome bestehen oder ein ärztlicher Verdacht auf Brustkrebs vorliegt, erhalten Mammografien zudem im Rahmen der allgemeinen Versorgung.

Die mehrjährige Studie zum Nutzen des Screening-Programms wurde vom BfS koordiniert und von der Universität Münster federführend durchgeführt.

Ausweitung auf 45- bis 49-Jährige?

Im vergangenen Jahr hatte das BfS berichtet, dass die Teilnahme am Mammografie-Screening-Programm auch für Frauen ab 45 Jahren mit mehr Nutzen als Risiken verbunden ist. Das Screening kann die Brustkrebs-Sterblichkeit demnach bei den 45- bis 49-Jährigen ähnlich wie in der Gruppe der 50- bis 69-Jährigen um rund 20 Prozent reduzieren.

Das Bundesamt empfiehlt darum, die untere Altersgrenze für die Teilnahme von 50 auf 45 Jahre herabzusetzen. In der Altersgruppe zwischen 45 und 50 Jahren erkranken dem BfS zufolge in Deutschland jedes Jahr etwa 5000 Frauen an Brustkrebs.

Worauf sollten Frauen bei einer Selbstuntersuchung der Brust achten?

Am besten sorgt man erst einmal für gute Lichtverhältnisse. Gynäkologe Klaus Doubek vom Berufsverband der Frauenärzte (BVF) rät, die Brust zunächst aufmerksam im Spiegel anzuschauen. Haben sich Form oder Größe verändert? Verformt sich eine Brust anders als die andere, wenn ich einen Arm hebe?

Prüfen sollten Frauen auch, ob sich die Haut der Brust an einer Stelle nach innen zieht, ob sie irgendwo an das Äußere einer Orange erinnert oder geschwollen ist. Auch gerötete oder schuppende Haut kann ein Anzeichen dafür sein, dass etwas nicht stimmt.

Ungewöhnliche Verhärtungen oder Knoten in der Brust?

Beim Abtasten geht es vor allem um diese Frage: Bemerke ich neue oder ungewöhnliche Verhärtungen oder Knoten in der Brust? Auch die Achselhöhlen sollte man darauf checken. Fällt Frauen beim Abtasten auf, dass eine Brust zieht, schmerzt oder anschwillt, kann auch das ein Warnzeichen sein. Das gilt ebenso für den Fall, dass aus einer Brustwarze eine Flüssigkeit – klar oder blutig – austritt.

Ihnen kommt etwas komisch vor? Dann gilt: rasch abklären lassen. Und vorher einmal ganz tief durchatmen: Nicht hinter jeder Auffälligkeit verbirgt sich direkt Krebs.

Wann ist der beste Zeitpunkt zum Abtasten?

Übrigens gibt es ein Zeitfenster im Monat, das sich zum Abtasten besonders gut eignet: Frauen, die eine Regelblutung haben, machen das am besten zwischen dem 3. und dem 7. Tag nach Einsetzen der Periode, lautet der Rat des BVF. Der Grund: In dieser Zeit ist das Drüsengewebe in der Brust am weichsten, Verhärtungen fallen besser auf.

Frauen ohne Regelblutung, etwa nach der Menopause, nehmen sich am besten einen festen Tag im Monat vor. Wer sich eine Erinnerung im Handy einstellt, verbummelt den im besten Falle auch nicht. Disziplin zahlt sich aus: Mit der Zeit wird die eigene Brust immer vertrauter, Veränderungen fallen dann umso schneller auf.

Der Selbst-Check ersetzt allerdings nicht die Früherkennungsuntersuchungen in der Frauenarztpraxis, so der BVF. Frauen zwischen 50 und 75 Jahren können alle zwei Jahre zusätzlich am Mammografie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs teilnehmen.

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Erstellt:
9. Juli 2025, 11:30 Uhr
Aktualisiert:
9. Juli 2025, 11:48 Uhr

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