Verein Mädchenschule Khadigram aus Althütte stellt neue Projekte vor

Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie war der Verein Mädchenschule Khadigram wieder in Indien. Seine Projekte kommen vor allem indischen Kindern zugute.

Der Verein Mädchenschule Khadigram aus Althütte engagiert sich schon seit vielen Jahren in Indien und hat schon vielen Kindern eine angemessene Schulbildung ermöglicht. Foto: Marianne Frank-Mast

Der Verein Mädchenschule Khadigram aus Althütte engagiert sich schon seit vielen Jahren in Indien und hat schon vielen Kindern eine angemessene Schulbildung ermöglicht. Foto: Marianne Frank-Mast

Althütte. Zweieinhalb Jahre liegt der letzte Projektbesuch in Indien von Marianne Frank-Mast vom Verein Mädchenschule Khadigram zurück. Eine Zeit, in der die Weltgemeinschaft durcheinandergewirbelt und sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde – durch die Coronapandemie, den Krieg in der Ukraine, aber auch die Klimakrise. Das Wiedersehen in der westindischen Stadt Anand, im Bundesstaat Gujarat, war nach der langen Abstinenz ein großes Ereignis. „Die Menschen haben ihre tiefe Dankbarkeit für unseren Einsatz gezeigt. Wo sie sonst mit Emotionen sehr zurückhaltend sind, haben sie uns dieses Mal einen tollen Empfang bereitet, mit lautem Trommelwirbel und Stammestänzen“, berichtet Frank-Mast. „Es war sehr ergreifend.“

Selbstredend fanden bei dem Besuch auch Meetings mit den Projektpartnern des Vereins statt, bei denen Wichtiges besprochen wurde. Veränderungen, gewollt oder ungewollt, mussten diskutiert werden. Eine neue Situation sei zum Beispiel durch die Regierung von Gujarat hervorgerufen worden, indem von 2023 an die Grundschulzeit verbindlich auf acht Jahre festgeschrieben wurde, weiß Frank-Mast. Für den Verein Mädchenschule Khadigram beinhalte das gravierende Veränderungen, die mit Kosten verbunden sind. „Zukünftig werden mehr Kinder die Schule besuchen. Das heißt, es werden dringend mehr Raum, mehr Lehrkräfte, mehr Nahrungsmittel und mehr Kleidung benötigt. Außerdem wird es einen höheren Aufwand für medizinische Versorgung geben.“ Wie das alles bewerkstelligt werden soll, sei derzeit nicht ganz klar – wegen der angespannten Lage in Deutschland zum einen und den Mietverhältnissen vor Ort zum anderen. In Indien sei bezahlbarer Raum, wie auch in Deutschland, nicht ohne Weiteres verfügbar.

Die Pandemie hat viele Menschen in Indien in Existenznöte gebracht

Und auch die Coronakrise habe in Indien ihre Spuren hinterlassen. Der Lockdown, der 2020 von der indischen Regierung über Nacht ausgerufen wurde, habe viele Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, ebenso über Nacht in Existenznöte gebracht. Viele Angestellte haben innerhalb kürzester Zeit ihre Arbeit verloren. Sozialhilfe gebe es in dem Land nicht, so Frank-Mast. Bei vielen Betroffenen sei die Großfamilie eingesprungen. „Für das riesige Heer der Tagelöhner, jener die an oder unterhalb der Armutsgrenze leben, gibt es allerdings keine unterstützende Großfamilie. Jeder muss selbst schauen, wie er über die Runden kommt“, sagt sie.

Schnell habe sich herauskristallisiert, dass die Randgruppen der indischen Gesellschaft mit einem massiven Hungerproblem konfrontiert waren. Daher habe der Verein Mädchenschule Khadigram das Hilfsprogramm Rescue Against Hunger („Hilfe gegen Hunger“) ins Leben gerufen. Durch die Unterstützung zahlreicher Spender konnten für 500 Familien Wochenrationen mit Grundnahrungsmitteln verteilt werden.

Aktion „Rettet die Kinder vor Hunger“

Nach knapp zwei Jahren musste das Programm leider eingestellt werden. Seither konzentriert sich der Verein mit der Aktion Save The Kids From Hunger („Rettet die Kinder vor Hunger“) ausschließlich auf die Kinder. Je Kind werden 14 Euro pro Monat benötigt. Damit kann es täglich mit einer warmen Mahlzeit und wöchentlich mit einer Milchration versorgt werden. Derzeit befinden sich insgesamt 800 Kinder in diesem Programm. Der Verein möchte alles daran setzen, es weiterzuführen.

Während ihres Aufenthalts in Indien nahmen Marianne Frank-Mast und ihr Begleiter Daniel Jost an mehreren Tagen auch an einer Essensverteilung teil. „Wir haben das als extrem anstrengend empfunden“, sagt Frank-Mast. „Bei 42 Grad schwülwarmer Luft in ständig vorgebeugter Haltung über einen längeren Zeitraum den Kindern Essen auszugeben, ist eine echte Herausforderung.“ Für die Kinder sei der Einsatz jedoch ein Segen. „Es hat einem das Herz gebrochen, diese zum Teil sehr abgemagerten Körperchen zu sehen“, sagt Frank-Mast. „Wie sie brav in der endlos langen Schlange anstanden, mit ihren Blechtellern in den Händen, und darauf warteten, ihren Essensanteil aus den riesen Behältern zu erhalten. Und dann: Das Strahlen in den Augen. Man vergisst dabei die Rückenschmerzen.“ Die verteilte Milch sei immer an Ort und Stelle getrunken worden.

Streit um sauberes Trinkwasser

Um sauberes Trinkwasser habe es sogar immer wieder Streit gegeben, da dieses in Indien nicht so leicht zu beschaffen ist. Das Problem habe der Verein auf seine Agenda gesetzt. „Auch in Sachen Umweltproblematik sind wir seit einiger Zeit an unserer Schule in Anand aktiv“, sagt Frank-Mast. Vor einem Jahr sei das Thema in den Unterricht aufgenommen worden. Dafür wurde der Verein Mädchenschule Khadigram im Rahmen der Agenda 2030 des Rems-Murr-Kreises mit dem Leserpreis der Backnanger Kreiszeitung unterstützt. Dadurch war es möglich, eine Lehrkraft einzustellen, die sich speziell mit diesem Thema im Unterricht befasst und den anderen Lehrerinnen aktuelles Wissen vermittelt. pm

Veranstaltung Treffen kann man die Verantwortlichen des Vereins Mädchenschule Khadigram am 17. und 18. September bei einem Fest im indischen Dorf in Althütte. Am Samstag startet das Programm um 12.30 Uhr und dauert bis 20 Uhr. Sonntag geht es von 11 bis 18 Uhr. An beiden Tagen werden indische Speisen, Kuchen, Kaffee, Tee und andere Getränke angeboten. Außerdem gibt es einen kleinen Flohmarkt.

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Erstellt:
30. August 2022, 06:00 Uhr

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