Wiesen im Naturpark: Ein Zeichen

Naturparks im Land kämpfen um die Rettung von Tier- und Pflanzenarten – Appell an Bevölkerung nach Tagung in Welzheim

Wie kann zu Hause auf das weltweite Problem des Artensterbens reagiert werden? Vertreter der sieben Naturparks in Baden-Württemberg stellten jetzt im Welzheimer Rathaus ihre Strategien vor, um der Natur wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Große Hoffnungen liegen dabei auf den im vergangenen Jahr angelegten Wildblumenwiesen. Sie nämlich sollen alle Menschen dazu anregen, Ähnliches zu tun.

Eine Honigbiene voller Blütenstaub fliegt die nächste Blume an. Artenreiche Wiesen sind lebenswichtig für Insekten. Foto: Evi Seeger

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Eine Honigbiene voller Blütenstaub fliegt die nächste Blume an. Artenreiche Wiesen sind lebenswichtig für Insekten. Foto: Evi Seeger

Von Pia Eckstein

WELZHEIM. 96 Flächen mit insgesamt 46211 Quadratmetern sind im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald zu Naturwiesen geworden. Mitgemacht haben auch die Städte und Gemeinden.

Einige der Flächen davon liegen auch im Rems-Murr-Kreis, beispielsweise in Alfdorf, die anderen in den benachbarten Landkreisen Heilbronn, Ludwigsburg, Schwäbisch Hall, Hohenlohe und Ostalbkreis, die ebenfalls zu unserem Naturpark gehören.

Und der Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald ist damit nicht allein. Sieben Naturparks gibt es insgesamt in Baden-Württemberg; Vertreter aller trafen sich in Welzheim. Um Finanzen ging es dabei natürlich, um die Projekte, um Erfahrungsaustausch und natürlich um die eine Million Arten, die weltweit vom Aussterben bedroht sind.

An vielen Stellen werden Wildblumensamen eingesät

Unter dieser Million sind viele Insekten. 45 Prozent der 460 Wildbienenarten, die in Baden-Württemberg heimisch sind, stehen auf der Roten Liste. Es sind Tiere wie die Seidenbiene oder die frühe Schlürfbiene. Damit diese Bienen endlich wieder einen Lebensraum finden, wurden im vergangenen Jahr standortangepasste, regionale und mehrjährige Wildblumensamen eingesät.

So langsam werden die Wiesen tatsächlich auch bunt. Doch die vielen Quadratmeter im Schwäbisch-Fränkischen Wald reichen genauso wenig, wie die Gesamtfläche von 33,5 Hektar in allen sieben baden-württembergischen Naturparks reicht, um dem Insektensterben Einhalt zu bieten. Es ist zu wenig, die Flächen liegen zu weit auseinander. Insekten brauchen ein eng vernetztes Biotopsystem, um sich ernähren und ihren Genpool bei der Fortpflanzung austauschen zu können. Ihre Flugstrecken sind kurz.

Damit die Arbeit der Naturparks nicht umsonst ist, werden die Kinder als Multiplikatoren und Erzieher ihrer Eltern mit ins Boot geholt. Vor allem in den Naturparkschulen – fünf davon gibt es schon im Rems-Murr-Kreis – wird ein spezieller Fokus auf Naturerfahrung und -wissen gelegt. Wildblumenwiesen auf dem Schulgelände gehören mit dazu. Die vom Naturpark angelegten Blühwiesen, sagt Bernhard Drixler, der Geschäftsführer des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald, könnten nur ein Zeichen sein. Es gehe um die Sensibilisierung der Bevölkerung. Dafür sind innerhalb von zwei Jahren 370000 Euro vom Land in die Naturparks geflossen. Doch es zähle jede Fläche auch im Kleinen.

Gartenbesitzer sollten es im Garten auch einfach mal wachsen lassen, Gewerbetreibende werden angesprochen, damit sie Blühflächen auf ihrem Gelände anlegen. Landwirte bauen inzwischen Blühflächen an, um dann die Samen abzuernten. Eine neue Einnahmequelle und der Start für neue Wildblumenwiesen.

Im Naturpark Südschwarzwald gibt es inzwischen sogar „Wiesenmeisterschaften“: Landwirte, die bei der Bewirtschaftung ihres Grünlands auf hohen Artenreichtum und Vielfältigkeit achten und zugleich möglichst gutes und ausgewogenes Futter fürs Vieh damit erzeugen, werden ausgezeichnet.

Info
Landwirte im Naturpark

Ein wichtiger Bestandteil der Naturpark-arbeit ist die Zusammenarbeit mit den Landwirten. Die Landwirte sind diejenigen, die die artenreiche Kulturlandschaft pflegen und damit auch schützen.

Um die Arbeit der Landwirte zu unterstützen, gibt es deshalb regelmäßig Naturparkmärkte. Der nächste findet am Sonntag, 19 Mai, in Plüderhausen statt.

Der jährliche Brunch auf dem Bauernhof findet dieses Mal am Sonntag, 4. August, statt. Landwirtschaftliche Betriebe laden zu einem reichhaltigen Buffet mit regional produzierten Speisen und Getränken.

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Erstellt:
18. Mai 2019, 16:00 Uhr

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